“Wenn eine Frau erfolgreich ist, ist sie häufig alleine” – Frederike Probert über Frauen und Führung.


Selbst ist die Frau: "Wenn du 20 Jahre auf deine Karriere fokussiert bist, bist du irgendwann in einem Hamsterrad", sagt Frederike Probert im turi2 Clubraum. Eine Reise mit dem Karavan quer durch Europa hat ihr schließlich geholfen, "den Fokus zu kalibrieren". Daraus entstanden ist das Wirtschaftsnetzwerk für Frauen Mission Female sowie das Buch Mission Female – Frauen. Macht. Karriere. Im Gespräch mit Moderatorin Aline von Drateln und turi2-Redakteur Björn Czieslik erzählt Probert, dass es eine Weile gedauert hat, "bis ich die Ruhe gefunden habe, um klare Gedanken zu fassen". 20 Jahre lang arbeitet die Vorständin der Deutschen Digitalen Beiräte in Tech-Unternehmen wie Yahoo und Microsoft, bis ihr plötzlich auffällt, dass sie in Konferenzen, auf der Bühne und in Meetings immer die einzige Frau ist: "Da ist es mir wie Schuppen von den Augen gefallen." Zwar können Frauen in bestehenden Männer-Netzwerken "mitspielen", wirklich willkommen seien sie aber nicht. Das ist laut Probert nicht nur in der Tech-Branche der Fall: "Wenn eine Frau erfolgreich ist, ist sie häufig alleine, hat nicht das stärkende Netzwerk und oft nicht das Gefühl in alteingesessenen Buddy-Clubs willkommen zu sein."

Dem möchte Probert mit ihrem Unternehmen Abhilfe leisten. Mittlerweile tauschen sich dort über 100 Frauen miteinander aus, "die in ihrem Bereich erfolgreich sind, aber keine Zeit haben, das Thema Netzwerken für sich zu lösen", erklärt Probert die Aufgabe von Mission Female. Während Männer oft "organischer und natürlicher" netzwerken, müssen Frauen häufig erst lernen "konkret zu formulieren, was sie brauchen und das dann auch einzufordern", sagt Probert. Dieser Schritt ist auch Teil der unterschiedlichen Phasen in der Karriere einer Frau, die sie in ihrem Buch beschreibt. Angefangen beim "Fleißbienchen", das sich über Leistung und Überstunden profilieren will, geht es bis zur "Erhabenen" – die Frau, "die es 'geschafft hat'". Ist Frau erstmal an diesem Punkt angekommen, hat sie die Verantwortung, Gleichgesinnte auf dem Weg nach oben mitzunehmen, findet Probert.

Auf rund 100 verschiedenen Veranstaltungen im Jahr kommen Teilnehmerinnen bei Mission Female zusammen und tauschen sich darüber aus, "was wir alle tun müssen, um eine Parität zu erzielen", sagt Probert. Die Dienstleistung mache die Mitglieder außerdem "sehr sichtbar", etwa auf Social Media oder bei Veranstaltungen. Weil das mittlerweile auch viele Unternehmen als Vorteil sehen, gibt es laut Probert immer mehr Arbeitgeber, die die Mitgliedschaft für 5.000 Euro im Jahr für ihre Mitarbeiterinnen übernehmen.

Der turi2 Clubraum diskutiert jeden Freitag um 12 Uhr mit einem prominenten Gast die Themen der Woche. Nächste Woche ist Tobias Lammert zu Gast. Er leitet Marketing und Vertrieb beim Vermarkter WDR Mediagroup.
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