DFB geht nicht juristisch gegen den “Spiegel” vor.

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Getroffene Hunde klagen nicht: Der Deutsche Fußball-Bund will nun doch nicht juristisch gegen den "Spiegel" vorgehen. Interimspräsident Rainer Koch sagte nach dem Rücktritt des DFB-Chefs Wolfgang Niersbach am Montag, die Führung des Verbands wolle sich nun auf die Aufklärungsarbeit konzentrieren - und "insbesondere auch keine weiteren rechtlichen Auseinandersetzungen mit dem Magazin 'Spiegel' führen".

Das Nachrichtenmagazin hatte mit seiner Titelgeschichte "Das zerstörte Sommermärchen" staatsanwaltschaftliche Ermittlungen wegen des Verdachts auf Steuerhinterziehung "in einem besonders schweren Fall" ins Rollen gebracht, die Anfang November zu Hausdurchsuchungen u.a. in der DFB-Zentrale und Niersbachs Privathaus führten. In der Recherche von Jürgen Dahlkamp, Gunther Latsch, Udo Ludwig, Jörg Schmitt und Jens Weinreich geht es um eine bestenfalls skurril begründete Überweisung von 6,7 Mio Euro an den Fußball-Weltverband Fifa.

Nach Erscheinen der Geschichte hatte der DFB den Medienanwalt Christian Schertz in die Spur geschickt, um Richtigstellungen zu erwirken. Schertz wollte auch Wiederholungen der Darstellung unterbinden lassen, das deutsche Organisationskomittee hätte die als "Sommermärchen" erinnerte Fußball-WM 2006 mit unlauteren bis illegalen Tricks nach Deutschland geholt.

Der Medienrechtler sagte dem Bezahlsender Sky am 18. Oktober den denkwürdigen Satz ins Mikrofon: "Wir werden Unterlassung fordern, wir werden Gegendarstellung fordern, und sollte dem Deutschen Fußball-Bund durch diese Berichterstattung ein wirtschaftlicher Schaden entstehen, werden wir den Spiegel-Verlag dafür auch haftbar machen." So sehr falsch kann der "Spiegel" in seiner Darstellung nicht gelegen haben, wenn die DFB-Granden nun eine derartige Kehrtwende einlegen.
spiegel.de, sport1.de, rp-online.de (Koch), eurosport.de (Schertz), turi2.de (Background)

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