Burda-Vorstand Welte: Werbegeschäft der Zeitschriften wird nie wieder wachsen.

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Vorwärts immer, aufwärts nimmer: Burda-Vorstand Philipp Welte zieht in "Horizont" Zwischenbilanz für den Zeitschriften-Markt und rechnet nie wieder mit einem Wachstum im Werbegeschäft. Das Werbevolumen in Publikumstiteln werde dieses oder kommendes Jahr unter 1 Mrd Euro fallen und nie wieder steigen. Welte ruft die Branche auf, sich auf die Qualität des Markenartikels Magazin zu konzentrieren.

"Wir stellen eben nicht in erster Linie Werbeträger her, sondern Markenartikel." Welte ist überzeugt, dass Leser weiterhin gedruckte Zeitschriften lieben und kaufen werden. Das Produkt und seine Kunden teilten die Leidenschaft für Mode, Garten oder Kochen. Die digitalen Kanäle böten mehr Möglichkeiten als je zuvor, etwas über die Vorlieben der Kunden zu erfahren.

"Es geht nicht mehr in erster Linie um Reichweiten-Vermarktung, sondern um Relationship-Management." Zeitschriften sind heute keine einzelnen Produkte mehr, sondern müssen Marken sein. So komme es, dass "Fit for Fun" im Kern eine Zeitschrift ist, den Großteil seines Umsatzes aber mit Angeboten rund um Fitness und Wellness erwirtschaftet.

"Auf dem digitalen Werbemarkt werden wir alle keinen wirklich großen Blumenstrauß gewinnen können." Welte kapituliert ein Stück weit vor der Werbemacht von Facebook und Google im digitalen Raum. Online-Werbung sei natürlich Teil der Vermarktung, aber keine Überlebensstrategie für Verlage.

"Unsere Lebensader ist der Verkauf unserer Zeitschriften." Welte ist die andauernden Untergangsszenarien leid und zeigt sich zufrieden mit der Entwicklung von Print. Burda-Zeitschriften hätten im 1. Quartal nur 1 % im Einzelverkauf verloren. Welte lenkt den Blick auf den Verkauf der Zeitschriften: 50 % gingen in Supermärkten über die Theke. Im Grosso brauche es dringend Innovationen und bessere Konditionen für die "Markenartikel", die unter "Trittbrettfahrern", also Konzept-Kopien, leiden.

"Ich bin zu jeder verbalen Keilerei über die Qualität von Werbung zu haben." Welte bemängelt, dass Werbung oft nur noch auf Abverkauf ausgelegt ist. Dies entwerte Marken. Im Werbegeschäft stehe leider die Quantität über der Qualität.
"Horizont" 25/16, S. 12-13 (Paid)

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