turi2 edition #10: 20 Männer von A wie Amend bis W wie Walulis.

Männer und Meinungen: In der turi2 edition #10 widmen wir uns 20 klugen Männern aus Medien, Wirtschaft und Politik, die uns 2020 begeistern, inspirieren oder verstören. Von Christoph Amend über Rainer Esser, Tilo Jung und Tarek Müller bis zu Nico Semsrott und Philipp Walulis.

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Christoph Amend, Jan Böhmermann, Frank Elstner, Rainer Esser, Florian Hager, Florian Harms, Tilo Jung, Niklas Kaul, Christian Klein, Jürgen Klopp, Thilo Mischke, Luke Mockridge, Tarek Müller, Rezo, Godo Röben, Stephan Schäfer, Nico Semsrott, Ricardo Simonetti, Gabor Steingart, Philipp Walulis

Christoph Amend, Chefredakteur “Zeit Magazin”.
Einmal umgeknickt und Journalist geworden. Das wäre die sehr verkürzte Darstellung des Werdegans von Christoph Amend. Als Junge wollte er unbedingt Profifußballer werden, spielte sogar in der Hessenauswahl, konnte aber nach einer Fußverletzung nicht weitermachen, weil die Wachstumsfuge heraussprang. Er versuchte es mit Schreiben und galt bald als Wunderkind des Journalismus: als stellvertretender Redaktionsleiter bei “jetzt”, Redakteur für besondere Aufgaben beim “Tagesspiegel”, Ressortleiter Leben bei der “Zeit” – und seit 2007 Chefredakteur des “Zeit Magazins”. Im Jahr 2020 ist er mit 46 Jahren zwar kein Wunderkind mehr, aber eine profilierte Stimme, die u.a. mit dem Buch “Wie geht‘s dir, Deutschland?” die aktuell turbulente Seele des Landes auslotet. Link

Jan Böhmermann, Entertainer.
Die Deutschen haben nicht viele Stars, die es zu internationaler Bekanntheit bringen – erst recht nicht mit Satire. Jan Böhmermann hat das geschafft: unter anderem mit dem gefälschten Stinkefinger von Yanis Varoufakis und einem Schmähgedicht über den türkischen Präsidenten Erdogan. Sein “Neo Magazin Royale” war Kult, “Fest und Flauschig” mit Olli Schulz ist einer der meistgehörten Spotify-Podcasts der Welt. Über Böhmermann selbst ist wenig bekannt – ausgenommen, dass er in Bremen als Polizistensohn aufwuchs, Vater ist und sich für Flüchtlinge einsetzt. Harald Schmidt, für den Böhmermann früher gearbeitet hat, glaubt, “dass man beim ZDF manchmal im Strahl kotzt, wenn man sieht, welchen Ärger er wieder einbringt”. Wir sind gespannt, wie der Ärger 2020 aussehen wird – dann ganz prominent im ZDF-Hauptprogramm. Link

Frank Elstner, Showerfinder.
Er könnte längst in seiner Villa auf Mallorca seinen Ruhestand genießen, stattdessen feiert Frank Elstner 2020 sein 68. Jahr im Showgeschäft – und lässt sich künftig aus dem sonnigen Kalifornien bezahlen. Der Streamingdienst Netflix hat Elstners YouTube-Talkshow “Wetten, das war’s..?” entdeckt und gekauft. Das als “Newcomer” mit dem Digital-Award der Goldenen Kamera ausgezeichnete Format war eigentlich als Abschieds-Show des an Parkinson erkrankten Moderators gedacht. Der Erfinder von “Wetten, dass..?” und “Verstehen Sie Spaß?” zeigt sich in der Show in seiner Paraderolle: als einfühlsamer Interviewer der Stars. Unter anderem Herbert Grönemeyer und Helene Fischer waren schon zu Gast – und wir freuen uns auf viele weitere, inspirierende Gespräche. Link

Rainer Esser, Geschäftsführer “Zeit”.
Er kann mit Zahlen, Paragraphen, Buchstaben und dem großen Ganzen: Rainer Esser, seit 1999 Geschäftsführer des Zeit-Verlags, ist das Allround-Talent unter den Medienmanagern. Er hat Bankerlehre, Juradoktor und Journalistenausbildung bis zum zarten Alter von 32 abgeschlossen, als Anwalt gearbeitet, den Spotlight-Verlag und die “Main Post” geführt – bis man in Hamburg auf ihn aufmerksam wurde. Selbst an Urlaubstagen schiebt Esser noch drei Stunden Arbeit ein. Die Diversifikation des Zeit- Verlags – von der Leserreise bis zur Weinselektion – braucht eben viel Arbeits-Zeit. Die meisten guten Ideen entstünden, sagte Esser einmal, wenn sich Menschen unterhalten. Seinem sonoren Bass, der so beruhigend wirkt, dass man ihm selbst beim Vorlesen von Aktienkursen stundenlang lauschen könnte, hören wir auch 2020 gerne zu. Link

Florian Hager, Vize-Programmdirektor ARD.
Der Mediatheken-Flüsterer hat schon Artes Abruf-Fernsehen vernetflixt und zuletzt für ARD und ZDF den Plattform-Jugendkanal Funk aufgebaut. Dabei hat er das Kunststück geschafft, unter anderem bei YouTube junge Inhalte zu platzieren, die organisch und doch als hochwertige Abwechslung zu Prank-Kanälen und Schmink-Tutorials wirken. Nun soll er das verwinkelte Gotham der bildungsbeauftragten Grundversorgung zur lebenswerten Großstadt umbauen: die ARD-Mediathek. Bei neuen Projekten wird neben der linearen Ausstrahlung der Mediatheken-Konsum künftig mitgedacht – damit der Gebührenzahler dort nicht nur mit Geduld und Glück die gesuchte Sendung findet, sondern eine echte Alternative zu Netflix, Amazon Prime, TV Now und Joyn. Florian Hager hat mit Funk bewiesen, dass er zu solchen Wundern fähig ist. Link

Florian Harms, Chefredakteur T-Online.
Mann mit Strahlkraft: Wörter, die passen, wenn man über Florian Harms spricht.
Der Islam- und Politikwissenschaftler volontierte bei der “NZZ” und arbeitete lange für Spiegel Online, dessen Chefredakteur er von 2015 bis 2016 war. Nach seinem Abgang, mit dem nicht alle Kollegen an der Ericusspitze glücklich waren, wechselte Florian Harms 2017 als Chefredakteur zu T-Online.de und ist seitdem auch Co-Geschäftsführer der Ströer News Publishing GmbH. Er profiliert sich mit seinem “Tagesanbruch”-Newsletter als kluger politischer Kommentator und betätigt sich nebenbei auch noch literarisch: 2019 erschien “Versuchung”, sein erster Krimi, der – passend zu Harms Background – teils in der Schweiz, teils in Nordafrika spielt. Beim Hauptarbeitgeber T-Online zieht er etliche Talente an, auch Kollegen vom “Spiegel”. Mal sehen, wen er 2020 verpflichtet. Link

Tilo Jung, unbequemer Fragensteller.
Tilo Jung, 1984 in Mecklenburg geboren, nervt die Hauptstadtpresse und die Sprecherkaste des politischen Berlins. Einerseits ist er anstrengend, fiel sexistisch auf und baute der Hamas eine Bühne. Andererseits will er “Politik für Desinteressierte” anschaulich machen. Seine Marke heißt “Jung & Naiv”, die Monstranz der oberflächlichsten Schwächen mit ironischer Brechung soll entwaffnen. Er stellt die berühmten blöden Fragen, wenn die Sprecher mal wieder nichts Relevantes sagen wollen und die anderen Journalisten zu höflich sind – ob zu Recht oder nicht. Viele Zuschauer nervt diese Höflichkeit. Wenn also einer für Irritationen im manierierten Miteinander sorgt, kann das hin und wieder inhaltlich gewinnbringend sein, formal bringt es immerhin Aufmerksamkeit. Link

Niklas Kaul, Zehnkämpfer.
Seit vergangenem Oktober darf sich der Speerwurf-Spezialist jüngster Zehnkampf-Weltmeister der Geschichte nennen – denn Laufen, Weitsprung, Kugelstoßen, Diskuswerfen und Stabhochsprung beherrscht der Leichtathlet auch noch. Seine Qualifikation für die Olympischen Spiele in Tokio 2020 hat er schon seit Juli in der Tasche, seitdem träumen Medien, Sponsoren und Zuschauer von einem deutschen König der Athleten. Niklas Kaul weiß um den Druck, der auf ihm lastet. Und er geht abgeklärt damit um. Der angehende Sport- und Physiklehrer vermeidet unnötige Risiken im Wettkampf und ist sich bewusst: Wenn er gewinnt, ist er in der öffentlichen Meinung der Goldjunge, wenn er verliert, der “Depp der Nation”. Der Mann hat mit seinen erst 21 Jahren das Zeug zum Vorbild – nicht nur für 2020. Link

Christian Klein, SAP-Chef.
Mit dem jungen Co-CEO, Jahrgang 1980, soll SAP endlich richtig im Cloud-Zeitalter ankommen. Christian Klein ist hörbar nahe der Firmen-Zentrale in Nordbaden aufgewachsen und arbeitet schon sein ganzes Berufsleben bei SAP. Der Konzern setzt derzeit voll auf S/4 HANA, sein neues Betriebswirte-Betriebssystem, das so circa alles verwaltet, was größere Firmen haben und tun. Es läuft wahlweise in den Clouds von Google, Amazon, Microsoft oder Alibaba – oder, wie bisher, im Firmenkeller. Zu wenige Kunden wagten bisher das Upgrade, und rein zufällig geht Ex-Boss Bill McDermott, als begnadeter Verkäufer gepriesen. Klein, bisher Operativchef, überlässt Co-CEO Jennifer Morgan die große Bühne, integriert im Hintergrund die Zukäufe und pflegt Kontakte in die Bundesregierung – Papa war CDU-Bürgermeister. Link

Jürgen Klopp, Fußballtrainer.
Er ist der letzte Bundesliga-Trainer, der dem FC Bayern die Deutsche Fußballmeisterschaft entreißen konnte – das war 2012 mit Borussia Dortmund. Seit 2015 trainiert “The Normal One” den FC Liverpool und führte den Verein nach 14 Jahren ohne internationalen Titel 2019 zum Gewinn der Champions League. 2020 winkt gar die englische Meisterschaft – hier liegt der letzte Erfolg der “Reds” schon 30 Jahre zurück. Die britische Presse feiert Kloppo für seine sportlichen Erfolge, seine emotionalen Ausbrüche und sein Denglisch. Hierzulande hoffen nicht wenige auf eine Rückkehr des Fußball-Poeten als Bundestrainer. “Ich mag Jogi Löw”, sagte Jürgen Klopp einst über den aktuellen Amtsinhaber, “ich benutze sein Deo, sein Shampoo” – vielleicht hat er bald auch seinen Job. Link

Thilo Mischke, Journalist.
Thilo Mischke, 1981 in Ostberlin geboren, schlief und schrieb sich einst für sein gleichnamiges Buch “In 80 Frauen um die Welt”. Der journalistischen Pubertät entwachsen, nächtigt er nun für ProSiebens Reportagereihe “Uncovered” bei kurdischen Truppen in Rojava und in Safe-Houses in Kabul. Dazwischen hat er mit Paula Lambert über Sex getalkt und von “Vice” und “stern” über “Playboy” und “Bild” bis “Penthouse” und „Focus“ in den einschlägigen Print-Etablissements angeschafft. Seine Dokus sind weder Todenhöfer noch Scholl-Latour, er lässt die Story vor und bricht Konflikte anschlussfähig runter. Der Lohn sind zehn Prozent Quote bei 14- bis 49-Jährigen – und “Galileo” riecht heute dank ihm nicht mehr nach Riesenschnitzel, sondern wie ein werbefinanzierter “Weltspiegel”. Link

Luke Mockridge, Comedian.
Luke Mockridge, Jahrgang 1989, ist der Mario Barth der Millennials. Statt auf “kennste, kennste, Loch im Kondom” setzt er auf “kennste, kennste, Passwort vergessen”. Ihm folgen eine Million Menschen bei Instagram, er ist für die Kinder der Neunziger das, was Andrea Berg für Boomer ist und Florian Silbereisen für die Silent Generation, deren Kohortentitel nicht zur Fernseh-Lautstärke passt. Im Herbst 2019 holte er sich bei einer Sat.1-Show, die mit “Fangenspielen für Erwachsene” erschöpfend erklärt ist, einen Muskelriss im Oberschenkel. Wir wünschen gute Besserung, gern auch den Pointen. So oder so eint er zeitweilig als Publikum eine polarisierte Generation aus Pendlern mit Hauskredit und Dieselkombi sowie Städtern mit Staffelmiete und Lastenrad. Link

Tarek Müller, Online-Händler.
Tarek Müller, geboren 1988, ist Ottos originellster Online-Krämer. In den wilden Zweitausendern bastelte er im Kinderzimmer in Hamburg-Harburg suchmaschinenoptimierte Content-Welten und machte sie durch Online-Shops zu Geld. Leichen wie Quelle und Gerry Weber pflastern den Weg nach Amazonien – und machen Handelsmanager innovationsfreudig. Otto lässt deshalb Tarek Müller als Chef von About You das flanierende Shopping von der Fußgängerzone auf den Bildschirm ho- len. Dabei, so die Tarek-These, kaufen Menschen mehr und anderes als geplant, ohne Preise zu vergleichen. Mit Personalisierung, Inhalten und Influencern soll About You das Beste aus beiden Welten holen: Die Kostenvorteile des Online-Handels und die Margen des entdeckenden Einkaufens. Link

Rezo, YouTuber.
Rezo ist der Schlaubi-Schlumpf der YouTube-Welt – nicht nur wegen seiner blauen Haare, sondern weil er sich seit seinem Video-Angriff auf die CDU als intelligente Stimme der Generation Y profiliert. Wenn der Pfarrerssohn bei Zeit Online kolumniert, liest selbst der Bundespräsident mit – und setzt in den Kommentaren zur Gegenrede an. Challenge-Videos, die er mit seiner Aachener YouTube-Clique vor knapp 1,2 Mio Followern aufführt, wirken dagegen trivial. Dass er oft tagelang seine Wohnung nicht verlässt, weil er sich der Produktion ebendieser Videos widmet, und seine Ernährungsgewohnheiten – zum Frühstück um 17 Uhr eine Dose Bohnen – machen uns ein bisschen Sorgen. Für 2020 wünschen wir ihm neben schöpferischer Zerstörung hin und wieder frische Luft. Link

Godo Röben, Geschäftsführer Rügenwalder Mühle.
Wurst-Werber wird Veggie-Visionär: Godo Röben befreite die Wurst vom Fleisch, packte erst Ei und nun immer öfter Erbsen in die Pelle. Das schmeckt zwar nicht allen, aber immer mehr Kunden: 2020 sollen schon 40 Prozent seiner 212 Mio Euro Umsatz aus vegetarischem und veganem Fleisch kommen, Tendenz steigend. Nun kämpft Röben nicht mehr nur für die Rügenwalder Mühle, in deren Diensten er schon sein ganzes Berufsleben lang steht, sondern will, dass der Fleisch-Standort Deutschland auch im Veggie-Wettbewerb mit der Konkurrenz aus Kalifornien mithalten kann. Von der Politik fordert er mehr Investitionen in Forschung und Entwicklung von Pflanzenproteinen – und legt sich dafür auch mit der klassischen Fleisch-Lobby an, die den vegetarischen Alternativen alles verbieten will, was nach totem Tier klingt. Link

Stephan Schäfer, Produktchef Gruner + Jahr.
Stephan Schäfer ist Deutschlands Meister in Sachen Zeitschriften-Neugründung
– und neuerdings auch Bertelsmann Geheimwaffe im Fernsehen. Bei Gruner + Jahr hat er das Genre der Personality-Magazine miterfunden und Titel wie “Barbara”, “Guido” und “Wohllebens Welt” zum Erfolg geführt. Auf sein Konto gehen auch “stern Crime”, “Chefkoch” und “Walden”. Dass manche Titel nicht abhoben – geschenkt. Schäfers Bilanz ist für Konzernmutter Bertelsmann so positiv, dass er sich seit einem Jahr auch bei der TV-Schwester RTL Deutschland in Köln als Inhaltechef beweisen darf. Mit seiner enthusiastisch-kollegialen Art hat der gelernte Journalist und verhinderte Tennisprofi die Stimmung am Hamburger Baumwall deutlich verändert. Auf tiefe Spuren im Fernsehgeschäft warten wir noch. Link

Nico Semsrott, Politiker.
Bekannt geworden ist der Kapuzenpulli-Träger als Demotivator vom Dienst und “traurigster Komiker der Welt” mit einer Vorliebe für deprimierende Themen des Tagesgeschehens in der “heute-show”. “Weil nichts deprimierender ist als Politiker, die Satire machen”, ging Nico Semsrott in den Gegenangriff und als Satiriker in die Politik: Die Partei machte ihn 2019 zum Spitzenkandidaten bei der Europawahl – jetzt sitzt er im EU-Parlament. Und macht plötzlich mehr Politik als Satire, kritisiert mangelnde Transparenz, Bürokratie-Irrsinn, fehlende Nähe zur Jugend und eine ineffektive Klimapolitik. Lustig ist das alles eigentlich nicht, Nico Semsrott bringt seine je über 200.000 Follower auf Twitter und Instagram damit trotzdem zum Lachen. Und dann zum Nachdenken. Link

Ricardo Simonetti, Entertainer.
Sein Leben ist eine Show und er ist der Star. Ob Riccardo Simonetti seine fast 230.000 Instagram-Follower daran teilhaben lässt, wie er ein Outfit für den roten Teppich sucht, trotz fehlenden Gesangstalents Britney-Spears-Hits intoniert oder sich die Haare schön machen lässt: Es ist immer maximal unterhaltsam. Simonetti liebt die mediale Bühne nicht nur, er nutzt sie auch, um ernste Botschaften für mehr Toleranz und persönliche Freiheit zu platzieren. Als Junge mit Faible für Glitzeroutfits hat er schon während seiner Kindheit im bayerischen Bad Reichenhall zu spüren bekommen, dass da noch eine Menge Luft nach oben ist. Simonettis Autobiografie “Mein Recht zu funkeln” war ein Bestseller. Sein zweites Buch ist eines für Kinder. Es heißt: “Raffi und sein pinkes Tutu”. Link

Gabor Steingart, Journalist.
In seiner Inkarnation als Journalismus-Startuper und Ohrwurm der Wichtigen will Gabor Steingart bald in einem Schiff über die Spree kreuzen. In seinen “Morning Briefings” liest er mit spitzer Zunge Hunderttausenden die werktägliche Politikmesse und zelebriert die Welterklärung. Ein Lagerfeuerchen, um das sich Pro- minente aus Politik und Popkultur gern scharen. Anders als der Name seiner Firma vermuten lässt, schlägt sich “Media Pioneer” Steingart nicht allein durch, sondern befehligt eine Crew fleißiger Zuarbeiter, denen er peu à peu ein bisschen Platz im Ram- penlicht einräumt. Wie gut das Manövrieren mit Leseraktien statt Werbeeinahmen gelingt und ob 36-Prozent-Gesellschafter Springer nicht doch eine Meuterei anzettelt, bleibt abzuwarten. Link

Philipp Walulis, YouTube-Aufklärer.
Philipp Walulis klärt seit 2004 Menschen darüber auf, welchen Quark sie ihren Ohren, Augen und Hirnen zumuten. Er wirkt zunächst im Radio, dann im Fernsehen, jetzt für den jungen Plattform-Grundversorger Funk von ARD und ZDF. Seine Produktionsfirma Enrico Pallazzo produziert nun den feuchten Traum des deutschen Fernsehens: eine werktägliche Late-Night-Show. Sie läuft auf YouTube, ohnehin die größere Bühne. “Walulis Daily”, Untertitel: “Fast Nachrichten”, folgt dem wohl nicht unwahren Branchenschnack, wonach viele Menschen harte News meiden – außer sie werden zugespitzt, humorig gebrochen und in ein Unterhaltungsformat gebacken. Mal sehen, wie groß die Zielgruppe ist, die bei echten Newsformaten gähnt, aber die grazilen Gags der Walulis-Autoren genießt. Link