Bauer-Vertriebschef Heribert Bertram macht dem Presse-Grosso Beine.

Heribert Bertram Zeitschriften-600
Lahm, lahmer, Grosso: Bauer geht abermals auf Kollisionskurs mit den deutschen Presse-Grossisten. Vertriebschef Heribert Bertram fällt abwechselnd "von einer Ohnmacht in die nächste" und geht "wie das HB-Männchen durch die Decke", weil das Grosso sich zu langsam modernisiert, wie er in "kress pro" bemängelt. Bertram fordert u.a. weniger Grossisten am Markt. Angesichts 50 verschiedener Unternehmen spricht er freundlich-verklausuliert von einem "kumulierten Overhead, den wir heute nicht mehr darstellen können".

Bauer überwacht die Arbeit des Grosso nicht nur durch umfangreiche Datenanalysen, sondern auch mit Vor-Ort-Kontrollen. Täglich seien zehn Bauer-Mitarbeiter bei jeweils sechs bis acht Einzelhändlern, um die Positionierung der Zeitschriften im Regal zu dokumentieren. Parallel streitet sich Bauer seit Jahren vor Gericht mit dem Grosso um die Frage, ob ein Verlag alle Grossisten mit seinen Titeln beliefern muss. Bertram sieht das nicht ein und will die Frage vom Bundesverfassungsgericht klären lassen.

Zudem verlangt er mehr Konkurrenz unter den Grossisten. Auslieferungsgebiete sollten alle fünf Jahre neu ausgeschrieben werden – dagegen würden sich Familienstämme aber "wie im Mittelalter" wehren. Bertram droht, zur Not die "Evolution des Systems" selbst mit anderen Verlagen in die Hand zu nehmen.
"kress pro" 5/2016, S. 14-21 (Paid), zeit.de (Background)

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