Zitat: Medienethiker Alexander Filipović ordnet den medialen Umgang mit Alexandra Föderl-Schmid ein.

"Eigent­lich müssten wir uns alle schämen und die Klappe halten, weil wir natürlich Teil dieser fatalen Kommunikations­dynamik sind, die ent­steht und die einen Menschen in die Ver­zweiflung drängen kann."

Medien­ethiker Alexander Filipović findet es im Inter­view mit der KNA "un­würdig", dass ausge­rechnet "Nius" von Julian Reichelt die Plagiats­jagd auf "Süddeutsche"-Vize Alexandra Föderl-Schmid finanziert hat, weil es dem Portal "wohl nicht um wissen­schaft­liche Qualität gehen dürfte". Nach dem Bekannt­werden von journalistischen Fehlern Föderl-Schmids ihre Doktor-Arbeit zu prüfen, findet er "moralisch frag­würdig".
kress.de

Funk sieht nach Rezo-Kritik Glaubwürdig­keits­problem bei Reportage-Format “STRG_F”.

Fehlsteuerung: Das Funk-Reportage-Format STRG_F hat "ein riesen­großes Glaubwürdig­keits­problem", räumt Funk-Content-Leiter Stefan Spiegel bei Deutschland­funk Kultur ein. "Eine sehr große Community auf YouTube vertraut dem Format nicht mehr", sagt er. Grund ist ein Video von YouTuber Rezo, der "STRG_F" wiederholt Framing und Falsch­behauptungen vorwirft. Um das Vertrauen wieder­herzustellen, müsse man "unbedingt was tun", kündigt Spiegel an. Es gehe um eine "sehr offene Fehler­kultur" und "so groß wie mögliche Transparenz".
deutschlandfunkkultur.de (12-Min-Audio, O-Ton-Spiegel ab 10:36), faz.net (€), youtube.com (67-Min-Video von Rezo)

CDU in Rheinland-Pfalz fordert Rücktritt von SPD-Medienpolitikerin Heike Raab.


Zum Raabport: Die CDU-Fraktion im Landtag von Rheinland-Pfalz fordert den Rücktritt von Medien-Staats­sekretärin Heike Raab, die auch Koordinatorin der Rundfunk­kommission der Länder ist. Die SPD-Politikerin hatte sich im Mai auf Briefpapier der Landesregierung über eine SWR-Sendung beschwert. Ein SWR-Journalist hatte in der Sendung den früheren Innen­minister Roger Lewentz für die Toten der Ahrtal-Flut­katastrophe verantwortlich gemacht und moniert, dass er weiterhin SPD-Landes­chef ist. Raab würde versuchen, eine "unliebsame Bericht­erstattung zu beeinflussen und Druck aus einer Machtposition heraus auszuüben". Die Landes­presse­konferenz Rheinland-Pfalz sieht in dem Schreiben einen "Einschüchterungs­versuch". Der SWR dagegen findet "Programm­kritik von außen" nicht ungewöhnlich. Raab selbst sagt, inhaltlich stehe sie weiterhin zu ihrer Kritik, die Unabhängigkeit der Medien sei jedoch "ein hohes Gut". Die CDU will den Fall am Donnerstag im Landtag thematisieren, auch der Landesrundfunkrat des SWR werde sich damit befassen.
dwdl.de, evangelische-zeitung.de, swr.de, merkur.de, faz.net (€)

Foto: Staatskanzlei RLP/ Unger

Antiziganismus-Beauftragter vermisst in WDR-Sendung Widerspruch gegen anti­ziganistische Äußerung von Ben Becker.

Tatenlos? Der Antiziganismus-Beauftragte der Bundes­regierung, Mehmet Daimagüler, kritisiert in einem Brief an WDR-Intendant Tom Buhrow fehlenden Widerspruch gegen eine anti­ziganistische Äußerung im "Kölner Treff". Schauspieler Ben Becker hatte gesagt: "Was sagte man früher: Man muss, wie die Zigeuner, hinter die Büsche scheißen …". Moderator Micky Beisenherz und seine Kollegin Susan Link hätten bestätigt, dass man das früher so gesagt habe. Eine Miss­billigung der "rassistischen Fremd­bezeichnung für Sinti und Roma" sei jedoch ausgeblieben, beklagt Daimagüler. Der WDR sagt der "Mopo": In der Nach­betrachtung hätte der Widerspruch "noch deutlicher ausfallen sollen".
mopo.de, tagesspiegel.de

Dresdner Pressesprecherin reagiert mit Polemik auf Medienberichte.

Jetzt ist auch mal gut! Die Sprecherin der Stadt Dresden, Barbara Knifka, reagiert mit einem patzigen Kommentar auf eine "Investigativ­offensive" der "Morgenpost Sachsen" und des Sachsen­fernsehens zur Vergabe einer Party für 18-Jährige im Dresdner Rathaus. Dabei würde "Altes nochmal aufgewärmt und klare Fakten einfach ignoriert". Von den mittlerweile 14 Medien­anfragen und 21 Stadtrats­anfragen zum Thema sei die Presse­stelle "langsam tierisch" genervt. Flurfunk-Dresden-Heraus­geber Peter Stawowy hält Knifkas Polemik für "völlig unangemessen".
flurfunk-dresden.de, sachsen-fernsehen.de (3-Min-Video), tag24.de (Background)

“FAZ”-Autor Nikolai Klimeniouk wirft dem “Spiegel” vor, Antisemitismus zu schüren.


Relativierende Berichterstattung? Der "FAZ"-Autor Nikolai Klimeniouk wirft dem "Spiegel" vor, durch seine "israelkritische Berichterstattung" zur Ausbreitung von Antisemitismus in Deutschland beizutragen. Im Archiv des Blattes fänden sich zahlreiche Artikel, in denen Täter-Opfer-Umkehr stattfinde, so Klimeniouk, der selbst Jude ist.

Der aktuelle "Spiegel"-Titel "Judenhass in Deutschland" sei "Panikmache" und "heuchlerisch". Der "Spiegel" mache mit seinem Cover "die Angst Einzelner zu einem gesamtgesellschaftlichen Phänomen" und wälze die Angst der Nation vor Antisemitismus und Unruhen in Deutschland auf jüdische Menschen ab. Er ermutige die Täter und entmutige die Juden von jedem Zeitungskiosk in Deutschland aus. (Bild: Spiegel / Nikolai Klimeniouk / Fotomontage: turi2)
faz.net

Dieter Nuhr sieht Meinungsfreiheit in Gefahr.

Nuhr eine Meinung? Comedian Dieter Nuhr sorgt sich im "Zeit Magazin" um die Meinungs­freiheit in Deutsch­land. "Wer mal die vermeintlich Falschen kritisiert, muss mit Folgen rechnen, die eben nicht ohne Weiteres auszu­halten sind", sagt er. Es gebe Menschen, "die werden mundtot gemacht". Das reiche "bis zur Vernichtung von Existenzen". Dem Vorwurf, er mache rechte Comedy weist Nuhr von sich: "Dass jegliche Aus­einander­setzung" mit der Klima­politik der Regierung "schon als rechts diffamiert wird", zerstöre "die demokratische Gesellschaft in ihren Grundfesten".
t-online.de

Zitat: Lindemann-Anwalt Simon Bergmann kritisiert in der “NZZ” MeToo-Berichterstattung.

"Bei Lindemann habe ich eine volle Kriegskasse, was bedeutet, dass wir uns vom 'Spiegel' nicht einschüchtern lassen müssen oder von den Medien nach dem Motto: bloss nicht zu viel Geld ausgeben."

Simon Bergmann, Anwalt von Rammstein-Sänger Till Lindemann, kritisiert m Interview mit der "NZZ" die #MeToo-Berichterstattung deutscher Medien. Als problematisch empfindet Bergmann u.a. die Praxis, Frauen, die anonym bleiben wollen, in verschiedenen Medien "Phantasienamen" zu geben: "Und dann stellen wir im Prozess fest, dass es sich bei 'Kaya R.' und 'Anna' um dieselbe Frau handelt. Die Leute aber denken: So viele Opfer? Was für ein Monster!"
nzz.ch

Wagenknecht wirft Medien Kampagnen vor – DJV widerspricht.

Keine Wagen­knechte: Linken-Abgängerin Sahra Wagen­knecht übt vor der Bundes­presse­konferenz im Rahmen der Ankündigung ihrer Partei­gründung Medien­kritik. Die Politikerin wirft den Haupt­stadt­medien Kampagnen vor, u.a. indem sie in die Nähe des russischen Macht­habers Putin gerückt werde. Dem widerspricht sie und fordert die Medien auf: "Gehen Sie nicht den billigen Weg, uns Dinge zu unter­stellen, die wir gar nicht ver­treten." DJV-Chef Frank Überall springt für die Medien in die Bresche: Sie würden seit Jahren " aus­führlich und viel­seitig" über Wagen­knecht berichten. Er fordert die Politikerin auf, mit Fakten und Argumenten zu über­zeugen, statt mit Vor­würfen. "Wir Journalisten lassen uns nicht als Steig­bügel­halter bei einer möglichen Partei­gründung von Sarah Wagen­knecht benutzen."
n-tv.de (10-Min-Video), djv.de

Lese-Tipp: Medienwissenschaftler Bernhard Pörksen träumt im “Tagesspiegel” von einer Welt ohne X.

Lese-Tipp: Medienwissenschaftler Bernhard Pörksen träumt im "Tagesspiegel" von sozialen Medien ohne klassische Werbefinanzierung und strikter Machtbegrenzung Einzelner. Seiner Ansicht nach, wäre Europa ohne X besser dran. Er empfiehlt der EU im Machtkampf mit Elon Musk Ausdauer und Haltung. Es gehe schließlich um die Frage, "wem die Öffentlichkeit eigentlich gehört" und "wer das Kommunikationsklima bestimmt". Elon Musk agiere zunehmend als "missionarischer Kulturkämpfer", der eine "Öffentlichkeit der libertären Zügellosigkeit" schaffen wolle.
tagesspiegel.de

“Es muss immer krasser werden, damit die Menschen hinschauen” – Paul Ronzheimer über Krieg und Frieden.


Graustufen: “Bild”-Reporter Paul Ronzheimer bringt den Krieg auf unsere Smartphone-Screens und reist dafür um die Welt. Mit turi2-Chefredakteur Markus Trantow und für die turi2 edition #22 macht er Halt in Köln. Vor dem Dom sprechen sie über Frieden, Gott, Medien-Monster – und die Frage, ob man als Journalist eine Seite wählen muss. “Wir müssen aufpassen, dass wir nicht jede kritische Äußerung als Propaganda abstempeln,” sagt Ronzheimer mit Blick auf die mediale Repräsentation von Menschen, die Linke oder AfD wählen. Die sozialen Medien findet er so radikalisiert, “dass wir womöglich Gefahr laufen, diese Menschen komplett zu verlieren”.
weiterlesen >>>, turi2.de/edition22, issuu.com (Interview im kostenlosen E-Paper lesen)

Lese-Tipp: Michael Kraske über den schwierigen Umgang von Medien mit der AfD.

Lese-Tipp: "Die wohl wichtigste journalistische Aufgabe ist es, die Folgen einer Normalisierung des Rechts­extremismus zu zeigen", schreibt Michael Kraske im "Journalist" über den Umgang von Redaktionen mit der AfD. Zu oft würden Medien "unbeirrt am Label 'Protest­wähler'" festhalten, obwohl empirische Befunde dagegen­sprächen. Jan Hollitzer, Chef­redakteur der "Thüringer Allgemeinen", möchte jeden Eindruck von Bevormundung vermeiden: Er beobachte, dass bei seiner Leserschaft "durch eine übermäßige Benennung der AfD als rechtsextreme Partei Jetzt-Erst-Recht-Reaktionen eintreten".
journalist.de

“Wie eimerweise Popcornfressen” – Oliver Kalkofe über TV-Liebe und TikTok-Hass.


Unter Medienjunkies: “Ich habe mich schon als Kind zu allem hingezogen gefühlt, was auf Bildschirmen geschieht – egal ob Fernseher oder Kinoleinwand”, sagt TV-Kritiker und Satiriker Oliver Kalkofe im turi2 Jobs-Podcast. Mit Chefredakteur Markus Trantow spricht Kalkofe über seine Karriere, die beim Radio begann und ihn inzwischen regelmäßig in politische Talkshows wie “Maischberger” führt. Er erklärt, dass er das Kultformat “Kalkofes Mattscheibe” durchaus wiederbeleben würde und dass er inzwischen von Netflix enttäuscht ist. Auch für die Influencer-Ökonomie hat der TV-Terminator wenig schmeichelhafte Kommentare übrig: Dass es gelinge, junge Menschen so zu täuschen, dass sie “Influencer, die ihnen nur Scheiße verkaufen”, mögen und ihnen folgen, findet Kalkofe “gruselig”. Er erinnert sich an die “Influencer” seiner Jugend – Werbefiguren wir “Herr Kaiser” von der Hamburg Mannheimer oder “Klementine” von Ariel. “Wir wären nie auf die Idee gekommen, denen eine Postkarte zu schicken: ‘Klementine, ich finde dich so süß. Deine Latzhose ist so geil.’” Dieser Podcast ist Teil der Screen-Wochen bei turi2. Bis 8. Oktober beschäftigen wir uns auf turi2.de mit Entwicklungen und Trends für Bildschirme – von der Smartwatch bis zum großen Werbescreen.
Weiterlesen >>>, turi2.tv (61-Min-Podcast auf YouTube), spotify.com, podcast.apple.com, deezer.com, plus.rtl.de

Zitat: Samira El Ouassil kritisiert kontextlose Zitatkacheln.

"Wenn eine Form dazu einlädt, Meinungen oder Aussagen zu verbreiten, die nicht notwendiger­weise den tatsächlichen Überzeugungen der zitierten Person entsprechen, eine Form, in der die Begrenzung dazu führt, dass Inhalte ungenau oder verzerrt wiedergegeben werden, eine Form, die keinen Raum für Kontext geben kann, was zu Miss­verständnissen mit Ansage führt, dann scheint etwas mit der Form kaputt."

Autorin Samira El Ouassil kritisiert bei Übermedien, dass Zitat­kacheln für Social Media Aussagen oft aus dem Kontext reißen und die Zitierten dafür angefeindet werden. Sie appelliert an Redaktionen, bei der Auswahl mehr Feingefühl zu beweisen oder das Kachel-Zitat abzustimmen.
uebermedien.de (€)

Ulf Poschardt kritisiert Berichterstattung über Familie und Abtreibung.

Glaubens­be­kenntnis: Welt-Chef­redakteur Ulf Poschardt wirft den Medien im Interview mit dem christ­lichen Online-Magazin Corrigenda.online vor, bei Familie und Abtreibung falsche Werte zu ver­treten. "Wir haben ver­lernt, was das für ein Glück ist, was uns Kinder bedeuten sollten", sagt Poschardt. In Berichten über Abtreibung lese er bis­weilen einen "triumphalen Unter­ton". Poschardt spricht auch über seinen Glauben, der von seiner protestantischen Erziehung und seinem jesuitischen Studium geprägt sei.
corrigenda.online

Mathias Döpfner sieht Aiwanger-Affäre als “Totalschaden” für “sogenannte Leitmedien”.


Döpfners Depesche: Springer-Chef Mathias Döpfner fühlt sich berufen, bei "Bild" die Aiwanger-Affäre und die Berichterstattung darüber persönlich zu kommentieren. Er wirft "einigen sogenannten Leit­medien" – und meint damit wohl die "Süddeutsche Zeitung" – "politische Einseitig­keit, Vor­verurteilung und moralische Doppel­standards" vor. Daher würden sich "noch mehr Menschen" von diesen abwenden. Die Freien Wähler gewinnen an Zuspruch, eine Koalition der CSU mit den Grünen sei "in weite Ferne gerückt". Döpfner sieht es zudem kritisch, dass "widerliche antisemitische Parolen" in Deutschland als "'Jugendsünde' verbucht" würden. Was auch immer "die Hinter­männer und Hinter­frauen der Affäre Aiwanger genau erreichen wollten", sei "wahr­scheinlich das Gegen­teil des vorläufigen Ergebnisses". Für Döpfner ein "Totalschaden".
bild.de

Hör-Tipp: Anja Rützel würde gerne Reality-TV aus bürgerlichem Milieu sehen.

Hör-Tipp: TV-Kritikerin Anja Rützel wünscht sich ein Reality-TV-Format mit Menschen aus dem bürgerlichen Milieu. Ihr "absoluter Traum" wäre eine Sendung wie "The Real Housewives of Prenzlauer Berg", sagt sie im Podcast "Läuft" von epd Medien. Rützel fände es spannend, Menschen zu beobachten, die auf Instagram eine "geschönte Bürgerlichkeits­fassade, dieses Neo­biedermeier" zeigen und dann durch das TV-Format unter Druck gerieten.
laeuft-programmschau.podigee.io (26-Min-Audio)

Friedrich Merz erwartet von Medien breites Meinungsspektrum.

Friedrich der Mahner: CDU-Chef Friedrich Merz nutzt seinen Bierzelt-Auftritt beim Gillamoss-Volksfest in Niederbayern für Medienschelte im Fall Aiwanger. "Überlegen Sie sich gut, welche Verantwortung Sie auch haben in Deutschland", appelliert er. Merz erwarte, dass Medien "ein Spiege­lbild der Gesellschaft sind" und "ein breites Meinungs­spektrum zum Ausdruck kommt", insbesondere bei "denjenigen, die aus Gebühren finanziert werden".
faz.net

Luke Mockridge meldet sich in Podcast-Gespräch umfassend selbst zu Wort.


Talky Luke: Comedian Luke Mockridge bezieht zwei Jahre nach den Missbrauchs-Vorwürfen seiner Ex-Freundin Ines Anioli ausführlich Position zu den Geschehnissen um seine Person. Im Podcast "Hätte ich das mal früher gewusst" von Joyce Ilg und Chris Halb 12 erzählt Mockridge, dass er "zwangs­eingewiesen" wurde, um in einer Klinik drei Monate in einem "geschützten Raum" zu sein, abgeschottet von Hass­botschaften im Netz. Angebote für Interviews oder Buch­deals habe er bisher alle abgelehnt, weil er Privates und Öffentliches von­einander trennen will. "Ich möchte nicht dafür bekannt sein, mit wem ich schlafe", sagt Mockridge und findet es schade, dass ihm dies fast wie ein Schuld­eingeständnis aus­gelegt worden sei. Sein großes Learning: "Das, was online passiert, ist nicht die Realität."
youtube.com (61-Min-Video), podigee.io (61-Min-Audio) via t-online.de, rtl.de, tag24.de

Presserat erhält bisher sechs Beschwerden über “SZ”-Berichte zu Aiwanger.

Kritikwürdig: Der Deutsche Presserat hat bis Dienstag­mittag sechs Beschwerden über die Bericht­erstattung der "Süddeutschen Zeitung" im Fall Aiwanger erhalten, teilt das Kontroll­gremium auf Anfrage von epd Medien mit. Die Beschwerde­führenden kritisierten demnach sehr allgemein ihr Miss­fallen an der Form der Verdachts­berichts­erstattung. Einige bezweifelten auch, dass es über­haupt ein öffentliches Interesse an den Vorwürfen gebe.
sonntagsblatt.de

Stefan Niggemeier entdeckt Parallelen in Schirach-Interviews von “stern” und “SZ-Magazin”.

Déjà-vu: Das Aufmacher-Interview mit Ferdinand von Schirach im aktuellen "stern" kommt Stefan Niggemeier bekannt vor. Vor fast genau einem Jahr hat auch das "SZ-Magazin" ein großes Interview mit dem Schrift­steller geführt und ebenfalls mit Schwarz-Weiß-Foto auf den Titel gebracht. Bei Übermedien vergleicht Niggemeier Passagen, in denen von Schirach fast wortgleich antwortet. In anderen Fällen bauen die "stern"-Interviewer mit Bezug aufs "SZ-Magazin" eine Brücke zur gewünschten Antwort.
uebermedien.de, stern.de (€), sz-magazin.sueddeutsche.de (€) turi2.de (Background)

OBS-Studie sieht gegensätzliche Narrative bei Berichterstattung über Windkraft.


Nach dem Wind drehen: Die mediale Bericht­erstattung über Wind­kraft, Natur­schutz und Energie­politik ist oft "unter­schwellig durchzogen" von "sozio­kulturellen Mentalitäten sowie tief verwurzelten Denk­mustern und Moral­vorstellungen", sagt die Studie Vom Winde verdreht? der Otto Brenner Stiftung. Faktentreue und die adäquate Wiedergabe des wissen­schaftlichen Standes stünden hinter Emotionalisierungen zurück. Die Kultur­wissen­schaftlerin Georgiana Banita von der Uni Bamberg hat für die Studie ausgewählte skeptische und befürwortende Berichte aus "FAZ", "Welt", "Spiegel" und "Süddeutscher Zeitung" unter­sucht und dabei eine deutliche Lager­bildung fest­gestellt. "Was dabei auf der Strecke bleibt, ist die eigene Widerspruchs- und Debattenkultur", sagt Banita. Die untersuchten Artikel bemühten sich kaum, die Gegenseite zu Wort kommen zu lassen oder ihre Leserinnen vor eine Wahl zu stellen.
otto-brenner-stiftung.de (Zusammenfassung), otto-brenner-stiftung.de (Detail-Infos)

Ferdinand von Schirach will Medien für unzutreffende MeToo-Vorwürfe zur Kasse bitten.

Könnte teuer werden: Jurist und Schrift­steller Ferdinand von Schirach regt im "stern"-Interview eine Straf­zahlung für Medien an, sollte eine unzu­treffende Bericht­erstattung dazu führen, dass das Ansehen eines Betroffenen erheblich geschädigt wird. Berichte über MeToo-Fälle entwickelten sich in sozialen Medien "zum Horror", komplexe Sach­verhalte würden "auf einen einzigen Satz reduziert". Die Gefahr einer Straf­zahlung würde Recherchen "ein ganz anderes Gewicht" verleihen, ist von Schirach überzeugt, weil das Publikum wüsste, was für Medien "auf dem Spiel steht".
stern.de (€), tagesspiegel.de (Zusammenfassung)

Video-Tipp: Funk-Format hält zufällige Beschenkungen von Influencer Finnel für Inszenierung.

Video-Tipp: Das Funk-Format "offen un' ehrlich" wirft Influencer Finn Lorenzen, bekannt als Finnel, und seinem Geschäftspartner Andre Braun alias Mandre vor, Videos, in denen sie scheinbar zufälligen Passanten Geschenke machen, zu inszenieren. So sei etwa ein Empfänger eines Geschenks ein Mitarbeiter der gemeinsamen Firma Virral. Eine Influencerin berichtet, Finnel und Mandre hätten bei einem Dreh darauf bestanden, dass ihr Freund den zufällig Beschenkten spielt.
youtube.com (13-Min-Video), presse.funk.net

RTL News trennt sich wegen nachgebautem Petry-Tweet von Reporter Maurice Gajda.

Muss gehen: RTL News trennt sich mit sofortiger Wirkung von dem freien Moderator und Reporter Maurice Gajda. Er hatte für einen Beitrag in "Explosiv Weekend" einen gelöschten Tweet von Ex-AfD-Chefin Frauke Petry nachgebaut, dessen Existenz Petry bestreitet. Weit­reichende Prüfungen hätten bisher keinerlei Hinweis darauf gefunden, dass es den Tweet "so jemals gegeben hat", teilt RTL mit. Gajdas Handeln offenbare "zahlreiche eklatante Verstöße gegen die journalistische Sorg­falts­pflicht".
dwdl.de, media.rtl.com, turi2.de (Background)

Korrekturhinweis: In einer vorigen Fassung der Meldung hatten wir den Beitrag von Maurice Gajda fälschlicherweise "Exclusiv Weekend" zugeschrieben. Richtig ist, dass er bei "Explosiv Weekend" lief. Wir haben die Meldung entsprechend angepasst.

Der “Spiegel” wirft Pioneer “dubiose Charter-Deals” vor.


Kaputter Kompass? Der "Spiegel" stellt wie erwartet die journalistische Unabhängig­keit des Medien-Startups The Pioneer von Gabor Steingart infrage. Pioneer diene sich "gegen Geld Unternehmen, Verbänden und Lobby-Gruppen an, ohne dies den Leserinnen und Lesern transparent zu machen". Das Magazin beruft sich auf interne Unter­lagen zur Vermietung des Medien­schiffs Pioneer One. Demnach habe jeder der 25 Kunden im Jahr 2021 im Schnitt rund 44.000 Euro in die Unternehmens­kasse gebracht. 2022 lägen die Einnahmen laut einer Schätzung bei knapp 1,9 Mio Euro. Steingart bestreitet die Zahlen.

Dem "Spiegel" zufolge habe das Charter-Geschäft mitunter "auch Vorrang vor journalistischen Belangen". Demnach musste die Pioneer-Redaktion ab dem 25. April für sechs Wochen von Bord, weil die Pioneer One an die Commerzbank verchartert war. Am Ende "ist The Pioneer auch nur ein Startup, das Geld verbrennt und deshalb dringend Umsatz für eine Wachstums­geschichte machen muss", bilanziert der "Spiegel".

Steingart hatte einen "Spiegel"-Fragen­katalog, inklusive der Antworten von Pioneer-CEO Ingo Rieper am Mittwoch vorab veröffentlicht. Das Magazin schreibt dazu, dass Steingart "auf journalistische Standesgepflogenheiten nicht mehr viel gibt" und ihn die "Recherchen offenbar härter getroffen" hätten, "als er wohl zugeben mag". (Foto: Jörg Carstensen / Picture Alliance)
spiegel.de (€), turi2.de (Background)

ORF zeigt Ukraine-Videos im falschen Zusammenhang.

ORF 150Im falschen Film: Der ORF hat in einen Nachrichten­beitrag über Zwangs­rekrutierung in der Ukraine Videos gezeigt, die aus einem anderen Zusammen­hang stammen, deckt das Fakten­check-Portal Mimikama auf. Zu sehen seien die Verhaftung eines russischen Agenten sowie die Abführung eines Demonstranten. Der ORF bedauert den Fehler und will ihn zum Anlass nehmen, sich im Programm dem Thema "Fake-News im Informations­krieg" zu widmen.
derstandard.at, puls24.at

Gates-Finanzierung und Werbebotschaften: “Spiegel” widerspricht Vorwürfen von The Pioneer.


He said, she said: Der "Spiegel" wehrt sich auf Nach­frage von "Meedia" gegen Vor­würfe des Medien-Start­ups Media Pioneer von Gabor Steingart, wonach sich das Magazin von der Bill und Melinda Gates Stiftung aus­halten und be­ein­flussen lasse. Für das von der Stiftung finanzierte Projekt "Globale Gesell­schaft" gebe es klare Richt­linien, eine redaktionelle Einfluss­nahme der Geld­geber sei aus­ge­schlossen, Texte des Projekts würden gekenn­zeichnet. Steingart schreibt in seinem News­letter "Spiegel"-Gründer Rudolf Augstein "würde sich im Grab um­drehen, an­gesichts dieses Verrats an der Un­abhängigkeit".

Auch dem Vor­wurf, in Podcasts würden "Spiegel"-Redakteurinnen Werbe­botschaften Dritter vorlesen, wider­spricht das Magazin. Das treffe lediglich auf Eigen­werbung zu. Der "Spiegel" hatte im Vor­feld der Vor­würfe zum Geschäfts­modell von Media Pioneer recherchiert und wirft dem Startup anscheinend eine Ver­mischung von wirtschaft­lichen Interessen und redaktioneller Arbeit vor. Die Recherche ist bisher nicht ver­öffentlicht.
meedia.de (€), turi2.de (Background)

Gabor Steingart veröffentlicht “Spiegel”-Fragenkatalog zu Pioneer-Geschäftsmodell.

Angriff ist die beste Verteidigung: Pioneer-Boss Gabor Steingart geht gegen seinen Ex-Arbeit­geber "Spiegel" in die Offensive und veröffentlicht einen Katalog von 99 Fragen des Magazins an The Pioneer und den kommerziellen Arm Media Pioneer Publishing AG. Die Fragen drehen sich um das Geschäfts­modell Steingarts, die Vermietung des Medien­schiffs an Firmen­kunden und die Abbildung von Kunden-Events in den redaktionellen Pioneer-News­lettern und -Podcasts. CEO Ingo Rieper wider­spricht den Vorwürfen der Ver­mischung von kommerziellen Interessen und redaktioneller Arbeit. Steingart wirft dem "Spiegel" in seinem Newsletter im Gegenzug vor, sich von der Bill & Melinda Gates Foundation mit 760.000 Euro pro Jahr "aus­halten" zu lassen.
thepioneer.de

Holger Friedrich rät vom “Kontakt mit den meisten Journalisten” ab.

Friedriches Schweigen: Der Verleger der "Berliner Zeitung", Holger Friedrich, rät Führungs­kräften davon ab, mit Medien zu sprechen. Die "Financial Times" zitiert ihn in einem Artikel Anfang August mit den Worten: "Ich würde jeder Person, die Verantwortung trägt oder [in der Öffentlichkeit] exponiert ist, raten, den Kontakt mit den meisten Journalisten zu vermeiden." "Süddeutsche"-Medien­redakteurin "Anna Ernst, die das pikante Zitat aufgreift, mutmaßt, Friedrich habe womöglich "nie verstanden", wie das Medien­geschäft funktioniert.
ft.com (€), sueddeutsche.de (€), kress.de

Constantin äußert sich zu Kritik von Autorin Rita Falk an der Verfilmung “Reh­ragout-Rendez­vous”.

Rendez­vous mit Hindernissen: Die Produktions­firma Constantin reagiert auf die Kritik von Autorin Rita Falk bezüglich der Verfilmung ihres Buchs "Reh­ragout-Rendez­vous". Man schätze Falk und ihre Arbeit sehr, sagt Chef Martin Moszkowicz der Nachrichten­agentur dpa. Die aktuelle Bericht­erstattung sei "bedauerlich", da man "seit über zehn Jahren respektvoll und vertrauensvoll" zusammen­arbeite. Als Produktions­firma müsse Constantin jedoch "die Interessen aller an einer Verfilmung beteiligten Künstler respektieren und koordinieren".
spiegel.de, turi2.de (Background)

Autorin Rita Falk distanziert sich von “Rehragout-Rendezvous”-Verfilmung.


Rehvanche: Die Autorin der Eberhofer-Krimis, Rita Falk, ist unglücklich mit der Verfilmung ihres Buchs "Reh­ragout-Rendez­vous", die heute im Kino anläuft. "Als Autorin muss ich mich distanzieren von diesem Film", sagt sie dem "Spiegel". Es gehe auch darum, ihren Ruf zu schützen. Nach der "viele Jahre lang groß­artigen" Zusammen­arbeit seien ihre "Ein­sprüche irgendwann nicht mehr zur Kenntnis genommen" worden, inbesondere beim neuen Film. Das Drehbuch sei "unglaublich platt, trashig, stellen­weise sogar ordinär", ihr sei "vieles an dem Film völlig fremd". Constantin habe noch eine Option auf zwei ältere Bücher, weiteren Verfilmungen stehe sie nun "sehr skeptisch gegenüber".
spiegel.de (€), dwdl.de

Andrej Reisin sieht “AfD-Narrative” im Podcast von “Lanz & Precht”.

Prechtsaußen? Journalist Andrej Reisin wirft Markus Lanz und Richard David Precht bei Übermedien vor, in ihrem ZDF-Podcast Lanz & Precht Narrative zu bedienen, "die die AfD so oder so ähnlich auch vertritt". Er fragt sich, warum unter dem Label der "heute"-Nachrichten, wo der Podcast bei YouTube läuft", "andauernd faktisch falscher Unsinn verbreitet werden darf". Lanz und Precht glänzten mit "gefährlichem Halbwissen" und "bräsiger Arroganz". Gerade der öffentlich-rechtliche Rundfunk hätte jedoch "jede Pflicht und Schuldigkeit und vor allem auch Möglichkeit, es besser zu machen".
uebermedien.de (€)

Zitat: Ikke Hüftgold findet Partyschlager im “ZDF-Fernsehgarten” zu seicht.

"Da wird suggeriert, dass das der Party-Schlager ist, der auf Mallorca läuft. Aber da wird ganz viel altes, weichgespültes Zeug wieder hochgeholt, alles, was keinem wehtut."

Schlager-Sänger Ikke Hüftgold wettert im Interview mit Ippen Medien gegen die Mallorca-Ausgabe des "ZDF-Fernsehgartens". Seinen Auftritt am 30. Juli sagt er ab und schlägt als neuen Namen "lustiger Nachmittag mit Musik, die keinem wehtut" vor.
merkur.de via wunschliste.de

Günther Jauch geht gegen Kaulitz-Zitate in der Klatschpresse vor.

Quatsch aus Hollywood: Moderator Günther Jauch wehrt sich gegen offenbar satirisch gemeinte Zitate von Tom und Bill Kaulitz, die in der Klatsch­presse als Fakten kursieren. In ihrem Podcast Kaulitz Hills hatten die Musiker behauptet, sie seien mit Jauch eine Nacht lang durch die Club-Szene Berlins ge­zogen. Jauch wider­spricht dieser Aus­sage im Podcast von Kurt Krömer: "Ich war noch nie in einem Techno­club." Die RTL-Zeit­schrift "Gala" habe in der Sache bereits eine Gegen­dar­stellung ver­öffentlicht, schreibt der "Spiegel". Gegen die Verlage Bauer und SCG laufen Verfahren, schreibt "Bild".
open.spotify.com (58-Min-Podcast), spiegel.de, bild.de (€)

Versuch des Streits mit Populisten sollte für Medien normal sein, findet “stern”-Chefredakteur Gregor Peter Schmitz.

Weidel-Erwiderung: "stern"-Chefredakteur Gregor Peter Schmitz reagiert im Editorial auf Kritik am großen Interview mit AfD-Chefin Alice Weidel vor einer Woche. Ihn irritiere "die Selbst­gewissheit derer, die unseren Ansatz – mit der AfD streiten, auch in einem Interview – so pauschal verurteilen". Medien müssten sich über­legen, "wie wir die Leere der Populisten aufdecken, ohne bevor­mundend zu wirken". Das gelinge mal besser, mal weniger gut, "aber der Versuch sollte normal werden". Über die Frage des richtigen Umgangs mit der AfD diskutieren im Heft auch Politik-Wissen­schaftlerin Natascha Strobl und Autor Hasnain Kazim.
"stern" 28/2023, S. 3 (€, Editorial) und 40 - 43 (€, Streitgespräch), turi2.de (Background)

Staatskanzlei-Chef aus Sachsen fordert von der ARD mehr Spar­bemühungen.

Nicht genug gespart: Der Chef der sächsischen Staatskanzlei, Oliver Schenk, vermisst in den Reform-Plänen der ARD ernsthaften Sparwillen. Der "FAZ" sagt Schenk: "Effizienz besteht im ARD-Verständnis anscheinend nur in der besseren Nutzung vorhandener Ressourcen, nicht aber in deren Verringerung." Er fordert u.a. den Abbau von Doppel­strukturen, maßvolle Gehälter, mehr Regionalität und weniger Haltungs­journalismus. Das Programm empfänden viele "als belehrend und unaus­gewogen", klagt Schenk.
zeitung.faz.net (€)

Zitat: Max Utthoff erkennt im Kabarettist keine Aussparung von Kapitalismuskritik.

"Wenn die satirische Kenntlich­machung der Beziehungen zwischen politischen Verantwortlichen und Funktions­trägern der Wirtschaft, der Versuch, einzelne Komponenten des Systems unter selbst­verachtendem Einsatz vermeintlich krach­lustiger Perücken darzustellen, wenn das Paar­laufen von Andi Scheuer und Sir Isaac Neffton zum Zweck der Illustration der Unfähigkeit und Korruption des leitenden Personals keine Kapitalismus­kritik ist, was zum Henker machen wir da eigentlich die ganze Zeit?"

Kabarettist Max Uthoff reagiert in der "Kontext"-Wochenzeitung auf den Vorwurf von Kabarett-Kollegin Christine Prayon, Satire-Sendungen wie "Die Anstalt" würden keine ernst­gemeinte Kapitalismus­kritik zulassen.
kontextwochenzeitung.de, turi2.de (Background)

(Foto: Michel Neumeister)

Hör-Tipp: RBB-Mitarbeiterin vergleicht ARD mit Riesen-Tanker mit Sonnendeck und “Galeeren-Sklaven”.

Hör-Tipp: Im Medienmagazin von Radioeins diskutiert Jörg Wagner mit Gästen, was sich ein Jahr nach den ersten Meldungen zum RBB-Skandal um Patricia Schlesinger im Sender getan hat. Dabei kommt anonym auch eine freie Mitarbeiterin zu Wort, die unverblümt Kritik äußert: Seit 25 Jahren werde gespart, "bis alles kaputt ist". Der öffentlich-rechtliche Rundfunk sei ein "Riesen-Tanker", bei dem "ein Sonnendeck und noch ein Sonnendeck" eingezogen werde. Oben trinke man Champagner, unten "sitzen die Galeeren-Sklaven und rudern um ihr Leben".
ardaudiothek.de (48-Min-Audio + Bonus-Material, Mitarbeiterin bei 33:12 Min), businessinsider.de (Text-Zusammenfassung)

Böhmermann-Redaktion findet keine Mittelfinger gegen Ungeimpfte.

Wer hat's gesehen? Kabarettistin Christine Prayon erzählt der Wochenzeitung "Kontext", sie würde sich "noch gut erinnern", wie Jan Böhmermann im "ZDF Magazin Royale" Nichtgeimpften "zwei Stinkefinger" gezeigt habe. Auf "Spiegel"-Nachfrage sagt die Redaktion, man habe einen entsprechenden Ausschnitt nicht gefunden und könne sich an Mittelfinger gegen Ungeimpfte nicht erinnern. Ihren Rückzug aus der "heute-show" begründet Prayon mit Stimmungsmache "gegen Andersdenkende".
spiegel.de via twitter.com/antonrainer, turi2.de (Background)

Zitat: Günter Wallraff sieht bei “Bild”-Kampagnen keine Besserung.

"Was Habeck angeht, sehe ich bei 'Bild' nicht nur eine Kampagne, sondern schon einen Vernichtungs­journalismus."

Investigativ-Journalist Günter Wallraff kritisiert in einem Streitgespräch mit Kai Diekmann in der "Zeit", dass "Bild" "im Kern immer noch dieselbe Zeitung" wie damals sei, "mit allen Rückfällen, mit allen Exzessen". In Diekmanns Buch "Ich war Bild" vermisse er "die finsteren Seiten" des Blattes. Stattdessen präsentiere sich Diekmann "ausnahmslos als der Größte und Gerechteste".
zeit.de (€)

Zitat: “Spiegel”-Journalistin Ann-Katrin Müller kritisiert Alice-Weidel-Interview im “stern”.

"Schriftliche, also autorisierte, Interviews funktionieren bei Menschen, die lügen, einfach nicht. Da kann man dann noch so hoffen, dass es sich 'entzaubert' oder selbst erklärt, wenn Weidel einfach lügt, dass es keine Rechtsextremen in der AfD gibt."

"Spiegel"-Journalistin Ann-Katrin Müller, die seit mehr als vier Jahren über die AfD berichtet, kritisiert in einem Twitter-Thread, dass der "stern" AfD-Chefin Alice Weidel "sehr breiten Raum gibt", zu erklären, "welch grandioses Programm die AfD doch habe". Dabei sei das Partei­programm "weder in sich stimmig noch finanzierbar".
twitter.com, turi2.de (Background)

Video-Tipp: Ex-Kandidatinnen berichten bei Strg F von ihren Erfahrungen bei “GNTM”.

Video-Tipp: Seit 17 Jahren verspricht "Germany's next Topmodel", allen voran Model-Mutti Heidi Klum, tausenden jungen Frauen die Chance auf eine Welt­karriere, auf ein Leben in Ruhm und Reichtum. Im Funk-Format Strg_F sprechen neun Ex-Teilnehmerinnen vor der Kamera über ihre Erfahrungen mit der Show. Einige berichten von einer schönen Zeit, andere von Überforderung, Druck, Manipulation am Set und sogar Mord­drohungen nach der Sendung.
youtube.com (74-Min-Video)

Zitat: ARD-Chefredakteur Oliver Köhr verteidigt Berichterstattung über Wagner-Aufstand.

"Man kann natürlich alle drei Minuten das Bisschen wiederholen, was man weiß. Und hinzufügen: Den Rest wissen wir nicht. Man kann auch die ganze Zeit eine Straßenszene in Moskau zeigen und spekulieren, was wohl passieren wird, wenn die Truppen einmarschieren. Aber das darf doch nicht unser Anspruch sein."

ARD-Chefredakteur Oliver Köhr begründet im "Spiegel"-Interview, warum Das Erste beim Aufstand der Wagner-Söldner am Samstag nicht sofort auf Dauer-Sondersendung umgeschaltet hat.
spiegel.de (€), turi2.de (Background)

Zitat: Jonas Leppin versteht den Ruf nach sofortiger Programmunterbrechung nicht.

"Wie groß muss die Sehnsucht danach sein, gestandenen TV-Moderatorinnen dabei zuzusehen, wie sie unüberschaubare Ereignisse und Bilder kurz nach Bekanntwerden live kommentieren? Meistens, ohne davor auch nur einige Sekunden das Geschehen reflektieren zu können. Was genau verspricht man sich davon?"

"Spiegel"-Autor Jonas Leppin nimmt ARD und ZDF dafür in Schutz, beim Aufstand der Wagner-Söldner nicht sofort ihre Haupt­programme unterbrochen zu haben. Kritikern bei Twitter gehe es wohl in erster Linie "um das simple Bashen der Öffentlich-Rechtlichen".
spiegel.de

Günther Klum wirft ProSieben vor, “GNTM” auf Sparflamme zu fahren.

Der Papa macht 'ne Ansage: Model-Manager Günther Klum, Vater von Heidi Klum, wirft ProSieben vor dem Finale von "Germany's Next Topmodel" vor, an Geld und Ideen für die Show zu sparen. In einem Video-Statement aus dem Garten kritisiert er, dass das Finale statt wie einst in einer großen Halle nur noch im Studio produziert werde und das junge Publikum mit den Scorpions als Musik-Act "nichts anfangen" könne. Er schlägt vor, künftig auch "schöne junge Männer" an der Show teilnehmen zu lassen.
klum.com (3-Min-Video) via t-online.de

Hör-Tipp: Georg Restle warnt vor zu viel Unterhaltungsjournalismus.

Hör-Tipp: "Monitor"-Chef Georg Restle warnt im Podcast Läuft von epd Medien und dem Grimme-Institut davor, journalistische Inhalte immer stärker unterhaltsam zu verpacken. Das "ZDF Magazin Royale" von Jan Böhmermann oder "Reschke Fernsehen" mit Anja Reschke seien "wunderbare Formate", aber dürften "niemals Leitbild werden für einen Journalismus, der in dieser Gesellschaft ernst genommen werden will". Formate mit "subjektiv-emotionalem" Blick wie bei Funk hätten ihre Berechtigung, jedoch dürfe gerade der öffentliche Rundfunk "nicht nur noch darauf setzen".
laeuft-programmschau.podigee.io (17-Min-Audio) via evangelische-zeitung.de

“FAZ”-Gastautor wirft dpa Verbreitung von Falschnachrichten zur Letzten Generation und der UN vor.

Falsch verstandene Solidarität: Nach den Razzien bei der Letzten Generation vergangene Woche machte eine dpa-Meldung die Runde, die Vereinten Nationen würden die Gruppe unterstützen und das Vorgehen der deutschen Justiz "beobachten". Tatsächlich hatte Stephane Dujarric, Sprecher von UN-General­sekretär António Guterres, bei einer Pressekonferenz salomonisch geantwortet, friedliche Proteste hätten bereits Fortschritte beim Kampf gegen den Klimawandel bewirkt, kommentiert Joachim Krause in der "FAZ". Der Direktor des Instituts für Sicherheitspolitik der Uni Kiel wirft der dpa vor, Dujarric "selektiv zitiert" zu haben, so dass der Eindruck entstehen konnte, er habe die Letzte Generation in Schutz genommen. "Das war unprofessioneller Meinungsjournalismus", urteilt Krause.
faz.net

“Klimakleber des Journalismus”: Steingart erhebt Vorwürfe gegen die ARD.

Blinder Fleck? Gabor Steingart wirft der ARD vor, "die Klima­kleber des Journalismus" zu sein. Der "staats­nahe Deutsch­land-Sender" habe die Aussagen von Emmanuel Macron zur Re­industri­alisierung ignoriert. Darin hatte Frankreichs Präsident eine "regulatorische Pause" in der Klima-Politik gefordert. Die ARD sei dazu im TV und im Digitalen stumm geblieben.
thepioneer.de (€)

Franca Lehfeldt will nicht nur “Frau von” sein.

Frau von Welt: TV-Moderatorin Franca Lehfeldt kritisiert bei Instagram, dass sie im Zuge der Promo für ihr Buch "Alte weise Männer" oft als "Frau von" Christian Lindner vorgestellt, nach Kinder­wunsch und Ehe­gatte gefragt wird. Medien wirft sie "Doppel­moral" vor: Einer­seits werde gegen "das angebliche Patriarchat agitiert", anderer­seits sei es "für Reich­weite und Quote dann doch willkommen, dass mein Privat­leben genutzt werden kann".
instagram.com via t-online.de, turi2.de (Background)