Antisemitismus-Vorwürfe: Deutsche Welle gesteht Fehler ein und trennt sich von fünf Mitarbeitenden.


Aufarbeitung: Die Deutsche Welle legt ihren Untersuchungs-Bericht von Sabine Leutheusser-Schnarrenberger und Ahmad Mansour zu den Antisemitismus-Vorwürfen gegen den Sender vor. Als Konsequenz trennt sich der Sender von fünf bereits freigestellten Mitarbeitenden – über sie hatte die "Süddeutsche Zeitung" im Dezember berichtet. Vorwürfe gegen elf weitere Beschäftigte, die zum einen der Kommission, zum anderen der DW selbst aufgefallen sind, werden geprüft. Der bisherige Leiter der arabischen Redaktion gibt seine Leitungsfunktion ab, berichtet Intendant Peter Limbourg. Auch über die Antisemitismus-Vorwürfe hinaus ist die arabische Redaktion des Senders "zu tiefst gespalten", sagt Mansour und empfiehlt einen "Neuanfang". "Es ist uns nicht gelungen, das zu befrieden, obwohl wir da seit drei Jahren dran sind", gibt Limbourg mit Blick auf die Probleme in der Redaktion zu.

Gleichzeitig lobt Mansour die journalistischen Leistungen der Redaktion: Die Programme, etwa die Talkshow von Jaafar Abdul Karim, seien in der arabischen Welt hoch relevant und erreichten ein Millionen-Publikum.

Die Untersuchungs-Kommission betont gleichzeitig, dass es in der arabischen Redaktion keinen strukturellen Antisemitismus gibt und es sich bei den Fällen um Einzelfälle handelt. Intendant Limbourg legt einen Zehn-Punkte-Plan vor, um solche Falle künftig zu vermeiden. Dazu gehört u.a. eine Antisemitismus-Definition, die eine Anerkennung des Existenzrechts Israels mit einschließt und verpflichtend allen Mitarbeitenden vermittelt werden soll. Zudem soll der Code of Conduct für die Beschäftigten geschärft werden.

Bezogen auf die Antisemitismus-Vorwürfe gegen Kooperations-Partner in der arabischen Welt sollen die Werte des deutschen Auslandssenders konkreter vermittelt und die Partnersender strenger geprüft werden. Nach Einschätzung der Kommission handelt es sich etwa beim Sender Al Jadeed nicht um einen "Hisbollah-Sender". Bei anderen in die Kritik geratenen Partnern empfiehlt die Kommission entweder ein Ende der Zusammenarbeit oder einen Dialog. (Foto: dpa, Imago, DW)
turi2 – eigene Beobachtung, dw.com (Pressemitteilung und Untersuchungsbericht als Download), turi2.de (Background)