Friedrich Merz löst mit Podium-Absage Cancel-Culture-Debatte aus.


Von allen Seiten: CDU-Chef Friedrich Merz erntet heftige Kritik für seine Absage einer Veranstaltung der konservativen Kampagnenagentur The Republic. Der republikanische Politiker und ehemalige US-Botschafter Richard Grenell wirft ihm vor, vor dem "woken Mob" einzuknicken. Merz hatte seine Teilnahme zurückgezogen, nachdem weitere Redner der Veranstaltung bekannt geworden waren, darunter der umstrittene Publizist und "Welt"-Autor Henryk M. Broder sowie der Anwalt Joachim Steinhöfel, der unter anderem die AfD, das rechtskonservative Magazin "Tichy's Einblick" und den ehemaligen Werteunions-Vorstand Max Otte vertreten hatte. Unter anderem der Grünen-Politiker Konstantin von Notz hatte Merz' geplante Teilnahme kritisiert.

"Der Chef der Konservativen in Deutschland knickt vor dem woken Mob ein", schimpft Ex-Botschafter Grenell auf Twitter. Die weltweite Linke könne abweichenden Meinungen nicht zuhören. "Schande über den feigen Merz", schließt er. Aus Sicht von "Welt"-Autor Constantin van Lijnden sägt Merz durch die Entscheidung an seiner eigenen Glaubwürdigkeit. Vor wenigen Tagen hatte Merz die "Zensurkultur" noch als "größte Bedrohung für die Meinungsfreiheit" bezeichnet, nun cancele er sich selbst.

Der Anwalt Steinhöfel wehrt sich in der "Bild" gegen die ihm vorgeworfene Nähe zur AfD und nennt Merz' Vorgehen "unglaubhaft und opportunistisch". Er verlasse "den Boden der rechtsstaatlichen Ordnung", wonach jeder das Recht auf einen Anwalt habe, und beschädige die Integrität des Schiedsgerichts Köln, das Steinhöfel im Fall Otte als Verfahrensbevollmächtigten zugelassen hatte.

Das Gespräch zwischen Merz und dem US-Senator und Trump-Unterstützer Lindsey Graham hätte den Höhepunkt der Veranstaltung bilden sollen. Merz will Graham nun außerhalb der Konferenz treffen, teilt ein Sprecher mit. Ob diese überhaupt stattfinden kann, ist offen, da die Landesvertretung Baden-Württemberg, in deren Räumen die Veranstaltung stattfinden sollte, von dem Mietvertrag zurückgetreten ist. Steinhöfel will dagegen juristisch vorgehen.
rnd.de, twitter.com, "Welt", S. 7, tagesspiegel.de, bild.de