Der “Spiegel” schaltet sein umgebautes Online-Angebot frei.


Spiegel ohne Online: Der "Spiegel" startet mit einem optisch und technisch runderneuerten Online-Angebot ins neue Jahrzehnt. Seit dem frühen Mittwochmorgen ist das neue Spiegel.de live und kommt künftig ohne den Zusatz "Online" aus. Auch altgediente Rubriken müssen weichen: Die historische Ecke "Einestages" geht in "Spiegel Geschichte" auf, Spiegel.TV verschwindet als eigene Online-Marke und wird Teil von "Spiegel Video". Die Optik ist jetzt aufgeräumter und ausgeruhter, Themenschwerpunkte gebündelt, News und Meinungsstücke sollen optisch klarer getrennt werden. In der neuen Rubrik "Leben" sammelt Spiegel.de alle weicheren Nutzwert- und Service-Themen, die – obwohl zum Teil hinter der Paywall "Spiegel Plus" – nicht aus dem gedruckten Heft stammen müssen, aber online erfahrungsgemäß für viele neue Digitalabos sorgen. Typografie und Farben rücken das Online-Angebot stärker ans Heft.

"2019 waren wir stark mit uns selbst beschäftigt, 2020 wollen wir wieder publizistisch in die Offensive gehen und zeigen, was wir können", sagt Chefredakteur Steffen Klusmann auf der Pressekonferenz zur Produktvorstellung am Dienstag. Der neue digitale "Spiegel" solle zeigen, dass hinter Heft und Online-Angebot eine Redaktion stehe. "Es gibt keinen Korrespondenten mehr, der nicht auch für Online arbeitet", unterstreicht Klusmann den Kurs, der beim "Spiegel" vor ein paar Jahren noch unvorstellbar war. In den Redaktionskonferenzen gehe es immer erst ums Thema, dann um den Ausspielweg. So will der "Spiegel" künftig auch ein bisschen online first hinbekommen: Im Pay-Bereich können Nutzer, abhängig von Thema und Nachrichtenlage, auch unter der Woche schon Texte finden, die erst am Wochenende im gedruckten "Spiegel" erscheinen.

"Die Leser machen in der Erwartung an unsere Marke keinen Unterschied zwischen Online und Print", sagt Produktchef Stefan Ottlitz und zitiert Leserbefragungen. Für das vor gut anderthalb Jahren unter seiner Leitung umgebaute Bezahlangebot "Spiegel Plus" zieht er eine positive Bilanz: 125.000 bezahlte Online-Abos zählt der Verlag aktuell, dazu kommen 9.000 kostenlose Probemonate, die zu 40 % zu Bezahlabos konvertieren. "Spiegel Plus" sei damit inzwischen für ein Drittel des Online-Umsatzes verantwortlich. Auch das Geschäft mit Online-Anzeigen sei 2019 gewachsen. Für das abgelaufene Jahr erwartet der "Spiegel" einen Gesamtumsatz von 262 Mio Euro, davon kommt ein Viertel aus dem Digitalgeschäft (Anzeigen und Vertrieb). 2020 will der Verlag den Digitalanteil auf 30 % steigern.
turi2 vor Ort, spiegel.de, spiegelgruppe.de (Screenshots)