Eine DSGVO-Polizei für Europa: Der Bundesdatenschutzbeauftragte und SPD-Politiker Ulrich Kelber will große Datenschutz-Fälle von einer unabhängigen "Service-Einheit" verfolgen lassen, die an den Europäischen Datenschutzausschuss angegliedert ist. Im Interview mit dem "Handelsblatt" sagt er, dass "wichtige, grenzüberschreitende und ressourcenfressende Fälle" von einer solchen Behörde schneller verfolgt werden könnten. So laufen bei den irischen Datenschützer*innen seit Mai 2018 allein elf Verfahren gegen Facebook, von denen noch keines abgeschlossen ist.
Außerdem warnt Kelber vor falschen Anreizen für die Nutzung der geplanten Corona-App. Eine App-Nutzung etwa von der Teilnahme am öffentlichen Leben abhängig, also beispielsweise zu einer Voraussetzung für Restaurant-Besuche zu machen, hält der Datenschützer für kontraproduktiv: "Das wäre schlecht für eine breite Akzeptanz und würde damit letztlich der Wirtschaft schaden."
Eine ausdrückliche Warnung spricht Kelber noch vor der derzeit beliebten Videokonferenz-App Zoom aus. Zwar habe seine Behörde den Anbieter nicht getestet, da die Zoom-Konferenzen aber nicht Ende-zu-Ende verschlüsselt seien, "ist von dieser Kommunikationsform abzuraten, wenn personenbezogene Daten im Spiel sind". Zoom bietet eine Verschlüsselung an, allerdings nicht für alle Verbindungen.
handelsblatt.com (Paid)