Für Louis Klamroth sind Talkshows nicht der wichtigste Raum für Debatten.


Es ist nur Fernsehen: "Hart aber fair"-Moderator Louis Klamroth findet, dass TV-Talkshows zu viel Bedeutung für die politische Debatte beigemessen wird. Im "Zeit Online"-Podcast "Alles gesagt" mit Jochen Wegner und Christoph Amend spricht Klamroth von einer "Überhöhung der medialen Aufmerksamkeit dessen, was wir dort verhandeln und wie wir das verhandeln". Über Polit-Talks werde "viel, viel mehr geschrieben" als über alle anderen Sendungen – auch, weil die Rezensionen "anscheinend ganz gut klicken", sagt Klamroth in Richtung seiner Gastgeber. Dabei seien Talkshows zwar "ein Raum, wo Debatten geführt werden", sie seien aber "nicht der einzige und bei Weitem auch nicht der wichtigste Raum". In Zeiten, in denen Diskussionen "immer fragmentierter werden" und Politik in privaten Chats diskutiert werde, würden Debatten in TV-Talkshows zwar immer noch "von wahnsinnig vielen Menschen" gesehen, dennoch seien TV-Talks "auch nicht der Ort, an dem die Debatten­kultur in Deutschland gerettet wird".

Zudem beobachtet Klamroth in TV-Talkshows – auch in seiner eigenen Sendung – ein "Repräsentations­problem". Die Menschen, die regelmäßig in Talkshows sitzen, seien oft "relativ weit weg von dem, wie Menschen zu Hause ihre Probleme wahrnehmen und was sie gerade beschäftigt". Zur "Entfremdung der Menschen von Qualitäts­medien und demokratischen Institutionen" hätten in der Vergangenheit "vielleicht auch Talkshows beigetragen", glaubt Klamroth. Bei "Hart aber fair" versuchten Klamroth und sein Team, zunehmend auch Menschen und ihre Themen in die Sendung einzubringen, die nicht regelmäßig in einem TV-Studio sitzen, womöglich sogar zum ersten Mal. "Wenn da auf einmal Leute sitzen, die die eingeübten Talkshow-Muster durchbrechen", habe das auch Auswirkungen auf die Talkshow-Profis, beobachtet Klamroth: Wenn etwa ein Bürgergeld-Empfänger im Studio davon berichtet, wie schwer es ist, mit wenig Geld auszukommen, "dann fällt es Politikern in der Runde auf einmal ganz schwer, die üblichen Phrasen über Bürgergeld loszulassen", so Klamroth.
zeit.de (4-Std-Audio, ab 1 Std 51 Minuten 30 Sek)