Ex-Botschafter Andrij Melnyk vermisst diplomatischen Druck der Ukraine an die Bundesregierung.

Fehlende Lautstärke: Der ehemalige ukrainische Botschafter in Deutschland, Andrij Melnyk, wirft der Bundes­regierung im "Zeit"-Interview vor, die Öffentlichkeit durch geschickte PR glauben zu lassen, "dass nun bei der Militärhilfe alles in Butter sei. Was ja nicht stimmt". Während er selbst lautstark und oft wenig diplomatisch Unterstützung für sein Land gefordert hat, wiederhole sein Nachfolger nur "mantraartig: Danke, Deutschland". Melnyk findet es "echt traurig", dass "wir gar keinen Druck mehr ausüben und mit allem zufrieden sind". Zwar helfe Deutschland heute mehr als früher, jedoch liefere die Bundes­regierung "nur so viel, wie sie es für richtig hält". Seinen Job in Berlin hätte Melnyk gerne fortgeführt, "weil ich das Gefühl hatte, dass man viel mehr für die Ukraine hätte erreichen können". Dass deutsche Politikerinnen "aus mir ein Schreckgespenst gemacht haben", sei für ihn Motivation und Antrieb gewesen. Seine Verteidigung des Partisanen­führers und Nazi-Kollaborateurs Stepan Bandera in einem Interview bewertet Melnyk heute selbstkritisch: "Oh ja, es war ein Fehler, dass ich mich auf diese provokante Diskussion eingelassen habe".
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