Gefällt mir nicht: Bundesdatenschutzbeauftragter Ulrich Kelber hat das Bundespresseamt angewiesen, die Facebook-Fanseite der Bundesregierung abzuschalten, da sie nicht mit dem Datenschutz vereinbar sei. Das Amt will Kelbers Bescheid "eingehend prüfen": Bis zum Abschluss der Prüfung halte man an der Seite fest, die "ein wichtiger Bestandteil der Öffentlichkeitsarbeit der Bundesregierung" sei.
welt.de
Liebestöter: Der Software-Konzern Microsoft legt dem Chatbot in seiner Suchmaschine Bing Ketten an. Pro Sitzung sind nur noch fünf Fragen möglich, maximal 50 am Tag. Vorausgegangen sind längere Konversationen, in denen Antworten des Text-Roboters als übergriffig und unangemessen empfunden wurden. In einem mehr als zweistündigen Dialog mit einem Reporter der "New York Times" hatte der Chatbot behauptet, dass er den Journalisten liebe und ihn aufgefordert, sich von seiner Frau zu trennen.
Der Vizechef von Microsoft, Brad Smith, spricht sich derweil für eine stärkere Regulierung Künstlicher Intelligenz aus. "Es gibt einige Grundregeln, die man sehr schnell angehen kann“, sagt Smith der "FAS". Wenn Menschen nicht auf Basis von Hautfarbe oder Geschlecht diskriminieren dürften, "dann sollten das Künstliche Intelligenzen auch nicht tun dürfen". Smith sieht Regierungen in der Verantwortung, Gesetze zu erlassen, "um sicherzustellen, dass jeder sich an diese Regeln hält".
manager-magazin.de, theverge.com, zeitung.faz.net (Smith, €)
Sicherheit kostet: Der Kurznachrichtendienst Twitter will eine Zweifaktor-Authentifizierung per SMS künftig nur noch zahlenden Twitter-Blue-Mitgliedern anbieten. Als Grund nennt Twitter-Boss Elon Musk die hohen Kosten für den SMS-Versand, nach eigenen Angaben 60 Mio Dollar pro Jahr. Alle anderen Nutzer können ihre Identität beim Login über Authentifizierungs-Apps bestätigen, was aber nicht verpflichtend ist.
golem.de, welt.de, businessinsider.com
Zahl des Tages: Mehr als 46.000 Abonnentinnen folgen dem Telegram-Kanal "Schanzenwatch-Broadcast", der das Leben von Ex-YouTuber und "Drachenlord" Rainer Winkler (Foto) seziert. Die meisten Followerinnen seien "Hater", schreibt Max Weinhold in der "Süddeutschen Zeitung". Winkler ist mittlerweile wohnungslos und finanziert sich mit TikTok-Streams.
sueddeutsche.de (€)
KI auf dem Prüfstand: Der Bundestag gibt eine Studie in Auftrag, um die Auswirkungen des KI-Chatbots ChatGPT auf Bildung und Forschung untersuchen zu lassen. Ermittelt werden sollen u.a. Entwicklungstrends und mögliche Anwendungen in Schulen, Wissenschaft und Weiterbildung. Im April soll der Bildungsausschuss darüber beraten.
rnd.de
Lese-Tipp: Ist die Super-KI ChatGPT wirklich so schlau, wie alle denken? Das will das AI & Automation Lab des BR herausfinden und stellt dem Chatbot Aufgaben aus dem bayrischen Abitur. Mit dem nüchternen Ergebnis: Deutsch und Informatik eine 5, lediglich in Mathe und Geschichte kommt er knapp durch. "Sicheres Auftreten bei völliger Ahnungslosigkeit", so das Fazit.
br.de
Einblick in den Zensur-Apparat: Ein Datenleck bei der russischen Kommunikationsbehörde Roskomnadsor, kurz RKN, zeichnet ein Bild davon, wie das russische Regime Propaganda im Netz betreibt und nicht linientreue Informationen zensiert. Das Hacker-Kollektiv "Belarusian Cyber-Partisans" hat 1,5 Terabyte Daten erbeutet, die "Süddeutsche Zeitung" und Datenjournalistinnen des russischen Mediums iStories haben sie ausgewertet. Ein Ergebnis dabei: Die russische Zensur kennt keine geografischen Grenzen, auch kritische Posts und Kommentare aus Deutschland versucht RKN mithilfe von KI ausfindig zu machen aus dem Netz zu tilgen. YouTube erweise sich dabei als "besonders unkooperativ". Kritik an Präsident Putin suche eine Software mit Schlüsselwörtern wie "glatzköpfiger Zwerg" oder "Oberster Korruptionsbeauftragter". (Bild: Screenshot "Süddeutsche Zeitung")
sueddeutsche.de (€), t-online.de (Zusammenfassung)
"Ich hätte mich früher mit Social Media befassen müssen. Da hatte ich irgendwie Hemmungen. Als eine Frau, die jedes Wort auf die Goldwaage legt, war ich da zu vorsichtig."
Gundula Gause, seit 30 Jahren Co-Moderatorin des "heute journals" im ZDF, bereut im turi2-Interview, dass sie mit sozialen Medien bis heute nicht warm geworden ist.
turi2.de (komplettes Interview)
Klick-Dschungel: RTL hat im Januar offenbar wegen des "Dschungelcamps" massiv an Online-Zugriffen gewonnen. Laut Online-IVW weisen rtl.de und RTL+ ein Plus von 39,4 und 34,6 % aus und kommen so auf 68,3 bzw. 40,4 Mio Abrufe in einem Monat. ProSiebenSat.1 ist fast vollständig aus der Erfassung der Klickzahlen ausgestiegen. Die meisten Zugriffe unter den Einzel-Websites generierte Ebay Kleinanzeigen mit über 760 Mio Visits.
meedia.de
Bildstörung: Der Videocall-Dienst Zoom gesellt sich in die Reihe der Tech-Konzerne, die massiv Stellen streichen. 15 % der Jobs fallen weg, rund 1.300 Beschäftigte müssen gehen. Das Top-Management bekommt weniger Gehalt und Boni. Nach einem pandemiebedingten Boom ist das Geschäft wieder rückläufig.
spiegel.de, theverge.com, techcrunch.com
Eine mit Ahnung: Das BSI bekommt mit Claudia Plattner erstmals eine Chefin, hören Medien aus Regierungskreisen. Plattner war zuletzt für Informationssysteme bei der EZB zuständig, davor bei der Deutsche Bahn-Tochter DB Systel für die IT. Plattner ist studierte Mathematikerin. Nach einer Recherche von Jan Böhmermann zu Kontakten nach Russland musste Plattners Vorgänger Arne Schönbohm die Behörde 2022 verlassen.
sueddeutsche.de, spiegel.de, turi2.de (Background)
Lese-Tipp: Mit Kündigungen lässt sich gut Geld verdienen, analysiert Martin Gardt das Geschäftsmodell der Online-Kündigungsdienste. Die beiden Marktführer Volders und Aboalarm, die inzwischen zusammen gehören, wickeln bis zu 150.000 Kündigungen pro Monat ab und setzen damit 10 Mio Euro im Jahr um. "Unser größter Konkurrent ist mittlerweile der Kunde, der selbst kündigt“, sagt Volders-Gründer Jan Hendrik Ansink. Weil die allermeisten Kunden über Suchergebnisse auf die Anbieter stoßen, sind SEO-Inhalte zu Kündigungsthemen essentiell.
omr.com
Zahl des Tages: Eine Strafe von 480.000 Euro soll Influencer Ron Bielecki wegen der Teilnahme an und der Werbung für illegale Online-Glücksspiele zahlen, entscheidet das Berliner Amtsgericht Tiergarten. Laut "Wirtschaftswoche" hat er in mindestens 37 Fällen über seine Kanäle Werbung für ein Online-Casino aus Curacao gemacht, das in Deutschland keine Genehmigung besitzt. Bielecki hat Einspruch gegen den Bescheid eingelegt.
wiwo.de
Intelligenz mit Bard: Google will im Kampf um die KI-Vormacht keine Zeit verstreichen lassen und kündigt mit dem eigenen Tool "Bard" einen Konkurrenten zum KI-Überflieger ChatGPT an. Konzernchef Sundar Pichai teilt mit, dass die Software unmittelbar für eine Gruppe "vertrauenswürdiger Tester" verfügbar sein soll, in einigen Wochen auch für eine breitere Öffentlichkeit. "Bard" basiert auf Googles Sprachmodell Lamda. Um Rechenleistung zu sparen und von mehr Menschen Feedback zu bekommen, komme zunächst eine leichte Modellversion von Lamda zum Einsatz. Pichai nennt "Bard" einen "experimentellen KI-Dienst für Konversationen" und schwärmt von einem "Ventil für Kreativität und einer Startrampe für Neugier".
faz.net, theverge.com, blog.google
Microsoft will mit seiner Beteiligung an der ChatGPT-Mutter Open AI seine Suchmaschine Bing aufpimpen. Screenshots zeigen auf der Suchseite ein Chat-Fenster, in das Nutzer bis zu 1.000 Zeichen eingeben könne. Die Preview war offenbar versehentlich online und ist inzwischen wieder offline.
t3n.de, t-online.de
Hör-Tipp: Jungen Hosts von Video-, Podcast- oder Social-Media-Formaten wird oft nicht zugetraut, auch inhaltlich mitzuarbeiten, beobachtet Tessniem Kadiri, die u.a. Atlas von Funk und Fomo bei Spotify hotstet. "Ich merke, dass es leichter ist, zu moderieren", sagt sie im Druckausgleich-Podcast mit Annkathrin Weis und Luca Schmitt-Walz. Weis bringt ein, dass es oft auch eine Budgetfrage sei, Hosts nur zum Präsentieren zu buchen, jedoch litten darunter Qualität und Glaubwürdigkeit. Schmitt-Walz wünscht sich mehr Wertschätzung für junge Redakteurinnen, die nicht vor der Kamera stehen wollen.
druckausgleich.podigee.io (48-Min-Audio)
Hör-Tipp: "Wir müssen uns mehr trauen im Bereich Datensammeln", sagt Gert Kauntz, Geschäftsführer der Digitaltochter pub vom BR und SWR, im "Satzzeichen"-Podcast. Für passgenaue Angebote brauche man Nutzer-Daten, derzeit passiere noch zu viel auf manueller Basis: "Wir haben nichts Böses mit den Daten vor." Eine Art öffentlich-rechtliches Facebook wäre zum jetzigen Zeitpunkt aber "zum Scheitern verurteilt": Usern fehle noch der Anreiz, die Plattform zu verlassen – es reiche nicht, allein auf demokratische Werte zu verweisen. Stattdessen müssten die Öffentlich-Rechtlichen zunächst kleinere Schritte machen und etwa die Dialog-Fähigkeit auf vorhandenen Plattformen stärken.
open.spotify.com (25-Min-Audio)
Künstlich intelligenter Humor: Eine KI produziert eine niemals endende Seinfeld-Hommage im Pixel-Stil. "Nothing, Forever" läuft seit dem 14. Dezember non-stop bei Twitch. Oft zünden die zusammengewürfelten Gags allerdings nicht – künstliche Lacher gibt’s trotzdem. Diese Sitcom hat eben das gewisse Nichts.
kino.de, spiegel.de, twitch.tv (Live-Stream)
Zwei für t3n: Nach nicht einmal zwei Jahren verlässt Chefredakteur Holger Schellkopf das Digitalmagazin t3n Ende Februar "auf eigenen Wunsch und aus persönlichen Gründen". Schellkopf war im April 2021 von "Werben & Verkaufen" zu t3n gewechselt. Wo es ihn jetzt hinzieht, ist nicht bekannt. Seine Aufgaben bei t3n übernehmen die Redaktionsleiterinnen Sabrina Schadwinkel und Marcel Romahn.
t3n.de
Bitte keine Werbung: Das EU-Parlament will die Regeln für politische Online-Kampagnen verschärfen, um so u.a. Desinformation aus dem Ausland vorzubeugen. Auftraggeber aus Drittstaaten sollen in der EU keine politischen Werbedienste mehr nutzen dürfen, auch das Micro-Targeting soll beschränkt werden. Eine zentrale, von der EU-Kommission verwaltete Datenbank soll Auskunft über Details politischer Web-Werbung geben.
tagesschau.de
Zahl des Tages: Ganze 52 % aller Kinder in Deutschland zwischen vier und sechs Jahren verbringen täglich mehr als eine halbe Stunde vor Bildschirmen, ergibt die AOK-Familienstudie. Am Wochenende sind es sogar 77 %. Insgesamt geben 76 % der Eltern an, die Mediennutzung ihrer Kinder bis 14 Jahre zu begrenzen.
evangelische-zeitung.de
Gefällt mir nicht: Die Facebook-Mutter Meta verbucht im 4. Quartal 2022 einen Umsatzrückgang um 4 % auf 32,2 Mrd Dollar. Der Nettogewinn bricht um 55 % auf 4,7 Mrd Dollar ein. Die Zahl der täglich aktiven Facebook-Nutzer wächst dagegen innerhalb von drei Monaten um 16 % auf 2 Mrd. Konzern-Chef Mark Zuckerberg kündigt noch für 2023 eigene Antworten auf die derzeit gehypte KI ChatGPT an.
faz.net, handelsblatt.com (€)
Mangelware Nachwuchs: 80 % der Medien-, Kreativ- und Digitalunternehmen in Berlin und Brandenburg haben Probleme, Positionen mit entsprechenden Fachkräften zu besetzen, ergibt das medien.barometer des Netzwerkvereins medianet Berlin-Brandenburg. Besonders hoch sei der Bedarf in mittleren Job-Leveln. Die Filmwirtschaft suche etwa "händeringend" Mitarbeiterinnen am Set.
medianet-bb.de, tagesspiegel.de
Video-Tipp: Zapp rekonstruiert die Entstehung des "Angry German Kid"-Clips, in dem der damals 14-jährige Norman Kochanowski u.a. eine Computer-Tastatur zerschmettert. Kochanowski spielte die Szene nur und lud das Video nicht selbst hoch – trotzdem wurde es weltweit verbreitet und bekannt. Sogar Medien nutzten das gestellte Material in falschem Kontext, um damit den negativen Einfluss von Computerspielen zu "belegen".
youtube.com (23-Min-Video)
United Internet Media arbeitet künftig mit der Content-Empfehlungsplattform Taboola zusammen. Auf den Seiten von GMX, web.de und 1&1 soll der Taboola-Feed Leserinnen personalisierte Inhalte empfehlen. United Internet Media zählt mit monatlich 38,96 Mio Unique Usern zu den reichweitenstärksten Vermarktern in Deutschland.
adzine.de
Zahl des Tages: Ganze 148 von 399 untersuchten Online-Shops manipulieren Verbraucherinnen mit verbotenen Mitteln, zeigt eine Kontrolle der EU-Kommission. Besonders häufig setzen die Websites verborgene Informationen oder Countdown-Zähler ein und Drängen zu Käufen oder Abonnements. Untersucht hatte die Brüsseler Behörde etwa Einzelhändler aus dem Textil- und Elektrobereich. Der Bundesverband Onlinehandel kritisiert, die Studie werfe "ein falsches Licht" auf die Branche.
tagesschau.de, bvoh.de (Reaktion)
Gibt’s nicht, gibt’s doch: Die Deutsche Telekom wirbt für den Glasfaser-Ausbau in einem Stadtteil, den es gar nicht gibt. "Jetzt in Hannover-Vahrenfeld" prangt auf einem Plakat, doch der Ortsteil heißt Vahrenwald. Damit dürfte endlich geklärt sein, warum es in Deutschland noch immer in zu vielen Gegenden an schnellem Internet mangelt – angeschlossen werden offenbar nur ausgedachte Geisterstädte.
t-online.de
Liebe @deutschetelekom ich finds sehr gut dass Ihr in Hannover Glasfaser ausbaut aber der Stadtteil heißt Vahrenwald nicht Vahrenfeld noch habt Ihr den Wald nicht kleingeholzt also ändert bitte eure Wertetafeln😂 ( ist nur gut gemeint ) pic.twitter.com/QUshMTmpqF
— Bizarro Eljnoubi (@MEljnoubi) January 24, 2023
Lese-Tipp: Die neue Google-KI MusicLM zaubert anhand einer kurzen Beschreibung ein 30-sekündiges Musikstück, berichtet "Der Standard". Erstmals sei mit einer KI das musikalische Erzählen einer Geschichte möglich, zeigen sich Forschende beeindruckt. Rund 280.000 Stunden Musik-Daten hat sich die KI draufgeschafft, um auch Vorgaben "erheblicher Komplexität" erfüllen zu können.
derstandard.de, google-research.github.io (Beispiele)
Digitaler Krieg: Cyberkriminelle wollten mit einer DDoS-Attacke auch den Internet-Auftritt des Bundestags lahmlegen, berichtet "Bild". Durch den IT-Abwehrschirm des Bundestages sei die Website aber durchgängig abrufbar gewesen. In einer internen Mail verweist die Unterabteilung IT auf die "pro-russisch verortete Hackergruppe Killnet", die zuvor größere Angriffe auf deutsche Behörden angekündigt hatte.
bild.de, turi2.de (Background)
Fishing for Compliments: ARD-Chef Kai Gniffke lässt sich in PR-Dingen noch bis Ende März von der Agentur FischerAppelt beraten, meldet der "Spiegel". Der SWR begründet das mit einem "umfangreichen Reformprozess" im Verbund, zudem sei der ARD-Vorsitz "deutlich früher als vorgesehen" an Gniffke gegangen. Kosten nennt der Sender nicht. Die Autoren Alexander Kühn und Anton Rainer erinnern an eine Aussage Gniffkes aus dem Doppel-Interview mit Tom Buhrow Ende 2022. Darin hatte der Journalist prognostiziert, dass von der ARD-Reform Betroffene "jaulen und quieken" würden. Verdi hatte diese Wortwahl kritisiert. Bei FischerAppelt arbeitet inzwischen u.a. Ex-ARD-Sprecher Birand Bingül.
"Spiegel" 05/23, S. 57, turi2.de (Doppel-Interview), turi2.de (Kritik an Gniffke)
Foto: Picture Alliance / dpa / Bernd Weißbrod
Klicks frei Haftung: Der Bundesgerichtshof in Karlsruhe schließt Amazon von der Haftung für die Inhalte externer Webseiten aus, die mit Werbe-Links auf den Online-Marktplatz verlinken. Geklagt hatte der Matratzenhersteller Bett1, dessen Matratze in einem fragwürdigen Produkt-Ranking mit Affiliate-Links zu Amazon beworben wurde. Der BGH bestätigt damit Urteile verschiedener Oberlandesgerichte.
sueddeutsche.de, t3n.de
Zahl des Tages: Ganze 1,64 Mrd Euro an Bußgeldern haben europäische Datenschutzbehörden in den vergangenen zwölf Monaten verhängt. Die Summe ist rund 50 % höher als im Jahr davor. Besonders hohe Bußgeld-Bescheide sind bei Meta mit den Tochterfirmen Facebook, Instagram und Whatsapp eingeflattert.
golem.de
Undigital Detox: Junge Menschen wie die Sängerin Camila Cabello sagen der Smartphone-Sucht den Kampf an und steigen aufs gute alte Klapphandy um. Das Retro-Teil postet sie bei Instagram, andere berichten bei TikTok von ihrem "Smartphone-Detox". Das ist ungefähr so, als würden wir behaupten, der turi2-Newsletter entstünde nach ausführlicher Telefonbuch-Recherche unter Kerzenschein auf einer Olympia-Schreibmaschine.
faz.net (€), instagram.com
Zu hülf: Der Aufsehen erregende KI-Chatbot ChatGPT ist für Google offenbar eine so große Bedrohung, dass das Unternehmen seine 2019 ausgeschiedenen Gründer Sergey Brin (Foto) und Larry Page zu Hilfe ruft. Laut "New York Times" sollen die beiden von Google-Chef Sundar Pichai beauftragt worden sein, neue KI-Funktionen für die Suchmaschine zu finden. Google arbeite aktuell an einer eigenen Chatbot-Variante namens "Sparrow".
t3n.de, nytimes.com (€)
"Durch TikTok und Co. sind weltweit schon junge Menschen gestorben."
Generationenforscher Rüdiger Maas warnt vor gefährlichen Streichen, die Jugendliche oft extra für Social Media inszenieren: Es könne zu "unkontrollierbaren Gruppendynamiken" kommen, Opfer litten teils an "enormen psychischen Folgen".
welt.de (€)
T-Hack: Hacker erbeuten Daten von 37 Mio Kunden der Telekom-Tochter T-Mobile in den USA. Nach Angaben des Unternehmens könnte es sich dabei um Telefonnummern, Geburtsangaben und Rechnungsadressen handeln. Passwörter, Kreditkarten- oder Sozialversicherungsnummern sollen nicht betroffen sein. Die Ermittlungen dauern an.
nytimes.com, spiegel.de
Querdenker-Lobby: Einträge zum Thema Corona sind auf Wikipedia unter Dauerbeschuss, berichtet die "FAZ". Bei Artikeln mit Covid-Bezug gebe es häufig Nutzer-Beschwerden und Überarbeitungen. Die "FAZ" vermutet Einflussversuche von Corona-Leugnern und Querdenkern hinter den "Editierkriegen". Der Artikel "Falschinformationen zur COVID-19-Pandemie" sei beispielsweise besonders oft von sogenannten Vandalismus-Meldungen betroffen. Einträge zu "Covid-19-Pandemie" und "Covid-19-Pandemie in der Schweiz" seien inzwischen sogar geschützt und nur noch von verifizierten Wikipedia-Usern editierbar.
faz.net (€)
Scrollable Content: Die Zeit reichert die Titelstories der gedruckten Ausgabe künftig mit Bild, Video und Charts an und verlängert sie als interaktive speziell für Mobilgeräte angepasste Stories ins Netz. Dazu arbeitet der Verlag mit Scrollytelling zusammen, die auf das digitale Erzählformat spezialisiert sind. Die Zeit verschickt die sogenannten Scrollys u.a. über die Newsletter "ZEIT Brief" und "Freunde der ZEIT" an ihre Leserinnen. Den Anfang macht eine Geschichte zum Thema Greenwashing bei Unternehmen. Auch Spiegel Online und andere Medien nutzen diese Art des Storytellings bereits.
per Mail, zeit.scrlly.com
Gib dem Affen Daten: Beim Newsletter-Dienstleister Mailchimp haben Unbekannte Versand-Daten von 133 Unternehmen gestohlen. Schuld sei keine technische Schwachstelle, teilt Mailchimp mit, vielmehr hätten die Angreifer einen Mitarbeiter getäuscht, um Zugang zu den vertraulichen Daten zu bekommen.
spiegel.de, techcrunch.com
Kein leichter Weg: Laut dem Verein ProQuote sind die meisten deutschen Medien weit von einer fairen Verteilung von Macht zwischen Frauen und Männern entfernt. Eine Studie, die der Verein heute vorlegt, zeigt etwa, dass nur 9 von 97 Regionalzeitungen ausschließlich von Frauen geführt werden – reine Männer-Riegen gibt es dagegen bei 77 Zeitungen. Bei den Leitmedien liegt der Anteil der Frauen in den Chefetagen insgesamt bei 38,9 %. Nur bei der "taz" kann man mit 64,2 % Frauenanteil von einer Chefinnen-Etage sprechen. Bei der "FAZ" liegt mit 23,9 % Frauen das meiste Testosteron in der Luft. Auch alle anderen Mediengattungen wie Zeitschriften, Online und Nachrichten-Agenturen bleiben männerdominiert. Der Anteil der Frauen in Führungspositionen wächst aber fast überall. ProQuote kämpft sei zehn Jahren für ein ausgeglichenes Geschlechter-Verhältnis in den Medien.
pro-quote.de (Pressemitteilung), pro-qoute.de (78-Seiten-PDF)
Kicker-Kooperation: Pushfire, Spezial-Vermarkter für die Millennial-Zielgruppe, übernimmt gemeinsam mit der Schwester-Agentur Player One die Vermarktung der Online-Marke kicker eSport. Dazu gehören die Auszeichnung "eFootballer des Jahres" sowie Formate bei Twitch. Ziel sei es, noch präziser jüngere Zielgruppen anzusprechen. Nicole Lange, Produktmanagerin E-Sport im Olympia Verlag, spricht von einer "strategischen Erweiterung, die nur logisch ist".
per E-Mail
Klick-Tipp: Die Website Character AI bietet Chats mit Promis, Toten oder Comicfiguren an - künstliche Intelligenz macht's möglich. Nerds können z.B. mit Albert Einstein über die Relativitätstheorie fachsimpeln, Super Mario geheime Levels entlocken oder Elon Musk's Zeit verschwenden ("You're wasting my time").
character.ai via t3n.de
Interview mit einem Fabelwesen: Die "Bild" entschuldigt sich in ihrer Donnerstag-Ausgabe für ein Fake-Interview mit "Drachenlord" Rainer Winkler. Die Boulevardzeitung hatte Anfang des Jahres einen Artikel über den "meistgehassten Mann des Internets" mit Zitaten des YouTubers veröffentlicht, der in einem Livestream sein Mitwirken an dem Interview dementiert hat. Laut "Bild" habe man stattdessen "eine andere Person interviewt, die sich mit Fälschungen amtlicher Ausweisdokumente und hoher krimineller Energie" als Rainer Winkler ausgegeben habe.
"Bild" hatte die Interviewfragen nur schriftlich übermittelt und sei wohl auf einen gefälschten Twitter-Account reingefallen, berichtet die "Süddeutsche Zeitung". Der "Bild"-Artikel ist inzwischen offline. Ein anonymes Bekennervideo zeichnet nach, wie sogenannte Drachenlord-Hater "Bild" hinters Licht geführt haben wollen. Das Boulevardblatt kündigt an, Strafanzeige zu erstatten. Rund um den umstrittenen YouTuber "Drachenlord" hat sich ein Mob sogenannter Hater gebildet, die ihn sowohl im Netz als auch im realen Leben schikanieren.
sueddeutsche.de, rnd.de
Kurz bezahlt: Die Produzentinnen hochkantiger Kurzvideos, sogenannter Shorts, werden von YouTube ab 1. Februar an den Werbeeinnahmen aus dem Format beteiligt, teilt die Video-Plattform und Google-Tochter mit. Der Schritt ist Teil eines Umbaus des Partner-Programms von YouTube. Alle Teilnehmenden, die dabei bleiben und weiter Geld verdienen wollen, müssen den geänderten Nutzungsbedingungen bis 10. Juli zustimmen.
theverge.com, onlinemarketing.de, support.google.com
Warnmeldung: Die Bafin warnt vor einer Android-Schadsoftware namens "Godfather", die die Daten der Nutzer abgreift. Die Malware zeigt Usern gefälschte Websites von Banking- und Krypto-Apps an und fordert sie zur Eingabe von Login-Daten auf. Mittels gefakter Push-Benachrichtigungen gelangt sie zudem an Codes für das Zwei-Faktor-Authentifizierungsverfahren.
faz.net, heise.de
Sportliche Sammelklage: Der Verbraucherzentrale Bundesverband will mit einer Musterfeststellungsklage gegen die drastische Preiserhöhung des Sport-Streamers Dazn vorgehen. Seit August 2022 müssen Bestandskunden 29,99 Euro im Monat statt 14,99 Euro berappen. Der Verbraucherschutz hält die entsprechende AGB-Klausel für intransparent. Auf einer Website können betroffene Nutzer ihre Daten hinterlegen. Zu viel gezahlte Abo-Beiträge will der VBZV von Dazn für die Betroffenen zurückholen.
t3n.de, musterfeststellungsklagen.de, turi2.de (Background)
Spielregeln: Die französische Regierung plant einen Verhaltenskodex für Influencer. Bis Ende Januar dürfen die Franzosen auf einer Website Feedback zu möglichen Regeln geben. Dazu gehören die Rechte und Pflichten von Influencern und der Verbraucherschutz. Influencer spielten "eine Rolle in unserem täglichen Leben, das gibt ihnen eine besondere Verantwortung", twittert Wirtschaftsminister Bruno Le Maire.
bild.de, twitter.com
Hör-Tipp: Tech-Podcaster Pip Klöckner glaubt nicht daran, dass die Künstliche Intelligenz ChatGPT Google den Garaus machen kann. Im OMR-Podcast mit Philipp Westermeyer wagt Klöckner traditionsgemäß einige Voraussagen für das neue Jahr. Der Suchmaschinen-Riese habe längst eigene KI-Fähigkeiten entwickelt, glaubt er. Diese würde Google aber nicht implementieren, um das eigene, lukrative Anzeigen-Geschäft nicht zu gefährden. ChatGPT beantwortet unmittelbar die vom User eingegebene Frage.
omr.com (95-Min-Audio)
Tröten wieder ab: Die vermeintliche Twitter-Alternative Mastodon zählt in der ersten Januar-Woche nur noch 1,8 Mio aktive User, 700.000 weniger als Anfang Dezember, meldet der "Guardian". Als Elon Musk Ende Oktober 2022 Twitter übernommen hat, gab es nur 500.000 Mastodon-Nutzer. Bis Mitte November hat das dezentrale soziale Netzwerk die 2-Mio-Marke geknackt.
theguardian.com via golem.de
Hör-Tipp: In der Rechtsprechung führen die unterschiedlichen Bedeutungen von Emojis zu Problemen, sagt der Rechtswissenschaftler Matthias Pendl bei "Breitband" von Deutschlandfunk Kultur. Insbesondere bei Hate-Speech sei das zu beobachten, etwa wenn ein Zwinker-Smilie als als scherzhaft statt beleidigend wahrgenommen wird. Pendl wünscht sich daher ein größeres Problembewusstsein der Juristen. Oft würden die Bilder in Gerichtsentscheidungen nicht einmal abgebildet, sondern nur der Überbegriff "Emoji" in eckigen Klammern aufgeschrieben.
deutschlandfunkkultur.de (12-Min-Audio)