“Alles dicht machen”: Schauspielerinnen kritisieren Corona-Politik.  


Noch ganz dicht? 53 deutsche Schauspielerinnen sprechen sich in der gemeinsamen Aktion "Alles dicht machen" gegen die Corona-Politik der Bundesregierung aus. Unter ihnen sind Jan Josef Liefers, Heike Makatsch, Wotan Wilke Möhring, Ulrike Folkerts, Ken Duken, Martin Brambach, Ulrich Tukur und Volker Bruch. In kurzen Videoclips bedanken sie sich bewusst überschwänglich und mit ironischem Unterton für die beschlossenen Maßnahmen der Regierenden. Die Website allesdichtmachen.de bricht unter der Last der Anfragen zeitweise zusammen und ist am Donnerstag zwischenzeitlich nicht erreichbar gewesen. Hinter der Aktion steckt laut "Spiegel" die Münchner Firma Wunder Am Werk GmbH, deren Geschäftsführer Bernd K. Wunder äußert sich auf "Spiegel"-Anfrage nur mit den Worten: "Das ist Kunst."

Jan Josef Liefers kritisiert in seinem Beitrag die alarmierende Berichterstattung der Medien. Einige Zeitungen hätten damit begonnen, "alte überwunden geglaubte Vorstellungen von kritischem Journalismus wieder aufleben zu lassen". Dagegen müsse man sich wehren: "Wir sollten einfach nur allem zustimmen und tun, was man uns sagt. Nur so kommen wir gut durch die Pandemie." Ulrich Tukur sagt: "Schließen Sie ausnahmslos jede menschliche Wirkungsstätte und jeden Handelsplatz, nicht nur Theater, Cafés, Schulen, Fabriken, Buchhandlungen, Knopfläden nein, auch alle Lebensmittelläden, Wochenmärkte und vor allem auch all die Supermärkte."

Im Netz häufen sich kritische Stimmen: RND-Medienredakteur Imre Grimm kommentiert: "Ruhm und Erfolg schützen nicht vor Pech beim Denken", die Aktion sei "eine Verhöhnung der Hinterbliebenen von mehr als 70.000 Coronatoten und derer, die auf Intensivstationen um ihr Leben kämpfen". Übermedien-Gründer Stefan Niggemeier kritisiert, dass die Schauspielerinnen mit einer "ekligen Ironie gegen die Corona-Maßnahmen" kämpfen. Die Autorin Annika Brockschmidt sieht in "Alles dicht machen" den bisher "vielleicht größten PR-Erfolg" der Pandemie-Leugnerinnen: "Starbesetzung, glossy Instagram-Wirkung statt kruden Memes aus irgendwelchen subreddits, Menschen mit Fans". ARD-Digitalexperte Dennis Horn kommentiert: "Diese Pandemie hat einige schlimme Dinge hervorgebracht. Diese grässliche Idee gehört dazu." Komiker Oliver Pocher droht bei Twitter, am Freitag ab 10 Uhr stündlich ein Parodie-Video zur Aktion zu drehen, "bis der Lockdown beendet ist". Lobende Worte findet dagegen z.B. Ex-Verfassungsschutzpräsident Hans Georg Maaßen, der die Aktion als "großartig" bezeichnet. Virologe Jonas Schmidt-Chanasit spricht gar von einem "Meisterwerk", das "uns nachdenklich machen sollte".
spiegel.de, tagesspiegel.de, bild.de, rnd.de (Grimm), youtube.com (Videos)