"Der eigentliche Kern der Digitalisierung besteht darin, dass die Leistungs- und Arbeitsgesellschaft, wie wir sie bisher kannten, zu Ende geht. Und das ist ein epochaler Umbruch."
Philosoph Richard David Precht sagt im "Spiegel"-Interview, bisher seien die Folgen der Digitalisierung maßlos verniedlicht worden. Immer mehr Menschen merkten, dass die Digitalisierung ihre Lebensverhältnisse umwälze.
"Spiegel" 17/2018, S. 78-80 (Paid)
Weitere Zitate aus dem Interview:
"Im Kindergarten mit Programmieren für alle anzufangen ist in jeder Hinsicht Unsinn. Millionen untalentierte ITler braucht in der Zukunft niemand."
"Warum finden die Menschen es auf einmal unsittlich, dass die Digitalkonzerne machen, was sie immer gemacht haben: Daten abschöpfen, Menschen ausspionieren, Daten weitergeben, Profile erstellen? Sie finden es unsittlich, weil es Trump genutzt hat. Wenn Cambridge Analytica die Daten an Bernie Sanders gegeben hätte, wäre der Aufschrei wahrscheinlich sehr viel kleiner, obwohl der eigentliche Skandal nicht die Weitergabe an Trump war, sondern, dass man Personendaten ohne detaillierte Zustimmung überhaupt kommerziell weitergeben kann."
"Das Silicon Valley folgt dem Menschenbild der Kybernetik. Es sieht den Menschen als einen lernenden Organismus, der als Reflexmechanismus funktioniert, nicht anders als eine Ratte im Labor. Und auf genau die gleiche Weise arbeiten die Leute, die die Algorithmen bei Facebook programmieren. Wenn ich weiß, was dich interessiert, dann werde ich dir immer das empfehlen, was du magst."
"Es wird eine zentrale Aufgabe des Staats sein, dafür zu sorgen, dass wir nicht in eine Zweiklassengesellschaft zerfallen. Einen Arbeitsadel, der seine Kinder auf Privatschulen schickt, und ein Millionenheer an Abgehängten, die durch eine immer ausgefuchstere Unterhaltungsindustrie bespaßt werden, durch ein universelles Las Vegas."