Zentrum für fragwürdige Überwachung: Die Bundeswehr hat das Künstlerinnen-Kollektiv Zentrum für politische Schönheit offenbar systematisch beobachtet und "jeden Schritt der Gruppe im Internet analysiert", recherchieren Philip Kaleta und Tobias Fuchs bei Business Insider. 2020 hatte das ZPS mit der Aktion "Wo sind unsere Waffen?" mit einem Sammel-Container vor dem Kanzleramt auf Rechtsextremismus in der Bundeswehr aufmerksam gemacht. Das stufte die Truppe augenscheinlich als feindliche Propaganda ein. Die Abteilung Operative Kommunikation hat dem Bericht zufolge auch andere Kritikerinnen mithilfe von Künstlicher Intelligenz, u.a. in den sozialen Netzwerken, digital ausgespäht – innerhalb Deutschlands. Ob das legal war, sei zweifelhaft, zitiert BI den früheren Präsidenten des Bundesverfassungsgerichts Hans-Jürgen Papier.
Weil die Sache auch innerhalb der Bundeswehr umstritten gewesen sei, habe ein hochrangiger Beamter einen fiktiven Medienbericht geschrieben – "wohl als Warnung". Der Bericht sei als Verschlusssache eingestuft worden. Die heutige Verteidigungsministerin Christine Lambrecht, BND, Verfassungsschutz und MAD seien informiert gewesen. Die Operation sei unter dem Projekt "Propaganda Awareness" gelaufen, das laut BI 2022 endete. Auf Anfrage der Autoren reagiert die Bundeswehr schmallippig: Das Projekt habe auf einer Handlungsanweisung basiert, die der Datenschutzbeauftragte der Bundeswehr abgenickt habe.
businessinsider.de (€), netzpolitik.org, turi2.de ("Wo sind unsere Waffen?")
Foto: Picture Alliance / Frederic Kern/Geisler-Fotopress