Deutsche Medien sehen Olympia-Entscheidung als Kompromiss – und erwarten weitere Maßnahmen.


Nicht dabei sein ist noch nicht alles: Die Kommentatorinnen in den deutschen Medien sehen in der Entscheidung, keine Zuschauerinnen aus dem Ausland zu den Olympischen Spielen in Tokio zuzulassen, nur eine Vorstufe zu weiteren maßnahmen oder gar einer Absage. Für Carsten Flügel vom NDR, der als Programmchef für die ARD die Olympischen Spiele vorbereitet, macht der Schritt "zunächst einmal die Spiele für Japan sicherer". Er sagt der "Tagesschau", dass die noch keine Vorentscheidung sei, ob die Spiele überhaupt stattfinden. Mit dem Ausschluss von Besucherinnen aus dem Ausland komme das Organisationsteam den vielen Skeptikerinnen in Japan, die sich erneute Verschiebung oder Absage wünschen, entgegen. Thomas Hahn von der "Süddeutschen Zeitung sieht die Spiele schon jetzt "bis zur Unkenntlichkeit verstümmelt". Ohne ausländische Fans würden sie "zu einem sterilen Theater". Er schreibt: "Der tiefere Sinn erschließt sich nicht mehr." Regierungen, Verbände und Aktive fordert er auf "einsehen, dass die Zeit noch nicht reif ist für unbeschwerte Spiele". Sie sollen "den Japanern eine ehrenwerte Absage ermöglichen".

Anne Armbrecht schreibt auf spiegel.de, dass das IOC nun dringend weitere Nachbesserungen am Konzept angehen muss: "Wenn das IOC Verantwortung übernimmt, kann es nur um eine erneute Verschiebung oder radikale Anpassung gehen." Da die meisten Sportlerinnen genauso wie das IOC keine Absage wollen, müsse sie sich gemeinsam und öffentlich Gedanken machen, wie Spiele in der Pandemie aussehen können. Armbrecht schreibt: "Schwere Erkrankungen oder gar Todesfälle von Sportlern, die direkt mit Olympia in Verbindung gebracht werden, kann selbst das sonst moralisch nicht zimperliche IOC kaum wollen". Dies würde "zynisch gesprochen" dem Ansehen stärker schaden "als Freundschaften und Geschäftsbeziehungen mit Autokraten und Menschenrechtsverletzern".
tagesschau.de, sueddeutsche.de, spiegel.de, turi2.de (Background)