Blattkritik: Florian Boitin, Chefredakteur “Playboy”, über “Clap”.

Blattkritik Florian Boitin 600 Clap

Florian Boitin ist voll des Lobes für “Clap”. Kein Wunder, schließlich freut sich der Playboy-Chefredakteur immer, wenn er “wichtig genug war”, um darin erwähnt zu werden.

Man muss die beiden einfach mögen. Die Erfinder und Macher des Magazins Clap: Cartoonist Peter “Bulo” Böhling und seinen Co-Chefredakteur Daniel Häuser. Zusammen mit Herausgeber und Media-Urgestein Thomas Koch haben die beiden mit ihrem “People-Magazin für Neugierige, Eitle und Schadenfrohe” 2006 ein pfiffiges und höchst unterhaltsames Medienmagazin aus der Taufe gehoben. Und das im Gegensatz zu vielen Wettbewerbern ohne Großverlag oder potente Gönner im Rücken. Dafür aber mit erfrischender Respektlosigkeit, intelligentem Witz und hochglänzendem Titelumschlag.

Das Magazinkonzept? Nicht die News ist der Star, sondern die Charakterisierung der Macher hinter den Geschichten. Schon der Zeitschriftenname “Clap” ist hintersinnig, denn er bedeutet bereits die erste augenzwinkernde Provokation einer jeden Ausgabe: Spielt der Magazintitel doch leichtfüßig mit der Eitelkeit und dem Sendungsbewusstsein vieler in der Branche. Applaus! Applaus! Was sind wir alle wichtig! “Clap” inszeniert dabei sehr gekonnt aufwändige People-Stories und hält dem Medienbetrieb gerade dadurch auf sehr amüsante Art und Weise den Spiegel vor. So ist es keine Seltenheit, dass sich manch Medienschwergewicht unerwartet in einer der zahlreichen originellen Magazinrubriken wiederfindet – allerdings nicht in Gestalt einer schmeichelnden Hofberichterstattung, sondern etwa als schräge Pointe in einer witzigen Fotogalerie. Faszinierend dennoch die Wirkung: Das “Clap”-Erfolgsrezept erinnert gelegentlich an das traditionelle Politiker-Derblecken am Münchner Nockherberg: Man möchte schon genannt werden – und sei es nur im humoristischen Sinne. Ein Magazin für Eitle und Schadenfrohe eben.

Die Machart folgt dabei einem immer gleichen Muster. Eine mehr oder weniger in der Öffentlichkeit bekannte Person aus dem Medienbereich wird titelfüllend abgebildet und im Innenteil auf mehreren Seiten porträtiert. Besonders ist dabei die visuelle wie inhaltliche Inszenierung der Coverstory: In der aktuellen Ausgabe #52 findet sich ein Porträt über die kürzlich inthronisierte Chefredakteurin des Frauenmagazins “Cosmopolitan”. Die These des sehr dichten und klug geschriebenen Porträts (“Warum so dezent, Frau Delastik?”) wird mit einer exklusiv angefertigten Fotoproduktion kontrastiert, die eine vermeintlich zurückhaltende und uneitle “Cosmo”-Chefin im Rahmen eines glamourösen Events darstellt. Diese durchdachte Umsetzung ist typisch für die Erzählweise des Medienleute-Magazins, und sticht gerade dadurch aus der üblichen “Verlag-X-macht-das-und-Agentur-Y-gewinnt jenes-Berichterstattung” heraus.

Zum Schluss? Habe ich eigentlich nur eine Anregung für die “Clap”-Macher: Macht es uns Eitlen, Neugierigen und Schadenfrohen künftig doch etwas leichter und bedient euch an einer beliebten Rubrik der anderen erfolgreichen Peoplezeitschrift, der “Bunten”: Führt am Heftende bitte eine Registerseite ein, mit allen in der jeweiligen Ausgabe vorkommenden Personen. Dann sehen wir auf einen schnellen Blick, ob wir euch auch wichtig genug für eine Erwähnung waren. Applaus! Applaus!

Im Reigen der Blattkritiken erschienen bisher folgende Beiträge:
Peter Böhling am 2.5.2015 über “Cicero”
Christoph Schwennicke am 26.4.2015 über “Kontext”.
– Josef-Otto Freudenreich am 19.4.2015 über die “B.Z.”.
– Peter Huth am 11.4.2015 über “Geo Wissen Gesundheit”.
Michael Schaper am 4.4.2015 über die deutsche “People”

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