Debatte: Am schönsten ist, wenn der Nutzer zahlt, schreibt Florian Haller.


Ausgerechnet Florian Haller, Inhaber von Europas größter unabhängiger Kommunikationsagentur Serviceplan, teilt Gabor Steingarts Ansicht, dass ein Medium am besten ohne Werbung vorankommt. Steingarts Absage an Print widerspricht Haller aber energisch.

"Ich schätze den Morning Brief als journalistisches Produkt wirklich sehr. Er ist intelligent geschrieben, intellektuell unterhaltsam und vermittelt einen Überblick zu den wichtigsten Themen des Tages. Der Morning Brief gehört fest zu meinem Morgenritual. Und das obwohl wir ja alle überflutet werden von Newslettern.

Seine Einschätzung zum Thema Papier halte ich für journalistisch zugespitzt. Will heißen: Es ist schon richtig, dass man den Nachrichtenträger Papier nicht mehr zwingend braucht. Aber was braucht man schon alles nicht im Leben und nutzt es trotzdem? Das Papier hat auch ein paar Stärken: es ist unglaublich praktisch, es liegt physisch länger beim Nutzer im Wohnzimmer als der Newsletter und – wenn es gut gemacht ist – kann es auch einen besondere Ästhetik entfalten. Ich glaube eher, dass es nicht auf ein entweder oder, sondern auf ein mit einander von Print und Digital hinausläuft. So ist das übrigens in der Geschichte der Medien – bei Zeitung, Radio, Kino und Fernsehen – immer gewesen. Neue Medien kamen einfach dazu.

Zur Refinanzierung hat Gabor Steingart schon recht. Am schönsten ist es, wenn der Nutzer für das Medium, das er nutzt selber zahlt. Das muss man dann halt durchsetzen. Und in den meisten Fällen ist auch an dieser Stelle die Welt bunt und nicht schwarz-weiß."