Zitat: Giovanni di Lorenzo will als Journalist AfD-Wähler nicht bekehren.

"Es ist aber ein totaler Irrglaube, man könne die AfD oder den Populismus kleinkriegen, indem man bestimmte Leute nicht mehr ins Fernsehen einlädt. Genauso falsch finde ich übrigens die Vorstellung, es sei unsere Aufgabe als Medien, AfD-Wähler zu bekehren. Wir sind Journalisten."

"Zeit"-Chefredakteur Giovanni di Lorenzo diskutiert im "Streit"-Gespräch mit den drei Redakteurinnen Alice Bota, Özlem Topçu und Khuê Phạm über Migration, Identität und Populisten. Er sieht es als eine der wichtigsten Aufgaben der Politik, "wenigstens einen Teil" der Menschen zurückzugewinnen, die sich von der Gesellschaft abwenden.
"Zeit" 17/2020, S. 8/9 (Paid)

Weitere Zitate:

"Es ist nicht so, dass der Erfolg der Populisten weltweit nur das Ergebnis einer sich selbst reproduzierenden Bosheit und Blödheit ist. Irgendetwas haben auch die etablierten Parteien, die Medien, die gesellschaftliche Mitte dazu beigetragen, dass Populisten so stark geworden sind. Und deswegen predige ich immer wieder, dass wir uns diese Fehler genau anschauen, weil wir sonst keinen Hebel haben, den gesellschaftlichen Frieden mittelfristig zurückzugewinnen."

"Wir können über alles schreiben, auch über Rassisten, über Extremisten, über Holocaustleugner, über Leugner des Klimawandels. Aber wir sollten ihnen keine Bühne zur Selbstdarstellung bieten."

"Die Medien sind ja im Moment in der Corona-Krise sehr erfolgreich, das ist einer der wenigen Lichtblicke. [...] Ich habe mich gefragt, woran das liegt. Sicherlich daran, dass die Bedrohung so groß ist. Aber vielleicht hat es auch damit zu tun, dass sich Journalisten im Moment stark auf das Darstellende konzentrieren, auf das Analysierende und Erklärende, und das Kommentierende eher zurückstellen. Ich finde, nicht zu unserem Schaden."