Klaus Brinkbäumer beim “Spiegel” allein ganz oben.

Von Münster zum Tatort Ericusspitze - Klaus Brinkbäumer steht beim "Spiegel" vor seinem schwersten Fall (Foto: Michael Rehders/Spiegel)

Von Münster zum Tatort Ericusspitze – Klaus Brinkbäumer darf beim “Spiegel” ab sofort auch offiziell seinen schwersten Fall lösen (Foto: Michael Rehders/Spiegel)

Wie von turi2 am Freitag vorausgesagt: Der weiße Rauch an der Ericusspitze ist aufgestiegen, habemus pressepapam! Klaus Brinkbäumer, 47, der frühere Volleyball-Nationalspieler, hat’s an die Spitze des “Spiegel” geschafft und muss nun gucken, dass er da oben nicht zu schnell wieder runter purzelt. Gegenüber Florian Harms, dem neuen Chefredakteur von Spiegel Online, hat Brinkbäumer das letzte Wort – denn er ist “Herausgeber” von Spiegel Online. Eine ungewöhnliche Position im Online-Business und zugleich das untrügliche Zeichen dafür, dass beim “Spiegel” die Print-Heroen wieder die Macht in Händen halten.

 

Nach dem Scheitern des Duos Georg Mascolo und Mathias Müller von Blumencron und dem Desaster mit dem Integrationsbeauftragten Wolfgang Büchner hat sich jetzt eine eher schlichte, interne Lösung durchgesetzt. Zweimal rückt der zweite Mann an die Spitze. Zweimal muss ein fleißiger Arbeiter aus den Reihen der Redaktion erst beweisen, dass er das Zeug zum Alleinherrscher hat. Die Doppellösung ist solide, nicht mehr. Sie kommt zustande, weil namhafte Bewerber von außen nicht ins Licht traten. Giovanni di Lorenzo zog letztlich eine ruhigere “Zeit” vor. Den Beigeschmack, die zweite Wahl zu sein, wird Brinkbäumer noch ablegen müssen. Dass er, wie die Pressemitteilung betont, den Egon-Erwin-Kisch-Preis, den Henri-Nannen-Preis und den Deutschen Reporterpreis gewonnen hat und erfolgreiche Bücher schrieb, mag helfen.

 

Florian Harms, secundus inter pares im Spiegel-Haus

Florian Harms, secundus inter pares im Spiegel-Haus

Über Florian Harms, 41, ist noch weniger bekannt in der Branche: Während Brinkbäumer sowohl einen Wikipedia-Eintrag hat, als auch im lexikon2 gewürdigt ist, taucht Harms nicht mal in den kressköpfen auf. Die Biographie des Mannes mit dem markanten Kiefer klingt solide: Er studierte Islamwissenschaft und Politik in Freiburg und Damaskus, promovierte über islamische Missionsgruppen im Internet – nicht ganz unpassend in heutigen Zeiten. Er startete beim SDR, war früh in Kairo, bei der “taz” und der “NZZ”. 2004 stieg er bei Spiegel Online ein, danach langsam auf bis zum Vize 2011. Bei Twitter geben sich Brinkbäumer und Harms übrigens nicht viel: Print-Chef @Brinkbaeumer zeigt Online-Kompetenz und hat 5.367 Follower um sich gesammelt, Online-Chef @FAHarms kommt auf 6.389.
 
Auch als Nachfolger für Geschäftsführer Ove Saffe könnte eine interne Lösung zum Zuge kommen. Thomas Hass, Vertriebschef und Sprecher in der Riege der fünf Geschäftsführer der Mitarbeiter-KG.
 
Die Pressemitteilung im Wortlaut:

 

Klaus Brinkbäumer ist neuer Chefredakteur des SPIEGEL, Florian Harms ist neuer Chefredakteur von SPIEGEL ONLINE

 

Wechsel in den Chefredaktionen von SPIEGEL und SPIEGEL ONLINE: Klaus Brinkbäumer ist ab sofort neuer Chefredakteur des Nachrichten-Magazins DER SPIEGEL, Florian Harms ist neuer Chefredakteur von SPIEGEL ONLINE. Sie folgen auf Wolfgang Büchner, der den SPIEGEL-Verlag – wie bereits gemeldet – zum 31. Dezember 2014 verlassen hat. In seiner Funktion als SPIEGEL-Chefredakteur nimmt Klaus Brinkbäumer auch die Aufgaben des Herausgebers bei SPIEGEL ONLINE wahr.

 

Ove Saffe, Geschäftsführer des SPIEGEL-Verlags: “Wir freuen uns sehr, dass zwei ausgezeichnete Journalisten dieses Hauses die Verantwortung für die beiden großen Redaktionen des SPIEGEL übernehmen. Klaus Brinkbäumer und Florian Harms werden auch weiterhin maßgeblich dazu beitragen, den SPIEGEL als führendes politisches Magazin und SPIEGEL ONLINE als Leitmedium im deutschsprachigen Internet zu positionieren und weiterzuentwickeln. Gemeinsam werden sie die digitale Zukunft der Medienmarke SPIEGEL erfolgreich gestalten.”

 

Klaus Brinkbäumer (47) begann seine journalistische Laufbahn als freier Mitarbeiter der “Westfälischen Nachrichten” und als Volontär bei Weltbild, war dann Redakteur bei der “Abendzeitung” in München und ging als Chefreporter zum “Berliner Kurier”. 1993 wechselte er aus der “Focus”-Entwicklungsredaktion zum SPIEGEL, wo er zunächst als Redakteur und dann als Reporter für die Ressorts Sport, Deutschland, Ausland und Gesellschaft arbeitete. Nachdem er vier Jahre lang als Korrespondent aus New York berichtet hatte, wurde Brinkbäumer im Januar 2011 in der Position des Textchefs Mitglied der Chefredaktion des SPIEGEL. Seit September 2011 ist er stellvertretender Chefredakteur des SPIEGEL. Er gewann u.a. den Egon-Erwin-Kisch-Preis, den Henri-Nannen-Preis und den Deutschen Reporterpreis und schrieb Bücher wie “Der Traum vom Leben – Eine afrikanische Odyssee” oder “Die letzte Reise – Der Fall Christoph Columbus”.

 

Florian Harms (41) studierte Islamwissenschaft und Politikwissenschaft in Freiburg und Damaskus, promovierte über islamische Missionsgruppen im Internet und absolvierte Praktika und Redaktionsvertretungen u.a. bei der “Leonberger Kreiszeitung”, beim Süddeutschen Rundfunk, im ARD-Büro in Kairo, bei der “taz” und der “Süddeutschen Zeitung”. Nach dem Volontariat bei der “Neuen Zürcher Zeitung” baute er in Hamburg ein freies Journalisten-Team auf und veröffentlichte Bücher und Reportagen zur arabischen Welt. Ab Mai 2004 war er zunächst freier Nachrichtenredakteur bei SPIEGEL ONLINE, ab April 2006 fester Redakteur. Ab März 2007 leitete er die Entwicklung des Zeitgeschichte-Portals einestages. Im Juli 2008 wurde er Chef vom Dienst am Newsdesk. Seit März 2011 ist er stellvertretender Chefredakteur von SPIEGEL ONLINE.
 
Hamburg, 13. Januar 2015
 
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