“Entscheidung noch einmal überdenken” – Magazin-Erfinder Michael Schaper über das Aus von “Geo Epoche”.


Epochen-Grenze: Der frühere Chef­redakteur von "Geo Wissen" und "Geo Epoche", Michael Schaper, hat kein Verständnis für die Entscheidung von Bertelsmann-Boss Thomas Rabe, das von ihm gegründete Geschichts­magazin Geo Epoche komplett einzustellen. Der "Geo"-Ableger sei "nach wie vor profitabel" und journalistisch "über jeden Zweifel erhaben", schreibt Schaper in einem Statement für turi2. RTL hätte den Titel "zumindest zum Verkauf anbieten" sollen, es habe durchaus Interessenten gegeben. Dem Argument, es widerspreche der "Marken­führung", dass "Geo" bei RTL bleibt, "Geo Epoche" aber bei einem anderen Verlag erscheint, setzt Schaper das Beispiel "Bild der Frau" entgegen, das seit fast zehn Jahren bei Funke erscheint, ohne die Dachmarke "Bild" zu tangieren. An die Verantwortlichen bei Bertelsmann appelliert Schaper, die Entscheidung noch einmal zu überdenken.
(Foto: Geisler-Fotopress / Picture Alliance)

Michael Schapers Statement im Volltext:

Auch wenn es viele Gründe gäbe, auf die Nachrichten von heute aus Hamburg sehr empört zu reagieren, möchte ich meinen Einwurf sachlich halten: Nach meinem Wissen ist "Geo Epoche" nach wie vor profitabel und journalistisch seit mehr als 20 Jahren über jeden Zweifel erhaben. Es gibt also überhaupt keinen Grund, diesen Titel einzustellen. Auch höre ich aus dem Verlag, dass es eine äußerst knappe und intern umstrittene Entscheidung gewesen sei, "Geo Epoche" einzustellen. So soll es durchaus Überlegungen gegeben haben, die digital verfügbaren Inhalte von "Geo Epoche" – immerhin mehr als 2.000 historische Reportagen – mit den Angeboten etwa von "Stern plus" zu verknüpfen und über weitere Formen der Zusammenarbeit nachzudenken. Deshalb verstehe ich wirklich nicht, weshalb dieser Titel so klang- und sanglos verschwinden soll.

Und wenn man "Geo Epoche" schon nicht bei RTL/G+J behalten will, dann sollte man die Heftreihe zumindest zum Verkauf anbieten. Ich höre, dass es da im Vorfeld durchaus Interessenten gegeben haben soll. Wenn Thomas Rabe sagt, dass so etwas wegen der "Markenführung" nicht möglich sei – wenn die Dachmarke "Geo" bei Gruner + Jahr bzw. RTL bliebe, könne man nicht zulassen, dass "Geo Epoche" in einem anderen Verlag erschiene –, möchte ich an das Beispiel etwa von "Bild der Frau" erinnern, das seit fast zehn Jahren nicht mehr bei Springer, sondern bei Funke erscheint, ohne dass es irgendwelche Kollision mit der Dachmarke "Bild" gegeben hätte. Daher möchte ich die Verantwortlichen bitten, diese Entscheidung noch einmal zu überdenken. Es ist um alle Titel schade, die heute von Herrn Rabe eingestellt wurden, aber um diesen, wenn Sie mir diesen Einwurf als Gründer von "Geo Epoche" gestatten, ganz besonders.


Aus dem Archiv von turi2.tv: Michael Schaper über 20 Jahre "Sex, Drugs & Rock’n’Roll" bei "Geo Epoche". (Interview von Mai 2018)