Krümeljustiz: Der Europäische Gerichtshof macht den Werbeverband IAB mitverantwortlich für den Handel mit persönlichen Daten bei der Ausspielung von Werbung. Ein weit verbreitetes System zur Speicherung von Datenschutz-Präferenzen von Nutzern bei Cookie- und Werbebannern zähle zu den personenbezogenen Daten von EU-Bürgern. Webseiten müssten daher die explizite Zustimmung einholen, bevor sie personalisierte Werbung ausspielen. Ohne Zustimmung sei personalisierte Werbung nicht möglich, was für viele Medien starke Einbußen bei ihren Werbeeinnahmen zur Folge hätte. Bisher nutzen viele Webseiten das technische System des Werbeverbands IAB Europe, das die Datenschutzeinstellungen gebündelt für zahlreiche Werbeplattformen speichert.
Die Richter machen die Werbeorganisation zumindest zum Teil haftbar für den Datenhandel, der die Grundlage für einen Großteil der weltweiten Werbeumsätze ist. IAB-Sprecher Townsend Feehan sagt dem "Spiegel", für den Werbemarkt werde sich gar nichts ändern. Das Gerichtsurteil zieht erst einmal noch keine konkreten Auswirkungen nach sich, da erst ein Handelsgericht in Belgien über die weiteren Schritte entscheiden werde. Geklagt hatte der Privatsphäre-Aktivist Johnny Ryan, der das Urteil für den "Todesstoß für die Tracking-basierte Werbeindustrie" hält.
spiegel.de, netzpolitik.org, iabeurope.eu