“Bild”-Vize Paul Ronzheimer verteidigt seine Auslandseinsätze und kritisiert ARD, ZDF und seine Kritiker.

Frontschnüffelhund: "Bild"-Vize Paul Ronzheimer verteidigt im großen Interview mit der NZZ seinen forcierten Auftritt in Afghanistan, erläutert seine Motive und kritisiert die Konkurrenz. Ronzheimer hat es sich zum "Markenzeichen gemacht, überall dort einzureisen, wo andere ausreisen", schreibt die "NZZ", "stets begleitet von Kameras und Schlagzeilen". Die Kritik, ein "Showreporter" ("NZZ") zu sein, weist Ronzheimer zurück: Die Kritik habe "viel mit Neid zu tun". Auf den "regelrechten Personenkult" ("NZZ") um Ronzheimer angesprochen antwortet Ronzheimer: "Eine Boulevardzeitung muss immer mit Personalisierungen arbeiten", damit "es jemanden gibt, der die Zuschauer an der Hand nimmt und Themen einführt". In Deutschland werde "dieser Journalismus abgefeiert, wenn er von CNN kommt" und "angeprangert" bei "Bild".

Die Konkurrenz von ARD und ZDF kritisiert Ronzheimer hart: Deren "Bürokratie, Risikoscheu und Bräsigkeit" verhinderten, "dass sie Reporter vor Ort haben". Die "deutschen Reporter würden sich zwar trauen, aber sie gehen unter im Zuständigkeitswahn". Die Sicherheitslage für westliche Journalisten sei "zumindest im Moment weniger heikel". Die Taliban hätten "ein großes Interesse daran, mit uns zu kommuninizieren". Für Journalisten bestehe "die größte Gefahr darin, von Gangstern oder von IS-Leuten entführt zu werden". Allerdings stelle sich die Frage: "Wie lange finden die Taliban unsere kritische Berichterstattung gut?" Ronzheimer, der sich für eine elf Minuten lange Live-Schalte mit Bild TV selbstbewusst und direkt von einer Siegesfeier der Taliban von einem hörbar besorgten Moderatoren-Duo befragen lässt, sagt: "Ich traue den Taliban nicht, ihre Ideologie hat sich nicht verändert." Als Interview-Scoop kann Ronzheimer ein Gespräch mit dem obersten Taliban-Sprecher Zabihullah Mujahid vorweisen.
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