Ungehörter Maschinenraum: Bei der Diskussion um Reformen bei ARD und ZDF kommt die Perspektive und Expertise der Mitarbeitenden zu kurz, kritisiert Journalist und Berater Björn Staschen in einem Gastbeitrag in der "Süddeutschen Zeitung". Staschen verantwortet in der Programmdirektion beim NDR die Themen Transformation und Technologie, bringt mit seinem Beitrag – in Anlehnung an Tom Buhrow – jedoch in seinem "eigenen Namen und auf eigenes Risiko" Vorschläge "aus dem Maschinenraum" ein. Die Beschäftigten in den Innovationslaboren der Sender etwa litten darunter, "dass ihnen Geld und Mitarbeitende fehlen". Innovation geschehe heute oft "auch noch" und "nebenbei", dabei bräuchte es eine "Transformation des gesamten Unternehmens". Zwar schrieben sich viele Sender auf die Fahnen, eine "agile", moderne Kultur zu leben, würden aber in fast denselben Strukturen geführt wie vor 50 Jahren. "Die Krise des öffentlich-rechtlichen Rundfunks ist vor allem eine Kulturkrise, in der alte Hierarchien an ihrer Macht festhalten", urteilt Staschen.
Die Geschäftsleitungen der Sender sieht er in der Verantwortung, die Mitsprache der Mitarbeitenden zu stärken und "auch abweichende Meinungen und Debatte ins System" zu holen. Die Sender sollten "auch diejenigen in Führungsverantwortung bringen, die unbequem sind". Zugleich brauche es "mehr mutige Mitarbeitende, die sich trauen, den Mund aufzumachen", verbunden mit mehr Beschäftigungssicherheit, "damit Einmischung nicht Existenzen bedroht". An die Politik appelliert Staschen, zumindest "für die regionale Anstalt vor der eigenen Haustür" Veränderungen anzustoßen, Gremien zu professionalisieren und sie diverser zu besetzen.
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