Hans Magnus Enzensberger, 93, ist tot. Der Publizist ist am Donnerstag in München gestorben, teilen die Verlage Suhrkamp und Hanser mit. Sein Name zählt zu den bedeutendsten im deutschen Literaturbetrieb seit dem 2. Weltkrieg, er veröffentlichte Gedichte und Essays, war als Herausgeber und Übersetzer aktiv. Enzensberger war auch Autor, u.a. bei "Spiegel" und "FAZ", und Träger des renommierten Georg-Büchner-Preises. Bevor er für den "Spiegel" schrieb, kritisierte er die Sprache des Blattes 1957 als Nachwuchskritiker in einer Radiosendung: "Das 'deutsche Nachrichtenmagazin' ist kein Nachrichtenmagazin." Er wurde 1929 im Allgäu geboren. 1957, mit gerade einmal 28 Jahren, legte er mit dem Gedichtband "verteidigung der wölfe" den ersten sichtbaren Grundstein seiner literarischen Karriere.

In der "Süddeutschen Zeitung" würdigt ihn Lothar Müller als "einen der letzten Intellektuellen Nachkriegsdeutschlands". Dabei habe selten "jemand so schnell und so erfolgreich wie Enzensberger Schlüsselpositionen in der Infrastruktur der Kulturindustrie besetzt und zugleich nicht minder erfolgreich die Fiktion aufgebaut, der 'Betrieb', das seien immer die anderen." Jürgen Habermas erinnert sich ebenfalls in der "Süddeutschen" an seinen einstigen Weggefährten: Er habe "auf literarisch einzigartige Weise die Plastizität des menschlichen Geistes verkörpert". In der "taz" schreibt Jochen Schimmang über Enzensberger, dass dieser "die Tendenzen der Zeit oft sehr früh erkannt hat, dem Zeitgeist also vorausgeeilt und ihm nicht hinterhergejagt ist". Ähnlich beschreibt es Paul Ingendaay in der "FAZ": "Hans Magnus Enzensberger war in allen Facetten und über die Jahrzehnte hinweg nicht nur der intellektuelle Puls einer frecheren, interessanteren Bundesrepublik; er war ihr weltläufigster Vertreter und dem eigenen Land oft weit voraus."
spiegel.de, sueddeutsche.de (Nachruf, €), sueddeutsche.de (Habermas, €), taz.de, spiegel.de (Beitrag von 1957), faz.net, turi2.de (Background)

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