RTL-Geschäftsführer Henning Tewes will über Werbe-Verbot bei ARD und ZDF diskutieren.


Werbung für Werbeverbot: Henning Tewes, Geschäftsführer von RTL und TVNow, tritt zum großen Interview in der "FAZ" an. Er spricht mit Michael Hanfeld zunächst, eher ohne sich festzulegen, über Streitfragen wie geschlechtergerechte Sprache, die Zusammenarbeit mit Gruner + Jahr und erklärt die Info-Offensive des Senders. Zum Ende des Gesprächs wird Tewes medienpolitisch und nimmt ARD und ZDF ins Visier. Er kritisiert die Bespielung von Dritt-Plattformen. Die Praxis erschwere es privaten Medienhäusern wie RTL oder der "FAZ", "dort Reichweiten zu monetarisieren und mit ihren eigenen Inhalten Geld zu verdienen". Außerdem bringt er angesichts steigender Einnahmen aus dem Rundfunkbeitrag ein Werbeverbot für die Öffentlich-Rechtlichen ins Spiel. Nach dem Auftrag der Sender müsse die Finanzierung diskutiert werden und die Option, "die TV-Werbung dem privaten Markt zu überlassen".

In der Diskussion um geschlechtergerechte Sprache wolle RTL seine Zuschauerinnen "nicht bevormunden oder erziehen", sagt Tewes. Auch in seinem Sender gebe es "leidenschaftliche 'Genderer'", das sei für bestimmte journalistische Marken "sicher angemessen". "Inwieweit es auch zu RTL passt, diskutieren wir."

Zur Verbindung von RTL und Gruner + Jahr versucht Tewes Befürchtungen zu nehmen, der Verlag werde ein Anhängsel der Sendergruppe: "Gruner + Jahr hat seit Jahrzehnten eingeführte, starke Marken, die ja vielleicht für ein Streaming- und Fernsehpublikum noch konsequent weiterentwickelt werden können", umgekehrt gebe es diese Marken auch bei RTL.

Zum Zusammenspiel von Streaming und TV erklärt Tewes, dass der Sender im TV künftig noch stärker auf Events setzen will – sie begleiten oder selbst schaffen. Die Mediathek TVNow, die bald als RTL+ firmiert, setzt dagegen mehr auf individuelle Wünsche der Nutzerinnen.
faz.net (Paid), dwdl.de, turi2.de (Background)

Mitarbeit: Markus Trantow