Besser-Wisser.

(dieser Artikel erschien im Februar 2006 auf meinem Blog kuechenruf.blog.de. Da der Bloganbieter Ende des Jahres schließt, habe ich, Peter Turi, ihn auf turi2 republiziert.)

kress-dreizack-1999-600Günther Kress 1999 zwischen den jungen Männern, denen er 1995 seinen "kressreport" verkauft hat: Peter Turi und Thomas Wengenroth

Dem Geburtstagskind des Tages,
dem DienstMann i.R. Günther Kress auf diesem Weg herzlichen Gückwunsch zum Geburtstag! Der Kurienkardinal des Branchenjournalismus, der Punkt, an dem der Journalist die Macht des Journalisten zu spüren bekam, die über drei Jahrzehnte unbestechliche Brancheninstanz, wird am Montag 77 Jahre alt.

Seit fast zehn Jahren sind Sie, lieber Günther Kress, jetzt im Ruhestand. Und Sie werden vermisst. Vielen fehlt der Kress als Benchmark, als Beispiel dafür, dass Recherche, Fleiß und Fairness der Mühe wert sind, Rückgrat, Fingerspitzengefühl und Formulierungskunst weiter en vogue.

Gunther-Kress3-1999-mit-turi-und-niggemeier-600Günther Kress spricht, Stefan Niggemeier (damals noch schlank), Peter Turi (damals noch dunkelhaarig), Stefan Wehmeier, Hartmut Ulrich und Thomas Wengenroth hören zu, anno 1999 (v.l.)

Wir Jungfüchse haben unter Ihrer fürsorglichen Knute oft gelitten, aber immer gelernt. Sie waren ein echter Schwabe: sparsam mit Lob und Zuwendung, Sie haben sich und uns nix geschenkt. Ich hab Sie leise verflucht als Besserwisser, aber Sie wussten vieles - heute kann ich's ja sagen - wirklich besser als wir Jungen. Fürs Internet waren Sie nie zu erwärmen, Open Source war Ihre Sache nicht. Da waren und sind wir auseinander.

Der erhoffte Nachfolger ist Ihnen - leider - nicht gewachsen. Ihm fehlte das Kress'sche Durchhaltevermörgen und die Einsicht zur rechten Zeit in das, was Sten Nadolny in "Die Entdeckung der Langsamkeit" auf den Punkt bringt: "Alles, was er tat, hatte seine Ehre darin, dass es entweder bereits lange dauerte oder auf eine lange Dauer angelegt war."

kress-sagt-1999-600Günther Kress erklärt, wie Branchendienst geht, Peter Turi hört aufmerksam zu. Hartmut Ulrich beobachtet Turi beim Zuhören

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