Kai Diekmann bereut im “Journalist”, “Bild” nicht eher verlassen zu haben.


Kai-ne Widerrede: Kai Diekmann plädiert im neunseitigen Titelinterview des "Journalist" für mehr Lokaljournalismus und bereut, "Bild" nicht eher verlassen zu haben. Zu Interviewer Jan Freitag sagt er, er hätte bereits viel früher den Absprung bei "Bild" schaffen müssen. In den 16 Jahren an der Spitze hätten sich zu viele Routinen eingeschliffen: "Am Ende haben viele in der täglichen Arbeit zu häufig nicht mehr gefragt: Was ist gut für die Marke, was ist gut für das Blatt, sondern was will Kai?" Das, so Diekmann, sei der Punkt, "an dem ein Chef der Marke nicht mehr nur guttut, dem Team nicht und auch dem Blatt nicht."

Dennoch findet er lobende Worte für "Bild". Die Marke habe es als eine der wenigen verstanden, dass sowohl Trägermedium als auch Gatekeeper-Funktion weggefallen seien. Für die klassische Medienindustrie gebe es "kein Recht auf Überleben". Große Chancen sieht Diekmann aber im Lokaljournalismus, auf den sich Medien stärker konzentrieren sollten, insbesondere unter Einbeziehung der Leser. Wenig selbstkritisch zeigt sich Diekmann im Hinblick auf die Art der Berichterstattung unter seiner Führung: Die habe nicht zur Verrohung der Kommunikation beigetragen.
"Journalist" 01/2020, S. 18 (Paid)