Hitzige Debatte, chaotische Moderation: Das Medienecho zum TV-Triell bei ARD und ZDF.

Zweite Runde: Beim zweiten TV-Triell am Sonntagabend bei ARD und ZDF haben sich die Kanzler­kandidatinnen Annalena Baerbock, Armin Laschet und Olaf Scholz einen lebhaften Schlagabtausch geliefert. Der Wahlkampf nimmt Fahrt auf, so der Tenor der Presse. Insbesondere bei Laschet und Scholz sei der Ton "angriffslustig" gewesen, schreibt z.B. die Tagesschau. Ein großer Streitpunkt war etwa die Razzia in Scholz' Finanzministerium. Laschet habe Scholz "bei fast jedem Thema" attackiert und damit "ungewöhnlich deutliche Reaktionen" bei ihm ausgelöst, schreibt der Spiegel. Baerbock habe sich dagegen weitgehend aus dem Wortgefecht der Männer rausgehalten und stattdessen mit eigenen Botschaften gepunktet. "Tagesspiegel"-Autor Christian Tretbar bezeichnet die Grünen-Politikerin als "lachende Dritte". Sie habe "unverkrampft" agiert, "vielleicht auch, weil sie aktuell nur noch wenige Chancen auf das Kanzleramt hat".

Teils scharfe Kritik gibt es im Netz an der Moderation des Triells, ZDF-Talkerin Maybrit Illner und ARD-Chefredakteur Oliver Köhr: "Das Ausmaß, in dem die Moderatoren die Möglichkeit verschenken, Millionen Menschen anzusprechen, die sich nur alle vier Jahre intensiv mit Politik beschäftigen, finde ich ernsthaft bestürzend", twittert Medienjournalist Stefan Niggemeier. "Zeit"-Journalistin Yasmine M'Barek empfindet die Moderation als "unnormal suggestiv". "Bild"-Vize Paul Ronzheimer hätte gerne gehört, wie die Kanzlerkandidaten "die Situation in Afghanistan bewerten und Deutschlands Rolle in der Welt". Es sei "Wahnsinn, dass das ARD und ZDF offenbar nicht interessiert". "Handelsblatt"-Chefredakteur Sebastian Matthes beschreibt die Sendung als Chaos: "Moderatoren reden durcheinander, Kandidaten interviewen sich gegenseitig, im Hintergrund fällt irgendwas um, thematisch wird wild gesprungen". DWDL-Chefredakteur Thomas Lückerath bilanziert: "Ein Triell und fünf Verlierer."

Während des Triells hat ein lautes Geräusch im Studio für Verwunderung gesorgt: "So wie es rumpelt im Studio, so spannend wird die Bundestagswahl", reagiert Baerbock spontan dazu. Offenbar ist im Gang hinter dem Studio ein Gegenstand umgefallen, teilt das ZDF auf dpa-Nachfrage mit. Im weiteren Verlauf der Sendung fällt Baerbock dann noch ein technischer Defekt der Redezeit-Uhr auf: "Wenn ich das der Fairness halber sagen darf: Die Uhr von Herrn Scholz läuft aber weiter." Schon wenig später hatten ARD und ZDF das Problem in den Griff bekommen.
ardmediathek.de (96-Min-Video), t-online.de, Foto: Michael Kappeler/dpa