Ohne Werbung: Gabor Steingart baut an einem Medienimperium mit 30 neuen Leuten.


Journalismus im Schaufenster: Gabor Steingart arbeitet von einer ehemaligen Berliner Bekleidungs-Boutique aus an seinem eigenen Medienreich. Im Video- und Podcast-Interview mit Peter Turi sagt der frühere Juniorverleger des "Handelsblatts", dass er ein weiteres Studio in bester Lage eröffnen und noch in diesem Jahr fünf bis zehn neue Podcasts starten will. Dafür sucht der Chef von bisher rund 20 Leuten 30 weitere Mitarbeiter. Bei der Frage nach der Finanzierung des Projekts wird Steingart ungewohnt schmallippig. Bisher stemmt er die Mio-Investition aus eigener Tasche und erteilt Werbe-Finanzierung eine schroffe Absage: Werbung sei "ein Übers-Ohr-Hauen der Leser und Hörer".

Steingart sagt, dass auch andere Medien die Werbefreiheit entdecken werden und nimmt sich demokratische US-Politiker zum Vorbild, die auf Gelder von Waffen- und Pharma-Riesen verzichten. Wie Steingart künftig mit seinem "Morning Briefing" Geld verdienen will, deutet er allenfalls an: Partner und Investoren sind willkommen, solange sie inhaltlich nicht zu sehr mitreden. Auch von Lesern und Hörern Geld zu nehmen, sei eine Option – im Moment aber zu früh.

Hat Gabor Steingart Recht und welche Chance hat sein Kurs ohne Werbung? Mailen Sie uns Ihre Meinung an post@turi2.de!

Das 45-Min-Gespräch von Gabor Steingart mit Peter Turi ist als turi2.tv-Video bei YouTube abrufbar und steht als Audio unter turi2.tv/podcast sowie bei iTunes, Spotify, Deezer und AudioNow bereit.



Kapitelmarken bei YouTube:

0:47 Gabor Steingart findet Papier als Medium "prähistorisch" und "autokratisch" – Bücher schreibt er dennoch.

2:28 ...über seinen "zeitgemäß interpretierten Journalismus"

3:58 ... will dem "Handelsblatt" keine Konkurrenz machen

6:21 ... über einen partnerschaftlichen Umgang mit Lesern und Hörern

8:05 ... über die Akquise von Promi-Gesprächspartnern

8:55 ... erklärt, warum er derzeit kein Geld verdienen will, und warum er eine Werbe-Vermarktung ablehnt

12:57 ... erklärt, warum er auch keine klassischen Abos verkaufen will, und vergleicht sich mit Mick Jagger

15:47 ... über einen Club als Geschäftsmodell

17:03 ... will sich als Gründer in seinem Unternehmen ersetzbar machen

18:43 ... will keine One-Man-Show machen, weitere Shows entwickeln und neue Mitarbeiter einstellen

31:39 ... will noch 5-10 weitere Podcasts produzieren und ein weiteres Studio aufbauen

24:32 ... will moderner Verleger und aktiver Journalist sein

25:31 ... hat keinen Plan aber einen Business-Plan

26:40 ... will keine Experiementier-Abteilung für einen klassischen Verlag sein

28:49 ... will noch nichts zur wirtschaftlichen Zukunft seines Unternehmens sagen

31:07 ... über Podcasts als Mittel der Hörer-Emanzipation

33:39 ... über seinen Arbeitsalltag

38:13 ... wie lange er noch früh aufstehen und an der Front Journalismus betreiben will

41:09 ... über seine Rausschmiss-Routine von der Schulbank bis zum "Spiegel"

43:13 ... will seinen Kindern keine publizistische Macht hinterlassen