“kresspro”: VDZ-Präsident Holthoff-Pförtner sieht Fake News als Chance für Verlage und verteidigt Yellow-Titel.


Fake News nein, Yellow Press ja: Stephan Holthoff-Pförtner, VDZ-Präsident und Funke-Gesellschafter, outet sich im Titel-Interview mit kresspro als Klatschblatt-Leser: Er selbst lese die Funke-Yellows "mit großem Genuss" und spielt die Übertreibungen der bunten Blätter herunter. "Wer Yellows kauft, weiß, dass er Unterhaltung bekommt. Nicht mehr und nicht weniger", sagt Holthoff-Pförtner und gibt sich überzeugt, dass die Mehrheit der Leser Nachrichten und Yellow Press auseinanderhalten könne.

Zuvor plädiert Holthoff-Pförtner für Investitionen ins journalistische Produkt. Er sieht in Fake News eine Chance für Verlage und Verleger, die Pressefreiheit zu sichern und warnt: "Wir haben zu viele Leute nicht mitgenommen. Die Medien spielen da eine tragende Rolle." Facebook habe zwar klassischen Medien die "alleinige Hoheit" über die Verbreitung von Nachrichten abgenommen, doch nicht jeder, der dort veröffentliche, tue das mit der Sorgfalt eines Verlages. Daher gewinne die Quelle einer Nachricht an Bedeutung.

Verlage müssten in der Bevölkerung das "journalistische Markenbewusstsein" stärken, zu dem auch gehöre, dass es Pressefreiheit und Qualitätsjournalismus nicht umsonst gebe. "Die Leute regen sich wahnsinnig auf, wenn irgendein Huhn nicht frei herumgelaufen ist. Ob ein Journalist frei herumläuft, ist viel zu vielen egal", gibt Holthoff-Pförtner zu bedenken. "Hier müssen wir Medienhäuser ansetzen. Alles andere ist gefährlich für unsere Gesellschaft."

Interviewer Bülend Ürük spricht mit Holthoff-Pförtner auch über den Streit beim VDZ, der Ende 2016 zum Rückzug der Hamburger Verlage um Gruner + Jahr führte, allerdings ohne neue Erkenntnis. Zudem befragt Ürük den Verleger-Präsidenten zu dessen Homosexualität und seinem Outing. "Ich habe lange geglaubt, damit leben zu können, ohne es zu thematisieren. Das geht aber nicht." Als Grund für sein Comingout nennt er Google. "Ich wollte nicht, dass jemand meinen Namen eingibt und dann überprüft, wie es um mein Privatleben steht."
"kresspro" 5/2017, S. 16-22 (E-Paper)

Aus dem Archiv von turi2.tv: VDZ-Präsident Stephan Holthoff-Pförtner will für die Medienfreiheit kämpfen.