Beirat “Junge Digitale Wirtschaft” fordert Mitspracherecht über Börsen-Berichterstattung.

Pressefreiheit? Welche Pressefreiheit? Der Beirat "Junge Digitale Wirtschaft" will den Medien offenbar genaue Vorschriften machen, wie sie über Börsengänge deutscher Startups zu berichten haben. Ein entsprechendes Positions-Papier hat das Gremium, das Wirtschaftsminister Peter Altmaier berät, auf der Website des Ministeriums veröffentlicht. Inzwischen ist das Papier wieder verschwunden – wohl auf Anordnung des Ministers, der sich von den Forderungen distanziert. Darin geben die Unterzeichnerinnen Lea-Sophie Cramer (Foto links), Christoph Gerlinger (Foto Mitte) und Alex von Frankenberg (Foto rechts) den Medien eine Mitschuld an schwachen Börsengängen. Sie beklagen ein "IPO- und New-Economy-Bashing" und fordern eine "Disziplinierung der Presse zu sachlicher, richtiger und vollständiger Information".

Die Autorinnen fordern nicht nur Hofberichterstattung, sondern wollen Medien auch verpflichten, über kleinere Börsengänge zu berichten. Der Beirat will außerdem eine Abschwächung vorhandener Regeln für Unternehmen erreichen, etwa eine Beschränkung von Haftung und der Veröffentlichungs-Pflicht von Ad-hoc-Meldungen. Das Gremium war einst von FDP-Minister Philipp Rösler einberufen worden, Altmeier nannte es 2020 einen "wichtigen Impulsgeber".

Ratepay-Gründerin und Beirats-Chefin Miriam Wohlfahrth entschuldigt sich stellvertretend für das Papier. Angeblich habe es sich bei der Veröffentlichung um eine "nicht finale Arbeitsversion" gehandelt. Der DJV nennt die Forderungen "völlig absurd".
handelsblatt.com (Paid), twitter.com (Tweet Altmaier), twitter.com (Tweet Wohlfahrth, twitter.com (Tweet Journalistenverband)