Mächtig viel Theater: Der Verleger der "Berliner Zeitung", Holger Friedrich, hat bei einem Bühnen-Gespräch am Donnerstagabend in einem Theater in Görlitz Kritik an der deutschen Medienlandschaft geübt. Beim Umgang der Medien mit dem Osten fehle ihm die "Ebenenkonformität". Seiner Meinung nach seien etwa die Journalisten der "Zeit im Osten" nicht frei in dem, was sie schreiben. Als Beispiel gilt ihm ein Interview, das schiefgegangen sei. Er nehme die "Zeit im Osten" als von einer Zentrale in Hamburg gesteuertes "kleines Kolonialwarengeschäft" wahr. In der Berichterstattung fehle zudem die "transformatorische Erfahrung", die Menschen im Osten durch die Wende gemacht hätten.
Kritik gibt es zudem am "Spiegel" und dessen Chefredakteur Dirk Kurbjuweit. Friedrich bedauert, dass der Journalist die Einladung zu dem Gespräch in Görlitz nicht angenommen hat. Im Streit mit dem Nachrichten-Magazin um den Text "Die Alternativmedienmacher" betone er, dass man dem "Spiegel" in einem Vergleich "mindestens einen Fehler" nachgewiesen habe. Dem Satiriker Jan Böhmermann wirft Friedrich vor, durch wirtschaftliche Verflechtungen mit dem ZDF "hochkorrumpiert" zu sein.
Gleichzeitig verteidigt Friedrich die Arbeit der "Berliner Zeitung", in der zuletzt immer wieder Historiker darüber diskutiert haben, ob man die DDR eine Diktatur nennen dürfe: "Wir sind die einzige Zeitung in Deutschland, die in der Hand von Ostdeutschen ist. Insofern dürfen wir bitte auch mal eine ostdeutsche Perspektive in einer deutschen Zeitung bringen." Zudem betont Friedrich die "Soft Power" westlicher Gesellschaften – die Presse-, Kunst- und Meinungsfreiheit – die es zu verteidigen gelte.
sueddeutsche.de (€), berliner-zeitung.de, youtu.be (ca. 2-Std-Video)
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