turi2 edition #9: ZDFneo-Chefin Nadine Bilke im Porträt.
25. November 2019
Alles neo, oder was?Nadine Bilke hat die ZDF-Mediathek mit aufgebaut, seit gut einem Jahr erprobt sie bei ZDFneo, dem Junge-Leute-Ableger des ZDF, die TV-Zukunft. Heike Reuther beschreibt sie als im Sender gut vernetzte Macherin mit Teamgeist. (Foto: Gaby Gerster für die “turi2 edition #9”)
Auf dem Mainzer Lechenberg thront das ZDF. ZDFneo liegt leicht abseits, den Hügel ein Stück runter, in einem Nebengebäude. Tür an Tür mit der ZDF-Pensionskasse. Doch an Pension denkt Nadine Bilke sicher nicht, wenn sie morgens zur Arbeit geht. Seit August 2018 leitet sie den Sender, der fürs ZDF die Zukunft erproben soll.
Die 43-Jährige weiß: Nicht ganz so dicht am Hauptsender zu sitzen, kann auch Vorteile haben. Die Stimmung im 40-köpfigen Neo-Team ist fast familiär. “Ich kenne jeden Einzelnen und nehme mir auch immer wieder die Zeit für das persönliche Gespräch.” Das war gerade im ersten Jahr gut, um die Abläufe beim linearen Fernsehen kennenzulernen.
In der Hauptredaktion Neue Medien hat die promovierte Journalistin die ZDF-Mediathek mit aufgebaut. Vielleicht war genau das die Eintrittskarte für den Job als Neo-Chefin: “Durch meine bisherige Tätigkeit bin ich im Hause bestens vernetzt. Hinzu kommt, dass die Zielgruppen von Mediathek und ZDFneo sehr ähnlich sind.”
Der Sender steht für freche Formate wie Jan Böhmermanns “Neo Magazin Royale”. Für die Zielgruppe der 25- bis 49-Jährigen hat Nadine Bilke den Comedian Shahak Shapira und Moderatorin Laura Karasek entdeckt. Bilke, die selbst am liebsten Serien sieht, möchte mehr Drama-Reihen und Sitcoms in Deutschland produzieren lassen. Mit dem Label “Neoriginal” hat sie dafür gesorgt, dass die Eigenproduktionen in der ZDF-Mediathek gut zu finden sind.
Nadine Bilke im TV-Fragebogen
“Wir müssen die lineare und nonlineare Planung besser miteinander verzahnen und setzen deshalb neue Workflows auf”, sagt Bilke. Sie hat sich während des Studiums und als Dozentin mit Konfliktforschung beschäftigt. Das hilft ihr jetzt. “Für das Arbeiten im Team ist Kenntnis von Kommunikations-Typologien in Konfliktsituationen sehr nützlich”, sagt sie schmunzelnd.
Die Ruhrgebietlerin, geboren in Gelsenkirchen, liebt ihren Job. Ihren Jugendtraum, als Korrespondentin für eine große Tageszeitung ins Ausland zu gehen, hat sie trotz eines Zeitungsvolontariats bald aufgegeben und stattdessen beim Fernsehen angeheuert. “Das ZDF war das attraktivere Angebot.” Sie mag es, strategisch zu denken, den Blick aufs große Ganze zu werfen, Dinge miteinander zu verknüpfen.
Bilke weiß die Herzlichkeit der Mainzer und die kurzen Wege in der Region zu schätzen. Sie wohnt mit Mann und zwei Kindern naturnah, ringsum Weinberge und Obstplantagen. Wie hält sie es mit Kindererziehung und Fernsehen? “Ich orientiere mich an meiner eigenen Erziehung. Meine Eltern haben meiner Schwester und mir früh Eigenverantwortung beigebracht. Wir durften nicht mehr als eine Sendung am Tag sehen und mussten selbst entscheiden, welche.” Und wenn es doch mal Diskussionen gibt, sagt ihr Mann: “Die Mama wird ja auch bezahlt fürs Fernsehen.”
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