G+J-Chefin Julia Jäkel sieht Frauen durch die Corona-Krise im Job benachteiligt.


Zurück ins Patriarchat: Gruner + Jahr-Chefin Julia Jäkel sieht in der Corona-Krise die Fortschritte der Gleichberechtigung schwinden. In einem Gastbeitrag für die "Zeit" kritisiert Jäkel den Rückfall in eine männerdominierte Arbeitswelt. "Homeoffice bedeutet für Tausende Frauen gerade vor allem home und wenig office", schreibt Jäkel. Videokonferenzen im eigenen Verlag seien "weniger weiblich als sonst bei uns üblich". Diese Entwicklung sei für Frauen deshalb bitter, "weil jetzt Karrieren gemacht werden". Diesen Moment verpassten nun viele Frauen, "weil sie – aus welchen Gründen auch immer – zurückstecken".

Die Corona-Krise mache offensichtlich, "wer in Deutschland wirklich, wirklich entscheidet". Das Gebot der Diversität zähle "offenbar nur an ruhigen Tagen". Jäkel schreibt auch von ihren Zweifeln, das Thema Gleichberechtigung jetzt, während der Krise, auf den Tisch zu bringen. "Alles andere, so dachte ich einige Wochen lang, wirkt daneben wie 'Gedöns'. Die Gefahr, dass man mich missverstehen könnte, schien mir zu groß." Der Abgang von Jennifer Morgan bei SAP sei für Jäkel "der letzte kleine Auslöser" gewesen, sich doch zu äußern. Ihr Zwischenfazit nach sieben Wochen Krise: "Wir Frauen sind so viel weniger weit, als wir es dachten."
"Zeit" 19/2020, S. 11 (Paid)