Gerhard Schröder will nicht mit Putin brechen.


Von Reue keine Spur: Altkanzler und Gaslobbyist Gerhard Schröder will nicht von seiner Russland-freundlichen Position abrücken. "Sie können ein Land wie Russland langfristig nicht isolieren, weder politisch noch wirtschaftlich", sagt Schröder in einem Text von Katrin Bennhold, Chefin des Berliner Büros der "New York Times". Trotz seiner isolierten Stellung lässt er in den Gesprächen "mit reichlich Weißwein" kein Schuldbewusstsein aufkommen. "Ich mache jetzt nicht einen auf Mea Culpa", sagt er. "Das ist nicht mein Ding." Er wolle nur von seinen Posten bei russischen Energiekonzernen zurücktreten, wenn Russland Europa das Gas abdreht. Damit rechne er aber nicht.

Im Interview verteidigt Schröder seinen Duz-Freund Wladimir Putin an mehreren Stellen. "Das Bild, das die Leute von Putin haben, ist nur die halbe Wahrheit." Der russische Präsident sei laut Schröder daran interessiert, den Krieg in der Ukraine zu beenden. "Aber das ist nicht so einfach. Es gibt einige Punkte, die geklärt werden müssen." Der Altkanzler glaubt auch nicht, dass Putin die Verantwortung für Kriegsverbrechen wie in Butscha trägt. Für den Befehl seien "niedrigere Stellen" verantwortlich.

Schröder hatte im März erfolglos versucht, in Moskau zu vermitteln. Ein weiteres Gespräch will er nicht ausschließen. "Ich habe immer deutsche Interessen vertreten. Ich tue, was ich kann. Wenigstens eine Seite vertraut mir." Nicht die deutsche Seite, schreibt Katrin Bennhold. (Foto: Johannes Arlt)
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