Clubhouse-Clash: Ministerpräsident Bodo Ramelow hat offenbar noch nicht genug vom neuen sozialen Audio-Netzwerk Clubhouse. Am Sonntagnachmittag meldet er sich in einer von Tilo Jung gestarteten Diskussionsrunde. Darin entschuldigt er sich dafür, die Kanzlerin "Merkelchen" genannt zu haben. Zuvor war er darauf hingewiesen worden, dass die Verniedlichung auch sexistisch verstanden werden könne. Schließlich nannte Ramelow die Äußerung einen "Fehler": "Wer weiß, wie viel Hochachtung ich vor der Bundeskanzlerin – gerade jetzt in der Krise – habe, der weiß, dass ich das ernst meine." Am Freitag und Samstag war Ramelow zum Teil bis tief in die Nacht auf Clubhouse unterwegs und hat mit Nutzer*innen diskutiert. Einige unbedachte Äußerungen, u.a. "Merkelchen", waren von Johannes Boie in der "Welt am Sonntag" aufgespießt worden und hatten zum ersten Kommunikations-Gau bei Clubhouse in Deutschland geführt.
Bei Madsacks RND spricht Ramelow am Sonntag über den Reiz der App: "Man hat auf seinem Handy 3.500 Menschen in einem Gesprächsraum. Das ist eine neue Qualität, mit der digitalen Welt umzugehen." Er bereue den Abend nicht, sagt aber, dass er "die Grenzen aufgezeigt gekriegt" hat. Künftig müsse sich Clubhouse an der Datenschutz-Grundverordnung ausrichten. Der Linken-Politiker bleibt bei seinem Vorwurf, dass etwa die "Welt am Sonntag" Zitate aus dem Zusammenhang gerissen habe, und sagt, wenn er in die Diskussions-Runden seinen "Regierungssprecher mitbringen muss, dann ist Clubhouse für Politiker tabu".
turi2 – eigene Beobachtung, twitter.com (Ramelow-Zitate), rnd.de, turi2.de (Background)
Eine kluge Frau hat mir auf @clubhouse_de gerade schlüssig den eigentlichen Fauxpas meiner Clubhaus Plauderei dargelegt und es hat mich überzeugt. Den Namen der Bundeskanzlerin zu verniedlichen war ein Akt männlicher Ignoranz. Dafür meine ehrliche Bitte um Entschuldigung.
— Bodo Ramelow (@bodoramelow) January 24, 2021