Deutsche Vielfaltsagentur: Die dpa steht 75 Jahre nach ihrer Gründung vor einer grundsätzliche Neuorientierung. Künftig will die Nachrichtenagentur ihr Videoangebot stark ausbauen und Themen häufiger aus anderen Perspektiven beleuchten, sagt Chefredakteur Sven Gösmann dem "KNA-Mediendienst". "Video hat mehr, um nicht zu sagen alles", schwärmt Gösmann im Beitrag von Steffen Grimberg: "Sie haben immer einen Augenzeugen, eine Augenzeugin vor Ort. Sie haben Bewegtbild, Sie haben Ton, Sie können daraus Meldungen machen, Hintergründe für alle Ausspielwege". Zudem falle die Autorisierung weg, die nach Gösmanns Meinung manchmal absurde Züge annehme, wenn Politiker oder ihre Sprecherteams "glauben, ganze Fragen und Antworten neu schreiben zu können". Das Video-Geschäft sei daher ein Feld, "auf das ich mich auch als Chefredakteur fokussiere".
Daneben arbeite die dpa an ihrem Rollenverständnis: "Wir müssen anders schreiben und endlich aufhören, diese Expertenperspektive einzunehmen", sagt Gösmann. Journalisten sollten endlich "voraussetzungsfrei die Fragen beantworten, die die Leute wirklich haben". Dazu gehöre auch ein diverses Team: "Wir haben eine Diversitäts-AG, sind aber noch nicht da, wo wir hinwollen", sagt Gösmann und räumt ein: "Auch unser Newsroom ist zu weiß, manchmal auch zu alt und zu hoch gebildet", was dazu führe, dass manche Fragen des Publikums die Redaktion nicht erreichten. "Ich glaube, wir müssen uns hier genauso hinterfragen wie die Politik", so Gösmann. Die müsse schließlich auch Antworten auf die Fragen der Menschen finden und nicht nur Antworten simulieren.
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