Alte Herren und viele Tränen: Das Echo zum Comeback von “Wetten, dass..?“


Nostalgie-Überschuss: Zehn Jahre nach seinem Abschied von "Wetten dass..?" hat Entertainer Thomas Gottschalk am Samstagabend noch einmal zur großen ZDF-Sause geladen – inklusive Michelle Hunziker, einem Bagger und natürlich jeder Menge Wetten. Auf der Couch nehmen u.a. Helene Fischer, Björn und Benny von ABBA und das Duo Joko Winterscheidt und Klaas Heufer-Umlauf sowie Überraschungsgast Frank Elstner Platz. Und die Schauspielerin Svenja Jung, deren Namen Gottschalk aber nach ein paar Minuten schon wieder vergisst. Die Netzgemeinde rastet ob der TV-Zeitreise förmlich aus, mehrere Medien bieten Live-Ticker an. Und fast alle kommen zum Ergebnis: Die Show ist unterhaltsam, aber mittlerweile aus der Zeit gefallen.

Im "Spiegel"-Liveticker wird Anja Rützel ihr "extrem niedriges Rührungslevel" beim Schauen bewusst. Anders als viele Gäste der Show muss sie angesichts der Nostalgie nicht in Tränen ausbrechen. Rebecca Baden vom "Hamburger Abendblatt" urteilt, dass die Show schon "damals Risse hatte, dass es nun wirklich nicht mehr zeitgemäß ist, dass es langweilt." Die "dramaturgische Lahmarschigkeit" fällt auch Imre Grimm vom RND auf – nicht nur wegen des 30-minütigen Zeitverzugs nach hinten raus. Für ihn hätte die Sendung einen Schuss "frischer, heutiger und lebendiger" sein dürfen.

Einer, der sich für das Format begeistern kann, ist der Moderator Frank Buschmann. "Kannste nicht kopieren, ist aber so wunderbar anders", schreibt er bei Twitter. Und auch Medienredakteur Jürgen Overkott "liebt" die Show für ihre Mischung aus "doof und lustig". Die vielen Standing Ovations im Studio in Nürnberg lassen Micky Beisenherz vermuten, dass "am Montag die Orthopädiepraxen voll" laufen.

Kritische Stimmen beziehen sich vor allem auf den Alt-Herren-Humor des Moderators. Der YouTuber Fynn Kliemann entzaubert für sich selbst die "Legende Gottschalk" als "sehr unangenehmem alten Mann mit fragwürdigen Sprüchen". Die Social-Media-Redakteurin Sandra Elgaß schaltet schon früh ab, weil es ihr in der Sendung zu oft um "Ausschnitt, Gewicht oder die Idealisierung des Mutterseins von Frauen" geht.

Die Sendungsmacher lassen an diesem Abend offen, ob es eine weitere Ausgabe geben wird. Erfinder Frank Elstner rät Thomas Gottschalk, "mit dem Programmdirektor vom ZDF" zu reden, damit die Show künftig jährlich laufen kann. Zuvor hatte sich schon Sänger Udo Lindenberg für eine Wiederholung ausgesprochen.

Übrigens: Zeitgleich läuft auf ProSieben "The Masked Singer". Der Promi, der an diesem Abend seine Identität preisgibt, ist Samuel Koch – der 2010 bei "Wetten dass..?" einen schweren Unfall hatte, seitdem querschnittsgelähmt ist und wegen dem Thomas Gottschalk damals die Moderation an Markus Lanz abgetreten hatte. "Fernsehgeschichte", urteilt Nico Hoffmeister. (Foto: Daniel Karmann / dpa / Picture Alliance)
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