“Weil die Lage ernst ist, muss man humorvoll sein” – Micky Beisenherz über Wohlwollen und Workaholics.


Leichtes Herz: Medien-Tausendsassa Micky Beisenherz macht die Leichtigkeit der Ansprache seines Podcasts "Apokalypse & Filterkaffee" als Schlüssel des Erfolgs aus. Gerade angesichts ernster Themen und Lagen "muss man besonders humorvoll sein, sonst hat man den Ernst der Lage nicht verstanden", sagt er im turi2 Clubraum mit Aline von Drateln und Markus Trantow. Beisenherz glaubt daran, dass Podcasts die Welt ein wenig besser machen können, indem sie bei der Einordnung helfen, ablenken, aber auch vor Vereinsamung schützen. Er fühlt sich angetrieben von einem "Werben um Wohlwollen um Diskursfähigkeit".

Das Medium Podcast biete eine Kraft, die weder TV noch Radio hätten: "Die Hosts sind wesentlich fassbarer", ließen sich in Podcast "durchaus ein bisschen ins Herz schauen" und förderten dadurch ein Gefühl von Nähe. Dass seine Arbeit heute mehr vom politischen Tagesgeschehen geprägt ist, begründet er mit einem "persönlichen Shift". Lange Jahre bei der "heute show" sowie das Schreiben der "stern"-Kolumnen hätten ihn geprägt, wichtig sei aber auch gewesen, dass sein Werk auf Feedback getroffen sei.

Verärgertes Amüsement kommt bei Beisenherz beim Gedanken an Friedrich Merz und seine Aussage vom "Sozial­tourismus" auf. Er wisse "aus gut informierten Quellen", dass der Ausdruck bewusst als Test­ballon gefallen sei. Beisenherz habe Merz bis dato "für einen guten Oppositions­füher gehalten" und sei nun "ernüchtert". Persönlich favorisiert er die Sozial­demokratie, die er sich nicht von den Sozial­demokraten kaputt machen lassen will.

Seine Umtriebigkeit auf Social Media begründet Beisenherz mit Geltungs­drang, aber auch mit der "Freude am Droppen von Gedankenfetzen und dem Gucken, was darauf erwächst". Er sei vielbeschäftigt, könne aber auch gut abschalten und nichts tun, doch "aus der Ruhe heraus entsteht der schöpferische Drang, etwas nach außen zu tragen". Ein Workaholic sei er aber deswegen nicht.

Nächste Woche ist mit Marieke Reimann die Zweite Chef­redakteurin des SWR zu Gast – dann wieder wie gewohnt am Freitag um 12 Uhr.
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