“Handelsblatt”: Westliche Konzerne finanzieren Propaganda von Lukaschenko mit.  

Fragwürdiges Werbeumfeld: Überwiegend westliche Unternehmen schalten Werbung im weißrussischen Fernsehen, schreibt Mathias Brüggmann im "Handelsblatt". Firmen wie Henkel und Nestlé würden damit die Staatspropaganda von Diktator Alexander Lukaschenko unterstützen. Eine Analyse der Menschenrechtsgruppe Libereco habe ergeben, dass 63 % der insgesamt 874 in einer Woche ausgestrahlten Werbespots von westlichen Konsumgüter-Konzernen stammen. Mit den daraus entstehenden Einnahmen finanzieren sich die drei Staatssender Belarus 1, ONT und CTV.

Spot-Spitzenreiter ist Procter & Gamble, von dem US-Konzern sind binnen einer Woche rund 100 Spots zu sehen gewesen. Zum Unternehmen gehören z.B. die Marken Pampers, Ariel und Oral-B. Auf den Plätzen danach folgen der Schweizer Lebensmittel-Gigant Nestlé mit 79 Spots und der US-Süßwarenhersteller Mars mit 44 Spots. Rang vier belegt der deutsche Hersteller Henkel mit 43 Spots. Libereco-Vorsitzender Marco Fieber wirft den Firmen fehlendes Unrechtsbewusstsein vor: Die "katastrophale Menschenrechtslage" in Weißrussland sei ihnen "vollkommen egal". Die Werbeclips seien schließlich auch im Umfeld politischer Sendungen zu sehen. Erst vor kurzem musste etwa der regierungskritische Blogger Roman Protasewitsch ein erzwungenes Geständnis im Fernsehen abgeben. Henkel sagt auf "Handelsblatt"-Anfrage, man beobachte die Situation in Weißrussland "mit Sorge", man sei daher im "systematischen Austausch" mit Politikerinnen. Procter & Gamble handle "stets im Einklang mit den gesetzlichen Vorgaben" und orientiere sich an den Unternehmenswerten.
handelsblatt.com, lphr.org