Klaus Brinkbäumer spricht über sein Scheitern beim “Spiegel” und kritisiert die Mitarbeiter KG.


Den Spiegel vorgehalten: Klaus Brinkbäumer äußert ein Jahr nach seinem Abgang als "Spiegel"-Chefredakteur gut verpackte, aber deutliche Kritik an der Mitarbeiter KG, die als Gesellschafterin das Sagen beim Nachrichtenmagazin hat. Manche KG-Geschäftsführer und stillen Gesellschafter fühlten sich in allen Fragen kompetent, obwohl sie das "womöglich nicht bei jedem Thema sind", sagt Brinkbäumer im Interview mit "Kress Pro". Zu seiner eigenen Demission sagt er u.a., dass der "Spiegel" eine gewisse Begabung darin habe, "Leute, die er gestern noch für die Besten hielt, heute bei der Konkurrenz wieder zu sehen". Brinkbäumer schreibt heute für die "Zeit". "Ich stelle mir manchmal vor, wie der 'Spiegel' über den 'Spiegel' schreiben würde", kommentiert er, "schön wär's nicht".

Brinkbäumer spricht auch über die Causa Relotius und sagt, dass er zu nachsichtig gegenüber dem Ressort "Gesellschaft" und der Konstruktion mit dem dort eingebetteten Dokumentar war, macht aber auch deutlich, dass es diese Aufstellung schon vor seiner Zeit als Chefredakteur gab. Er bestätigt, dass er sich zwei Mal beim Lesen von Relotius-Texten gefragt habe "Kann das so gewesen sein?" und wünscht sich im Nachhinein, "ich hätte in jenen Sekunden eingegriffen".

Brinkbäumer sagt, dass er sich hätte vorstellen können, in die zweite Reihe beim "Spiegel" zurückzukehren und als Korrespondent zu arbeiten. "Ich werde eines Tages wieder einen festen Job übernehmen – momentan bin ich aber ausgefüllt und vergnügt mit den Dingen, die ich tue", beendet er das Interview. (Foto: dpa)
"Kress Pro" 7/2019, S. 58-62 (Paid)