“FAS”-Interview: Thomas Middelhoff beichtet seine Sünden.


Neue Fehlerkultur: Thomas Middelhoff spricht 2018 auf einer Fuckup-Night in Frankfurt über sein Scheitern. (Foto: picture alliance)

Worte zum Sonntag: Das Feuilleton der "FAS" grüßt mit dem reuigen Sünder Thomas Middelhoff. Der frühere Chef von Bertelsmann und Arcandor geht im Interview von Rainer Schmidt hart mit sich selbst ins Gericht – und wirbt so für sein Buch Schuldig, das am Dienstag erscheint. Middelhoff meint das Bekenntnis keinesfalls juristisch, sondern eher persönlich und charakterlich. Er beschreibt seinen Narzissmus, seine Sucht nach Erfolg und Anerkennung, den Drang, sich immer beweisen zu müssen – und glaubt, dass viele Topmanager und Politiker ähnliche Charakterzüge haben.

"Die eigene Bedeutung muss permanent unter Beweis gestellt werden. Das Spiel habe ich mit Leidenschaft mitgespielt," so der Ex-Manager, der heute dem Führungsnachwuchs helfen wolle, nicht in diese Muster zu verfallen. Von seinem früheren Reichtum, sagt Middelhoff, sei ihm nichts geblieben. "Nicht einen Cent" habe er vor seiner Privatinsolvenz zurückgelegt, sagt der 66-Jährige. Er lebe vom pfändungsfreien Teil seiner Pensionsansprüche, auch seine Bucheinnahmen flössen in die Insolvenzmasse.

Middelhoff beschwört das einfache Leben, schwärmt von seinen Erfahrungen in der Behinderteneinrichtung Bethel, wo er als Freigänger arbeitete, und erzählt, wie sein Glaube an Gott ihm durch die Zeit im Knast geholfen habe. Über den Verlust seines Vermögens sagt er: "Entweder zerbricht man daran, oder man erkennt, dass man ein gutes Leben ohne all das haben kann". Er schließt mit den Worten: "Ja, ich bin sehr glücklich heute und ein sehr zufriedener Mensch."
"FAS", S. 33 – 34 (Paid), amazon.de ("Schuldig. Vom Scheitern und Wiederaufstehen, 208 S., 22 Euro)