Die Welt da draußen: "Viele da draußen denken entweder, wir rennen da rein wie die Bekloppten und wissen nicht was wir tun, oder, wir trauen uns nicht so weit, wie es manch ein Zuschauer gerne hätte", sagt Welt TV-Chefmoderatorin Tatjana Ohm, die vor kurzem von ihrem Reporter-Einsatz in der Ukraine zurückgekehrt ist. Im turi2 Clubraum mit Markus Trantow und Pauline Stahl erzählt sie, wie Kriegs- und Krisenberichterstattung in der Realität aussieht. Die Korrespontenten wüssten um die Verantwortung, die sie für ihre Teams haben. Sie selbst halte es immer so: "Wenn einer aus dem Team sagt, ich gehe da nicht mehr hin, dann geht das ganze Team nicht."
Ohm hat bereits aus diversen Kriegs- und Krisengebieten der Welt berichtet. Weil sie kein Abitur hat, zieht sie jedoch Anfang der 1990er Jahre eine Karriere als Journalistin noch nicht in Betracht. Erst während ihres Einsatzes für bosnische Flüchtlinge 1992 gibt sie mehreren Fernsehteams Interviews – und ein freier Journalist im Auftrag von RTL sagt ihr, sie müsse zum Fernsehen. Sie habe das Angebot anfangs "für eine Anmache gehalten", sagt sie. Doch der Journalist bleibt hartnäckig. Einen knappen Monat später ist Ohm auf dem Weg, um aus dem Krieg in Bosnien zu berichten.
"Wenn die ersten Einsätze Kriegs- oder Krisenberichterstattungen sind – das bleibt, und das prägt", stellt Ohm fest. Als "blutjunge Anfängerin" trifft sie damals die Kriegsreporterin Antonia Rados, die zu einem ihrer Vorbilder wird. Dass die Reporterin vor kurzem in Ruhestand gegangen ist, ist für Ohm – trotz großem Verständnis – ein Verlust. "Antonia ist vielleicht gar nicht bewusst, welche Vorbildfunktion sie für eine ganze Generation von Frauen hat und auch noch haben wird", sagt sie. Inzwischen – mit "Ü50" – habe sie selbst keine Vorbilder mehr. Auch aus Krisengebieten hat sie lange nicht mehr berichtet, doch angesichts des Krieges in der Ukraine habe sie nicht anders gekonnt.
Einen festen Alltag gibt es bei ihrer Arbeit vor Ort nicht. Es gibt "eine Art Gerüst", sagt sie, aber man müsse als Reporter immer damit rechnen, dass, "was immer man geplant hat, auch Unwägbarkeiten unterliegt". Sie arbeite bis zu 14 Stunden am Tag. Die Gefahr sei dabei immer zu sehen und zu hören. Manchmal habe sie ein "mulmiges Gefühl", sei aber so beschäftigt, dass es sie nicht beeinflusse: "Wenn du arbeitest, arbeitest du."
"Die Tage haben eine gewisse Schwere", sagt Ohm auch jetzt, zwei Wochen nach ihrer Rückkehr nach Berlin, wo sie längst wieder bei Welt TV im Studio steht. Die Schwere hänge an ihren Kleidern und ließe sich nicht so einfach abschütteln. Ihr helfe, dass sie eine "robuste Persönlichkeit" habe, aber auch der Rückhalt durch Familie, Freundinnen und Kolleginnen – ihr "Netz". Dass sie erneut aus der Ukraine berichten wird, steht für sie schon fest.
Der turi2 Clubraum diskutiert jeden Freitag um 12 Uhr mit einem prominenten Gast die Themen der Woche. Nächste Woche ist Christian Maertin zu Gast, der die Unternehmenskommunikation bei Bayer leitet.
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