“Gibt kein Thema, das man nicht anschneiden kann” – Yasmin Polat spricht über Journalismus und Social Media.


Realität vs. Social Media: "TikTok wird das neue Instagram und vielleicht sogar die Zukunft des Streamings", wirft Yasmin Polat als These in den turi2 Clubraum. Die Journalistin spricht mit Moderatorin Tess Kadiri und Chefredakteur Markus Trantow über ihre Arbeit und die große Rolle, die Social Media in ihrem Leben spielt. Polat ist sich der "toxischen" Algorithmen von TikTok & Co bewusst, findet die Apps aber "hilfreich". Auch, aber nicht nur für ihren Job: Als Moderatorin vom Spotify-Originals Podcast Fomo - Was habe ich heute verpasst, stellt sie sechs Mal wöchentlich die wichtigsten Nachrichten vor. Alles, was "man wie beim Swipen durch's Telefon so findet".

Nachrichten liest Polat ausschließlich online. "Ich scrolle durch den Feed, wenn ich im Bus sitze oder während ich Kaffee trinke". Eine "umständliche große Zeitung" würde die studierte Islamwissenschaftlerin nicht mehr aufschlagen. Dass das zu "viel zu viel" Handy-Konsum führt, ist Polat klar. Gedrucktes liest sie trotzdem nur noch in Form von Büchern. Ihr eigener Roman ist zurzeit "in einer Art Brutstätte" – auch darin soll TikTok eine Rolle spielen. Grundsätzlich findet sie, dass es auch auf Social Media "kein Thema gibt, das man nicht anschneiden kann". Die Frage sei eher, wann etwas "zu privat erzählt ist" und "wie verletzlich man sich macht".

Der Kehrseiten von Social Media ist sich Polat bewusst. Sie stimmt zu, dass Journalistinnen nicht mehr sicher sind, wenn sie ihren Job machen. Durch das Internet nehme Hass und Hetze "eine total krasse Dynamik an". Kadiri verweist auf den aktuellen Fall des Redakteurs Imre Grimm, der online Todesdrohungen erfahren hat. Viel schlimmer sei jedoch, dass die Staatsanwaltschaft die Ermittlungen zunächst eingestellt habe, weil "ein öffentliches Interesse an der Straf­verfolgung des Beschuldigten nicht ange­nommen werden" könne. Trantow findet, der "eigentliche Skandal" ist, dass Medienschaffende mittlerweile selbst für ihren Schutz sorgen müssen, weil der Staat es nicht mehr schaffe.

Im turi2 Clubraum diskutiert Tess Kadiri jeden Freitag um 12 Uhr mit einem prominenten Gast und einem Mitglied der turi2-Redaktion die Themen der Woche und spricht über Leben und Werk des Gastes. In der kommenden Woche wird "Playboy"-Verlegerin Myriam Karsch zu Gast sein.
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