Trump-Mob: Gewalt in Washington hält Medien und Politik in Atem.


Echo des Hasses: Während der Zertifizierung der Wahlergebnisse im US-Kongress kommt es am Mittwochabend deutscher Zeit zu gewaltsamen Massenprotesten einer großen Menge teils bewaffneter Trump-Anhänger. Es gelingt dem Mob, in das Kapitolgebäude einzudringen. Der Kongress wird evakuiert. Laut Polizei sterben vier Personen, weitere werden verletzt. Die Menschenmassen waren von einer Kundgebung Trumps Richtung Regierungsgebäude losgezogen. Arthur Landwehr aus dem ARD-Studio in Washington D.C. sieht in dem beispiellosen Geschehen einen letzten Beweis dafür, dass Trumps Fähigkeiten nicht zu unterschätzen sind. Er putsche seine Anhänger "mit größter Präzision und demagogischem Können" auf. Julian Reichelt spricht bei "Bild Live" von einem "Anschlag auf das Herzstück der Demokratie" und zieht vorsichtig Parallelen zu den "Querdenker"-Protesten in Deutschland, die vor einigen Monaten in den Reichstag gelangen wollten.

Für Klaus-Dieter Frankenberger sind die Bilder aus Washington "der unfassbare Tiefpunkt der Trump-Präsidentschaft". Der Kontrast zwischen dem Senatsrennen in Georgia, wo gerade erstmals ein schwarzer Mann in den Senat gewählt wurde, und den gewalttätigen Protesten zeige "in verdichteter Form das Ausmaß ihrer Zerrissenheit" im Land, schreibt er in der "FAZ". Die Tatsache, dass die Protestierenden die Polizei überwinden konnten, bezeichnet Nicholas Kristof in der "New York Times" als klaren Beweis für "white privilege" und zieht Parallelen zu den polizeilich deutlich strenger regulierten Black-Lives-Matter-Protesten. Wenn diese gewalttätig wurden, habe sich Biden zudem gegen seine Basis gestellt, Trump hingegen stachle die Gewalt nun noch an.

Beide Politiker melden sich am Abend zu Wort: Der designierte US-Präsident Joe Biden bezeichnet das Geschehen als "Aufruhr" und "Belagerung" und fordert Präsident Trump zu einer Stellungnahme auf. Dessen Videobotschaft ist gespickt von den üblichen Falschbehauptungen des Wahlbetrugs. Nachdem er den Mob dazu aufruft, nach Hause zu gehen, lässt er sie noch wissen: "Wir lieben euch. Ihr seid etwas ganz Besonderes."

Barack Obama erhebt in seinem Statement schwere Vorwürfe gegen Trump, die republikanische Partei und ihr "mediales Ökosystem", deren "Fantasie-Narrativ" sich immer weiter von der Realität entfernt habe. Auch Ex-Präsident Bush meldet sich zu Wort und stellt fest: "So werden Wahlergebnisse in einer Bananenrepublik angefochten." Foto: Ken Cedeno / Newscom / Picture Alliance
tagesschau.de (Landwehr), bild.de, spiegel.de, faz.net (Frankenberger), nytimes.com (Kristof), twitter.com (Obama), nbcnews.com

Mitarbeit: Elisabeth Neuhaus