Claas Relotius geht juristisch gegen das Buch von Juan Moreno vor.


Gelogene Lügen? Claas Relotius geht gegen Juan Moreno und dessen Buch "Tausend Zeilen Lüge. Das System Relotius und der deutsche Journalismus" vor, berichtet die "Zeit". Das Werk enthalte "erhebliche Unwahrheiten und Falschdarstellungen" so Medienanwalt Christian Schertz, der Relotius vertritt. Die "Zeit" berichtet, sie sei den Anschuldigungen nachgegangen und habe tatsächlich Ungereimtheiten im Buch entdeckt.

Insgesamt verweist Schertz auf 22 Textstellen und fordert Moreno und dessen Verlag Rowohlt auf, die entsprechenden Darstellungen nicht weiter zu behaupten oder zu verbreiten. Die "Zeit" zitiert Relotius: "Ich muss keine unwahren Interpretationen und Falschbehauptungen von Juan Moreno hinnehmen. Ohne mich persönlich zu kennen oder mit Menschen aus meinem näheren Umfeld gesprochen zu haben, konstruiert Moreno eine Figur."

Seiner "großen Schuld" sei er sich "heute sehr bewusst" und er wolle durch die Auseinandersetzung mit dem Buch nicht davon ablenken. Hinter seinem Handeln stünde jedoch nicht eigensinniges Kalkül, sondern krankhafter Realitätsverlust. Moreno wiederum widerspricht in einer Stellungnahme dem Verdacht, unsauber gearbeitet zu haben. Er beschreibt am Ende des Buches eine Szene, wonach Relotius offenbar auch nach seiner Entlarvung noch gelogen habe, da er in Hamburg gewesen sei und nicht wie angegeben in Behandlung in Süddeutschland. Dafür gebe es laut "Zeit" aber keine hinreichenden Belege.

Auch bei Morenos Beschreibung, wonach Relotius angegeben habe, seine Schwester sei an Krebs erkrankt, fand die "Zeit" Widersprüche. Ferner habe Relotius nur 19 Preise und zwei Auszeichnungen erhalten und nicht 40, wie Moreno behauptet. Andere Streitfragen beträfen unter anderem, ob Relotius mit Praktikanten im selben Büro saß und wie häufig er mit Kollegen zum Mittagessen ging und wirkten eher kleinlich. "Zeit"-Autor Christof Siemes schließt seinen Bericht mit den Worten: "Vor der Ansteckungsgefahr, die offenbar vom Morbus Relotius ausgeht, scheint selbst Juan Moreno nicht ganz gefeit zu sein, jener Mann, der sich zutraute, die Diagnose zu stellen."
zeit.de