Entschuldigung, aber kein Rücktritt: Anne Spiegel verteidigt Urlaub während der Flut.


Emotionale Abbitte: Bundesfamilien­ministerin Anne Spiegel verteidigt mit einem tiefen Einblick in ihr Privatleben ihren Frankreich-Urlaub während der Flut­katastrophe im Ahrtal. Sie war damals in Personal­union Familien- und Umwelt­ministerin in Rheinland-Pfalz. In einem kurz­fristig angesetzten, recht improvisiert wirkenden Presse-Statement am Sonntag­abend sagt Spiegel stockend und mit brüchiger Stimme: "Das war ein Fehler, dass wir in den Urlaub gefahren sind. Ich bitte für diesen Fehler um Entschuldigung." Von einem Rücktritt, der am Wochenende insbesondere aus Kreisen der Union laut wurde, spricht Spiegel dagegen nicht. "Bild" berichtet, in einer Krisen-Sitzung der Grünen sei ihr ein Rücktritt nahelegt worden, den sie jedoch abgelehnt habe.

"Bild"-Chef Johannes Boie kommentiert: "Menschlich verdient Anne Spiegel Mitgefühl, Wärme, Verständnis. Als Politikerin ist sie heillos überfordert." Das zeigt auch das Ende des Statements, wo Spiegel unsicher ins Off fragt, wie sie ihre Aussage "irgendwie abbinden" könne. RTL-Politikchef Nikolaus Blome schreibt bei Twitter: "Gibt es bei den Grünen wirklich keine Person, die Ministerin #AnneSpiegel zum Rückzug überreden kann? Und zwar aus Sorge um sie?" Kommunikationsberater Hasso Mansfeld twittert: "Der abendliche Auftritt von #AnneSpiegel hat für sie nichts besser gemacht."

In ihrem Statement erklärt Spiegel, dass ihr Ehemann 2019 einen Schlag­anfall erlitten hat und seitdem Stress vermeiden müsse. Die Corona-Pandemie sowie ihre Spitzen­kandidatur bei der Landtags­wahl und ihre Doppel-Funktion als Ministerin hätten die Familie mit vier kleinen Kindern "über die Grenze gebracht", weshalb "wir Urlaub gebraucht haben". In einer "sehr schweren Abwägung" zwischen ihrer Rolle als Ministerin und der Verantwortung für die Familie habe sie entschieden, in den Urlaub zu fahren. Sie sei aber immer erreichbar und informiert gewesen. Zugleich revidiert Spiegel frühere Angaben, sie habe während ihres Urlaubs digital an Kabinetts­sitzungen teilgenommen, was sie nicht getan hat. (Screenshot: Tagesschau24)
tagesschau.de (mit 7-Min-Video), bild.de, n-tv.de