Facebook will regelwidrige Polit-Posts mit Label abstrafen – aber nicht löschen.


Ein bisschen Frieden? Facebook will etwas entschiedener gegen Hate Speech vorgehen und Beiträge von Politiker*innen, die gegen die Regeln des Netzwerks verstoßen, aber von gesellschaftlichem Interesse sind, entsprechend kennzeichnen, statt sie zu löschen. Andere Nutzer*innen sollen sie trotz des Hinweises weiter teilen können. Posts, die zu Gewalt anstiften oder Wahlen beeinträchtigen, sind von der Regel aber ausgenommen, sagt Facebook-Chef Mark Zuckerberg. Kritiker werfen Facebook vor, nicht ausreichend gegen Falschinformationen, verbreitet auch von US-Präsident Trump, vorzugehen. Twitter hatte einen Trump-Tweet mit nachweislich falschen Informationen zu Briefwahlen bereits Ende Mai per Faktencheck als Falschaussage markiert. Facebook ist mit seiner Ankündigung also vergleichsweise spät dran. Da sie außerdem relativ vage ausfällt und die Bedingungen für eine Kennzeichnung nur schwammig formuliert sind, ist fraglich, ob sie wirklich den Erfolg bringt, den Facebook verspricht. Auch weil solche Fälle – regelwidrig, aber mit "Nachrichtenwert" – laut Zuckerberg "nur eine Handvoll Mal pro Jahr" vorkommen.

Für die anstehende US-Präsidentschaftswahl kündigt Facebook ebenfalls Neuerungen an. Beiträge, in denen es um politische Wahlen geht, will der Konzern mit einem Link zum hauseigenen "Elections Information Center" versehen, einer Plattform, auf der verbindliche Informationen etwa zu Wahlterminen, Registrierung und Briefwahlen abrufbar sein sollen. Dieselben Info-Verweise soll es auch bei Instagram geben. Erst 72 Stunden vor der Wahl im November will das Netzwerk dazu übergehen, fehlerhafte Inhalte komplett zu löschen. Und: Werbeanzeigen, in denen etwa bestimmte Ethnien, Religionen oder Geschlechter als Bedrohung dargestellt werden, will Facebook künftig verbieten.

Mit den neuen Richtlinien reagieren Marc Zuckerberg und sein Team auf die steigende Zahl an Werbepartnern, die Facebook wegen seines laschen Umgangs mit Hassbotschaften als Werbeumfeld boykottieren. Ihre Anzeigen zurückgezogen haben bisher u.a. Unilever, Verizon und The North Face.
theverge.com, faz.net, mashable.com (Kritik), nytimes.com (Liste der Werbe-Protestler) facebook.com (Ankündigung Zuckerberg), turi2.de (Background)